Frage an Wolfgang Gehrcke-Reymann von Maren T. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Gehrcke-Reymann,
wir interessieren uns aufgrund der kommenden Bundes- als auch Landtagswahl sehr für die zur Wahl stehenden Parteien. Wir haben uns mit dem Wahlprogramm Ihrer Partei beschäftigt (sowohl über ihre offizielle Internetseite als auch über den Wahl-o-mat der Bundeszentrale für politische Bildung) und interessieren uns für folgende Punkte:
„Die Linke“ setzt sich dafür ein, dass es ein größeres Angebot für Ausbildungen gibt. Allerdings ist unserer Meinung das Problem weniger, dass es zu wenige freie Ausbildungsstellen gibt, sondern dass Arbeitssuchende nicht die für die Stellen notwendigen Qualifikationen haben.
Die Frauenquote, für die sich Ihre Partei einsetzt, halten wir für sinnlos, da sie Frauen zwar eine Aufstiegschance ermöglicht, jedoch schnell das Vorurteil schafft, Frauen in Führungspositionen hätten diese nur auf Grund der Quote und nicht wegen dieser Leistung. Außerdem ist es ungerecht, dass man sich bei zwei Bewerbern unterschiedlichen Geschlechts bevorzugt für die Frau entscheiden soll, da hierbei nicht die Leistung des Bewerbers berücksichtigt wird. Besser finden wir es, wenn Sie sich dafür einsetzen würden, dass auf Bewerbungsformularen das Geschlecht, die Herkunft und ein Foto nicht mehr vorhanden sein muss und so auf Grund dieser Kriterien keine Vorauswahl mehr getroffen werden kann.
Was wir allerdings gutheißen, ist, dass Sie sich für Volksentscheide auf Bundesebene einsetzen. Dabei interessiert es uns, inwieweit Sie diese durchführen möchten.
Über eine baldige Antwort würden wir uns sehr freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Maren Teschauer &
Jana Küllmer
Sehr geehrte Frau Teschauer, sehr geehrte Frau Küllmer,
vielen Dank für Ihr Interesse. Zum ersten Problemfeld "Ausbildung" meine ich, beides ist ein Problem: Die Anzahl der offenen Ausbildungsplätze reicht immer noch nicht aus und die Qualifikation von Schulabsolventen muss besser werden. Hinzu kommt ein Drittes und Viertes: Es müssen so viele Ausbildungsplätze da sein, dass junge Menschen nicht nur der Not gehorchen, sondern einen Beruf wählen können, der ihren Neigungen entspricht. Geschlechtertradierte Berufsempfehlungen und Rollenbilder müssen durchbrochen werden.
Eine Frauenquote hat sich weltweit bewährt - von den USA über Kurdistan bis nach Deutschland - und Türen geöffnet, die Frauen bis dahin verschlossen waren. Dem Vorurteil, dass Frauen nur als Quotenfrauen in Führungspositionen kommen, muss man nicht nachgeben, sondern entgegentreten. Blindbewerbungen für Männer und Frauen wären ein wichtiger Fortschritt, weil es ja auch massive Vorurteile beispielsweise gegen Menschen gibt, die keinen deutschen Namen haben.
Zur Frage Volksentscheide plädiert DIE LINKE dafür, das Grundgesetz in dieser Frage zu ändern, dann sind auch Volksentscheide auf Bundesebene zu wichtigen politischen Fragen durchführbar.
Mit freundlichen Grüßen,
Wolfgang Gehrcke