Frage an Wolfgang Gehrcke-Reymann von Philipp H. bezüglich Kultur
Sehr geehrter Herr Gehrcke,
je näher ich mich mit der Linken beschäftige, desto mehr habe ich das Gefühl, dass es die Linke nur zum Selbstzweck gibt und nicht um wirklich etwas für Deutschland und Deutsche Bürger zu tun. Daher drei knappe und einfache Fragen:
1. Sind Sie stolz Deutscher zu sein und bekennen Sie sich zu Ihrer Heimat Deutschland?
2. Wie ist es eigentlich möglich, dass Politiker etwas für das Land und die Leute erreichen wollen oder zumindest behaupten dies zu tun aber sich nicht mit dem Land und dem Volk welches Sie vertreten wollen identifizieren können ?
3. Welches Verhältnis haben Sie zu den althergebrachten Symbolen und Institutionen Deutscher Nationalstaatlichkeit, sowie zu Deutschen Bräuchen, Sitten und Traditionen im allgemeinen ?
Mit gespannten Grüßen auf Ihre Antwort wartend,
Philipp Held
Sie fragen, ob ich stolz darauf bin, ein Deutscher zu sein.
Meine Antwort:
Wie kann ich auf etwas stolz sein, wofür ich gar nichts geleistet habe? Schon bei meiner Geburt hat meine Mutter die Hauptarbeit gehabt, mein Mitwirken war eher gering. In Deutschland geboren zu sein, mag historisch kein Zufall gewesen sein – kann aber für mich auch kein Grund zu besonderem Stolz sein, denn dafür habe ich noch weniger geleistet als für meine Geburt.
Aber da ich nun mal in Deutschland geboren und aufgewachsen bin, wurde ich auch von den vielen Licht- und Schattenseiten der deutschen Geschichte und Kultur mitgeprägt. Ich bin glücklich z.B. über die großen künstlerischen, philosophischen, sozialen und wissenschaftlichen Werke, die von deutschen Frauen und Männern geschaffen worden sind, unter ihnen viele jüdischer Herkunft wie Karl Marx, Felix Mendelsohn-Bartholdy, Heinrich Heine, Rahel Varnhagen, Bertha Pappenheim und Lise Meitner. Ihrem humanistischen Erbe fühle ich mich ebenso verpflichtet, wie ich eine historische Verantwortung für die Verbrechen trage, die in deutschem Namen begangen worden sind.
Die Licht- wie die Schattenseiten gehören zu Deutschland. Ohne diese beiden Seiten wahrzunehmen und immer tiefer zu ergründen, kann ich meine Aufgabe als Politiker nicht verantwortungsvoll erfüllen: Alles zu fördern, was der Gerechtigkeit, dem Frieden, der Solidarität zwischen den Menschen und überall in der Welt dient; alles zu unterstützen, was das Leben der Menschen menschenwürdiger und freier macht; und alles politisch zu bekämpfen, was diesen Zielen und Aufgaben entgegensteht.
Für die Verwirklichung dieser Ziele haben sich in der Geschichte Deutschlands Generationen von Menschen eingesetzt: Im Bauernkrieg wie in der 48-er Revolution, in der modernen Arbeiterbewegung wie in der Friedensbewegung, Frauen und Männer in Wissenschaft, Kunst, Kultur und Politik. Ihnen fühle ich mich verbunden, mit ihren Symbolen kann ich mich identifizieren: vom Bundschuh bis zur Friedenstaube. Ihre Musik, Literatur und Bilder verehre ich und ihre Lieder singe ich.
MdB Wolfgang Gehrcke