Frage an Wolfgang Gehrcke-Reymann von Frank S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Hallo lieber Herr Gehrke,
Bin nach 10 Jahren in England und Irland seit 4 Monaten in Wiesbaden wohnhaft und moechte mich politisch engagieren. Ich bin den LINKEN doch natuerlich sehr zugeneigt, moechte aber trotzdem von Ihnen gerne wissen, warum ich mich bei den LINKEN aktiv an der politischen Arbeit beteiligen sollte? Was unterscheidet die Partei grundsaetzlich von den anderen?
Liebe Gruesse,
Frank Schulze
Sehr geehrter Herr Schulze,
ich raufe mir die Haare, dass ich Ihre Frage, warum man eigentlich Mitglied der LINKEN werden soll, erst jetzt beantworte. Schmach und Schande über mich, Ihr Schreiben ist mir einfach durch gerutscht, dabei ist es eine tolle Frage. Ich hoffe, dass möglichst viele Ihre Frage und meine Antwort lesen.
Wissen Sie, es gibt Menschen, die brauchen keine Partei, um ihre politischen Ziele durchzusetzen, die sind bekannt genug oder haben genügend oder verfügen über eine eigene Zeitung, einen eigenen Rundfunk- oder Fernsehsender… Diese Bürgerinnen und Bürger können sich eine Partei leisten, wenn sie wollen, aber sie brauchen keine. Wir Normalos müssen uns mit anderen zusammenschließen, um politisch etwas zu erreichen. Zu diesem Zweck sind Parteien überhaupt entstanden.
Wenn man verhindern will, dass Deutschland Krieg in aller Welt führt, müssen möglichst viele NEIN sagen, in- und außerhalb der Parlamente. DIE LINKE ist die einzige Partei, die das konsequent macht.
Wenn man überzeugt ist, dass die völlig ungerechte Verteilung von Armut und Reichtum weder natur- noch gottgewollt ist, sondern Menschenwerk, dann müssen Menschen diese Verteilung mit politischen Mitteln ändern. Das will die LINKE.
Für mich ist der kategorische Imperativ von Marx, „alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“, der Inhalt von Sozialismus. Ich denke, man kann Mitglied der LINKEN werden, um für eine solche Gesellschaft, für ein solches Zusammenleben weltweit, zu kämpfen.
Parteien haben aber auch Tücken und Macken aus ihrer Natur heraus. Parteien streben nach Mehrheiten, Mehrheiten und Wahrheiten aber sind nicht unbedingt identisch; Parteien streben nach Macht, das ist nicht unbedingt das Emanzipatorischste. Deshalb ist eine kritische Distanz sinnvoll, auch und gerade, wenn man Mitglied einer Partei wird bzw. ist.
Ich würde mich freuen, wenn wir als Genossen einander über den Weg laufen.
Mit solidarischen Grüßen
Wolfgang Gehrcke