Frage an Wolfgang Gehrcke-Reymann von André M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Gehrcke,
wie steht die Die.Linke-Fraktion, deren außenpolitischer Sprecher Sie sind, zur Verleihung des Friedensnobelpreises an Liu Xiaobo? Ich frage vor dem Hintergrund der Tatsache, daß auf dem Gründungsparteitag Ihrer Partei im Jahr 2007 eine Delegation der Kommunistischen Partei Chinas als Ehrengast anwesend war, daß die Linke also offenbar freundschaftliche Beziehungen zur chinesischen KP unterhält.
Mit freundlichen Grüßen,
André Meyer
Sehr geehrter Herr Meyer,
ich bin nicht sehr glücklich damit, dass der Friedensnobelpreis, wie schon bei der Verleihung an Präsident Obama, als politische Demonstration missbraucht wird. Langfristig schadet das dem Nobelpreis und entwertet ihn. Es ist für mich insofern fraglich, ob Liu Xiaobo eine gute Wahl war. Der Charta 08, dessen Autorschaft ihm vorgeworfen wird, wird ein neoliberaler Geist nachgesagt; damit ist sie keine Charta, der ich persönlich zustimmen würde. Aber sie muss durch die Meinungsfreiheit geschützt sein. Für den Schutz von Freiheitsrechten, die beileibe nicht nur in China gefährdet sind, setzt sich DIE LINKE (die Sie sicher meinen, wenn Sie von PDS sprechen) als konsequente Bürgerrechtspartei ein; das ist unter anderem eine Konsequenz aus unserer eigenen Geschichte.
Ich würde mir von der Chinesischen Regierung einen gelasseneren Umgang mit der Vergabe des Friedensnobelpreises wünschen.
Ich vermute, dass die schwarz-gelbe Bundesregierung und vor allem die CDU viel regelmäßiger und intensiver mit der KP Chinas zusammensitzt; darauf kann die LINKE nur neidisch sein.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Gehrcke