Frage an Wolfgang Gehrcke-Reymann von Gisela B. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Gehrcke-Reymann,
kann es nicht doch in Ausnahmefällen geboten sein, Soldaten im Ausland einzusetzen z.B. in Dafur oder Afghanistan, um schlimmste Menschenrechts- verletzungen zu verhindern? Meinen Sie nicht, dass Afghanistan in einem Bürgerkrieg versinkt, wenn der Westen seine Truppen dort abzieht?
Zum ersten Mal seit Jahrzehnten gibt es in Afghanistan keinen Krieg. Halten Sie einen Wiederaufbau des Landes ohne militärischen Schutz für möglich? Heisst Solidarität nicht auch, dass wir einen Beitrag leisten sollten, dass die Taliban nicht erneut Afghanistan einer Schreckensherrschaft unterwerfen?
Sehr geehrte Frau Brandt,
selbstverständlich gibt es Fälle, da eine militärische Präsenz auf völkerrechtlich einwandfreier Grundlage Menschenrechtsverletzungen und Völkermord an Zivilisten verhindern kann. Ruanda war ein solches Beispiel. Auch die Stationierung von Blauhelmtruppen mit Zustimmung der Konfliktparteien im Südsudan habe ich für akzeptabel gehalten und mich so auch öffentlich erklärt.
Ganz anders allerdings sieht es mit dem Einsatz in Afghanistan aus. Die „Stabilität“, die dort geschaffen wird – auch mit Hilfe deutscher Truppen -, ist eine Stabilität der Drogenbarone, die das Land unter sich aufteilen. Im Übrigen ist es die geostrategische Absicht, die USA in Afghanistan zu entlasten, um ihnen freie Hand im Irak zu verschaffen. Zusätzlich fehlt noch immer eine völkerrechtlich saubere Grundlage. Darum plädiere ich dafür, die deutschen Soldaten zurück zu holen.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Gehrcke