Frage an Wolfgang Gehrcke-Reymann von Helmut S. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Ethnische Vertreibung in der Westbank?
Sehr geehrter Herr Gehrcke-Reymann,
in der Area C der Westbank, die 62 % der Gesamtfläche der Westbank abdeckt, leben heute noch 5,8 % der palästinensischen Westbank-Bevölkerung.
Sind Sie der Meinung, dass dies den Tatbestand der Ethnischen Vertreibung erfüllt?
MfG
Helmut Suttor
Sehr geehrter Herr Suttor,
mit Sicherheit müssen die Aktivitäten Israels in den C-Gebieten der besetzten palästinensischen Gebieten genau beobachtet werden. Israel möchte diese Gebiete annektieren. Das ist kein neues Projekt, schon im Osloer-Vertrag zeichnete sich diese Tendenz ab. Nun zur Frage der Ethnischen Vertreibung. Die Area C macht, wie sie richtig beschreiben, 60 Prozent der okkupierten Territorien aus. Es handelt sich im wesentlichen aber um arides oder semiarides Land, das schon immer eine geringe Bevölkerungszahl aufzuweisen hatte. Vor dem 6. Tage-Krieg 1967 lebten am Jordanufer, das zur Area C, gehört 300.000 palästinensische Flüchtlinge, die 1948 aus anderen Teilen Palästinas geflüchtet waren. Sie lebten in Flüchtlingslagern. Als die Israelis diese Gebiete besetzten und die Welt den Sieg Israels bejubelte, vertrieb die Israelische Armee diese Bewohner, ohne dass international davon Kenntnis genommen wurde, da man ja an dem Schicksal der Palästinenser nicht interessiert war. Ohne mich jetzt dafür verbürgen zu können, glaube ich, dass die Palästinensische Bevölkerung seit 1967 in Area C nicht höher als die 5,8 Prozent war. Dennoch halte ich Auffassungen, dass es eine bewusste Politik Israels gibt, die arabisch palästinensische Bevölkerung in Area C zu dezimieren, für wahrscheinlich richtig.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Gehrcke