Frage an Wolfgang Gehrcke-Reymann von Julian S. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Gehrcke,
gerade lauschte ich interessiert Ihren Ausführungen zum Truppenabzug aus Afghanistan, und grundsätzlich stimme ich Ihrer Meinung über die Notwendigkeit der Selbstbestimmung der Afghanen zu, insbesondere Ihrer Aussage zur Stärkung der Taliban durch das Gefühl des Besetztseins. Allerdings habe ich eine Frage zur Forderung, dem afghanischen Volk die Möglichkeit zu bieten, die Wirtschaft betreffende Entscheidungen fällen zu dürfen. Dürfen wir das denn? Also ich, mein Nachbar, mein Briefträger? Das wäre mir nämlich neu. Auch in Deutschland haben die Bürger nicht viel zu bestimmen, wenn es um Wirtschaftsentschlüsse geht. Oder habe ich die letzte Volkabstimmung zu Bankenfusionen oder sonstigen Verteilungen von Finanzmitteln verpasst? Welche Institution verstaatlicht oder privatisiert wird, wird doch über die Köpfe der Bürger hinwegentschieden. Natürlich besitzt ein Großteil der Bevölkerung nicht die notwendige Kompetenz, nicht das notwendige Wissen, um eine adäquate Entscheidung treffen zu können - was aber kein spezielles Problem Deutschlands ist - , daher bin ich der Meinung, daß nicht alles für Volksabstimmungen geeignet ist. Es dürfte aber, um auf die Wirtschaft zurück zu kommen, schwierig sein, einem anderen Land Dinge beizubringen, bei denen man nicht selbst mit gutem Beispiel voran geht. Oder habe ich Sie so zu verstehen, daß jeder aus dem Volk die Möglichkeit haben muss, sich in die dementsprechenden Ämter wählen zu lassen und anschließend Entscheidungen zur Wirtschaft treffen zu können?
Mit freundlichen Grüßen
Julian Strohmaier
Sehr geehrter Herr Strohmeier,
es geht ganz einfach um die volle Souveränität Afghanistans, auch in Fragen der Wirtschaftspolitik. Das heißt, dass kein Land sich aufschwingen darf, zu diktieren, was privatisiert wird oder sozialisiert, was investiert wird und wo.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Gehrcke