Portrait von Wolfgang Gehrcke-Reymann
Wolfgang Gehrcke-Reymann
DIE LINKE
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Wolfgang Gehrcke-Reymann zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Ralf O. •

Frage an Wolfgang Gehrcke-Reymann von Ralf O. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sehr geehrter Gehrcke-Reymann.

1) in der Frage der Weltwährungen scheint einige Dynamik hineinzukommen.Während Obama und Merkel von China fordert, den Renminbi aufzuwerten, haben sich China und Frankreich zusammengetan, um den Dollar als weltweite Reservewährung durch eine Korbwährung, die vom IWF aufgrund von Quoten ausgegeben werden soll ,zu ersetzen.China hat nun erstmals Schuldanleihen des IWFs gekauft,mittels IWF-Reform die Stimmrechte der sich entwickelnden Staaten (zu Lasten der Europäer und nicht der USA) erhöht und Frankreich liebäugelt den IWF zur Weltzentralbank umzubauen.Wie steht die Linke zu diesen Plänen?Inwieweit sehen sie diese als realistisch und sehen sie den Dollar nicht mehr als internationale Leitwährung an? Wie sähe diese neue Leitwährung dann aus( schwacher Dollar, schwacher Euro, Rest Yuan und Yen)?

2) Nach der Hetze des Massenblatts BILDzeitung gegen den Euro, hat nun die FAZ--in linken Kreisen als Zentralorgan des deutschen Großkapitals verschrien- vermehrt Artikel, die gegen Merkels/Westerwelles Euro Stimmung machen. Zum einen ein Olaf-Henkel (Ex-BDI-chef)- Interview, das die Zweiteilung der Eurozone fordert, dann Prof. Werner Plumpe, der eine Auflösung des Euros nicht als wichtig oder gar katastrophal einschätzt und nun zuletzt ein Interview mit Ex-Thyssenchef Spethmann, in dem dieser die Rückkehr zur DM und dann mittels Neuverhandlungen mit Frankreich eine Zweiteilung der Eurozone in einen Nord- und Südeuro ala Henkel fordert.Er sieht auch schon einen neuen Ludwig Erhardt--ich tippe auf Guttenberg--der dies vollbringen könnte . Wie sehen sie das? Rückkehr zur DM, Nord-und Südeuro oder Euro?

3) Wie stehen sie zu den von der SPD und den Grünen geforderten Eurobonds? Wo sind die Vor-und Nachteile?Oder hat Merkel recht, wenn sie dies als Anfang einer Transferunion sieht?

4) Lötzschs Kommunisusmrede-bitte ein Kommentar von Ihnen.Warum gibt esnoch die Kommunistische Platform, Marx 21 oder ähnliches?

Mit freundlichen Grüßen

Ralf Ostner

Portrait von Wolfgang Gehrcke-Reymann
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Ostner,

zu Ihren ersten drei Fragen möchte ich Sie an meine Fraktionskollegen Sahra Wagenknecht, Ulla Lötzer und Axel Troost sowie Michael Schlecht verweisen. Ich bin in diesen Fragen kein Experte und habe allenfalls eine persönliche Meinung dazu.
Zu Ihrer vierten Frage: Immer wieder wird uns Linken ans Herz gelegt, andere Linke wegen ihrer Positionen zu schuriegeln. Aber im Unterschied zu vielen unserer Gegner haben wir aus dem Stalinismus die Lehre gezogen, dass wir auch in unseren Reihen Meinungspluralismus absichern. Gesine Lötzsch hat in eine Debatte, zu der sie eingeladen war, ihre Meinung geäußert. Die muss sie von niemandem absegnen lassen. Ich halte es ebenso. Das Recht, in der linken Debatte seine Meinung zu sagen, auch wenn sie keine Mehrheit findet oder manchen auf die Füße tritt, werde ich immer verteidigen, das gilt auch für die Kommunistische Plattform und Marx 21, die ich verteidigen würde, obwohl ich in einigen wichtigen Fragen andere Positionen vertrete. In der Politik ist niemand dagegen gefeit, Fehler zu machen, auch nicht diejenigen, die glauben, die Wahrheit zu kennen. Fortschritt entsteht oft eher aus genialen Fehlschlüssen als aus dem immer wieder Betonen des scheinbar immer schon Gewussten. Organisationen, die verändern wollen, in der Wirtschaft nennt man das innovativ sein, müssen radikales Denken nicht nur zulassen, sondern fördern. Sagen zumindest die Unternehmensberater. Und fehleroffen sein. In der Politik und auch von den Wählerinnen und Wählern wird m. E. viel zu viel danach geurteilt, ob die eigene Position bestätigt wird, als danach, ob ein interessanter neuer Gedanke ins Spiel gebracht wird. Die Mehrheit in unserem Land ist der Meinung, dass der Kapitalismus das Problem ist und nicht die Lösung. Die Lösung müsste dann gefunden werden und dazu muss man sie suchen.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Gehrcke