Frage an Winfried Hermann von Martin von K. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Hermann
halten Sie es für möglich eine Norm für Batterien in Kraftfahrzeugen einzurichten und verpflichtend vorzuschreiben, zumindest was Form, Größe und Lage der Kontakte angeht?
Und halten Sie es für möglich mit Hilfe einer derartigen Norm das "Stromtanken" durch den schnellen Austausch der Batterien - versehen mit einem "Pflichtpfand" - an allen (größeren) Tankstellen zu ermöglichen, um somit dem Elektroauto eine bessere Infrastruktur zu bieten?
Falls Sie dies nicht für möglich halten, bitte ich Sie die Probleme hierbei zu erläutern.
Mit freundlichen Grüßen
Martin Ketteler
Sehr geehrter Herr von Ketteler,
vielen Dank für Ihre Frage. Die Idee von Batteriewechselstationen wird bisher nur von Shai Agassis Start-Up Betterplace verfolgt. Sie haben dafür Renault Nissan als Partner gewinnen können. Vor einigen Tagen ist in Tokio die erste Batteriewechselstation für einen Modellversuch mit Taxis in Betrieb genommen worden. Bis auf Renault Nissan bisher kein anderer Hersteller Batteriewechselsysteme angekündigt. Eine Normung, wie Sie sie vorschlagen, ist aber erst dann sinnvoll, wenn das Konzept des Batteriewechsels von mehreren Herstellern verfolgt würde. Wenn Betterplace erfolgreich ist, werden sie de facto den technischen Standard definieren. Kommt ein anderer Hersteller ins Spiel würde eine Normung tatsächlich notwendig.
In Europa werden solche technischen Normen von der UN ECE festgelegt. Die grüne Bundestagsfraktion fordert in einem aktuellen Antrag: "Die Bundesregierung setzt sich in allen zuständigen Gremien für eine Standardisierung von Stromanschlüssen für Elektrofahrzeuge, standardisierte Kommunikationsschnittstellen zwischen Fahrzeug und Ladestation und einheitliche Standards für Abrechnungssysteme ein mit dem Ziel, dafür UN-ECE-weite Standards zu schaffen." Batteriewechselsysteme sollten davon miterfasst werden, wenn die oben genannten Bedingungen erfüllt sind. Unseren Antrag finden Sie hier: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/011/1701164.pdf
Batteriewechselstationen an Tankstellen mit einem Pflichtpfand sind eine interessante Idee, wenn es tatsächlich zu einer Verbreitung dieses Systems kommt. Wer eine Reichweite von mehreren hundert Kilometer braucht und dennoch die meisten Fahrten elektrisch zurücklegen will, ist vermutlich mit einem Plug-In-Hybrid am besten bedient. Solche Fahrzeuge werden über eine rein elektrische Reichweite von 20-50 Kilometer verfügen und können an der Steckdose wieder aufgeladen werden. Bei längeren Strecken wird entweder ein Verbrennungsmotor in einem Parallelhybrid zugeschaltet (z.B.Toyota Prius Plug In Hybrid) oder der Motor lädt die Batterie während der Fahrt wieder auf. Dieses als Range Extender bezeichnete Konzept ist als Chevy Volt in den USA bereits in Serienproduktion gegangen und kommt nächstes Jahr als Opel Ampera auf den deutschen Markt. Beide Fahrzeugkonzepte werden weniger als 60 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen und damit die Hälfte dessen, was als Flottendurchschnitt in Europa erst 2015 erreicht werden muss. Wir Grünen fordern daher, alle Fahrzeuge mit einem Ausstoß von weniger als 60 Gramm CO2/km mit einer Kaufprämie von anfangs 5.000 Euro im Rahmen der Kfz-Steuer zu fördern. Die Gegenfinanzierung soll nach französischem Vorbild durch einen Aufschlag auf die Kfz-Steuer für besonders spritschluckende Fahrzeuge erfolgen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Winfried Hermann