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Wiebke Esdar
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Frage von Ralf André L. •

Frage an Wiebke Esdar von Ralf André L. bezüglich Gesundheit

Guten Tag Frau Esdar.

Als Psychologin werden Sie sich sicherlich schon aus beruflichen Gründen über die Thematik "Hanf als Medizin" informiert haben.

Sicher haben Sie auch von den Problematiken in der Praxis gehört: 200-300%ige Preisaufschläge (verglichen mit niederländischen Apotheken) und Versorgungsengpässe. Beides belastet die Patienten und auch die Solidargemeinschaft der Beitragszahler, also jeden von uns, sofern der Hanf auf Kassenrezept verordnet wird.

Es ist also eine für alle Seiten belastende Situation. Gleichzeitig gibt es erfolgreiche Modelle im Ausland wie Cannabis Social Clubs. Unsere Region, Ostwestfalen und Lippe, ist bekannt für gute landwirtschaftliche Erzeugnisse. Unsere Bauern haben Erfahrung mit dem Hanfanbau - nicht nur historisch, auch ganz aktuell. Wir könnten solche Modelle also ebenfalls umsetzen, und damit nicht nur in der Landwirtschaft Existenzen sichern und Neugründungen ermöglichen. In den Vereinigten Staaten ist solch ein Markt bereits entstanden.

Halten Sie es für erstrebenswert und möchten Sie sich dafür einsetzen, dass wir unseren Bedarf an medizinischem Hanf hier vor Ort erzeugen - qualitativ hochwertig, reguliert und kontrolliert?

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr L.,

vielen Dank für Ihre Frage! Erst im letzten Jahr hat der Deutsche Bundestag einstimmig entschieden, dass die Gesetzlichen Krankenkassen ärztlich verschriebene Cannabis-Arzneimittel für schwerkranke Patientinnen und Patienten erstatten können. Trotzdem gibt es in der Praxis nach wie vor Probleme.

Erstens weigern sich viele Krankenkassen, Medikamente auf Cannabisbasis zu erstatten, weil sie deren Wirksamkeit nicht zweifelsfrei erwiesen sehen. Zweitens ist es für Betroffene oft sehr schwierig, überhaupt an Cannabis-Arzneimittel zu gelangen: Viele Apotheken sind gar nicht bereit, die entsprechenden Medikamente zu verkaufen; wenn doch, dann sind sie selbst immer wieder von Lieferengpässen betroffen, weil trotz hoher Nachfrage allein Kanada und die Niederlande Cannabis exportieren. Und das dritte Problem sind die Kosten und hohen Preisaufschläge, die Patientinnen und Patienten aus o.g. Gründen oft selber tragen müssen.

Nach meiner Überzeugung ist die jetzige Situation inakzeptabel. Es darf nicht sein, dass die schwerkranken Betroffenen in ständiger Sorge leben müssen, wie und wo sie ihre ärztlich verschriebenen Arzneimittel erhalten können und dass sie für notwendige Medikamente jeden Monat mit Kosten von mehreren hundert Euro belastet werden.

Ich bin daher der Meinung, dass wir beim Umgang mit Cannabis-Arzneimitteln ein Umdenken brauchen. Ganz grundsätzlich bin ich dafür, das Thema unvoreingenommen zu diskutieren und von einer generellen Kriminalisierung wegzukommen. Vor allem muss aber gelten: Wenn ein schwerkranker Patient von seiner Ärztin Cannabis auf Rezept verschrieben bekommt, dann muss sichergestellt sein, dass er sein Medikament ohne Probleme legal und in hoher Qualität erhält. Monatelange Wartezeiten und hohe Eigenkosten dürfen nicht sein. Deswegen muss geprüft werden, wie die Versorgung mit Cannabis-Arzneimitteln zuverlässig und preiswert sichergestellt werden kann. Staatlich kontrollierter Anbau in Deutschland darf deswegen auch kein Tabu sein, sondern muss ernsthaft erwogen werden.

Ihre
Wiebke Esdar

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