Frage an Wiebke Esdar von Maike S. bezüglich Soziale Sicherung
Die Aufgaben einer MdB sind durchaus kreativ. Die neusten Studien zur Motivation haben gezeigt, dass Menschen ehrenamtlich kreativer sind, als wenn sie für ihre Arbeit bezahlt werden, da Arbeite für Geld die Kreativität bremst.
Würden Sie sich auch ehrenamtlich so für das Volk einsetzen wie sie es jetzt mit Aussicht auf ein weit über Durchschnitt liegenden Gehaltes machen?
Viele Bürger sind der Meinung, dass MdB nicht mehr verdienen sollten, als durchschnittliche eine Akademikerin im sozialen Bereich.
Werden Sie sich für eine Senkung der Diäten einsetzen?
Was halten Sie von der Idee, wenn Sie als MdB jeden Monat 5 Cent pro Stimme, die Sie in ihrem Wahlkreis erhalten haben, an einen gemeinnützigen Zweck spenden?
Sehr geehrte Frau S.,
herzlichen Dank für Ihre Fragen! Da mir Verbindlichkeit am Herzen liegt, versuche ich alle Fragen konkret zu beantworten.
Vorweg: Wie kreativ die Aufgaben von Abgeordneten in welchem Zusammenhang sind, müssen andere beurteilen. Fest steht – da haben Sie Recht -, dass eine intrinsische Motivation (wie bei ehrenamtlichem Engagement) oft kreativer und effektiver ist, als eine rein extrinsische Motivation, sprich wenn jemand nur arbeitet um Gehalt zu bekommen.
Das schließt allerdings nicht aus, dass es nicht auch hauptberufliche Arbeit gibt, die auch intrinsisch motiviert sein kann. Ganz im Gegenteil, ich weiß aus der Motivationsforschung, mit der ich mich im Rahmen meiner Doktorarbeit intensiv auseinander gesetzt habe, dass es in ganz vielen Berufen auf die intrinsische und selbstbestimmte Motivation ankommt um gute Ergebnisse zu erzielen.
Im Übrigen fühle ich mich in dem was ich arbeite auch selbstbestimmt und intrinsisch motiviert und bin mir sicher, das sich das nicht ändern wird.
Ich bin ebenfalls mit Ihnen einer Meinung, dass ehrenamtliches Engagement ein sehr hohes Gut ist. Darum bringe ich mich auch seit mehr als 20 Jahren ehrenamtlich in Sportvereinen, im Bereich Kultur, in zivilgesellschaftlichen Gruppen und in der Politik ein. Als hauptberufliche Politikerin werde ich mich für die Stärkung des Ehrenamtes und von Vereinen in Bielefeld und Werther einsetzen werde.
Und das bringt mich zu der Antwort auf Ihre erste Frage: Sie lautet eindeutig: Ja.
Weil ich das selbst lange getan habe und das auch lange bevor eine Bundestagskandidatur absehbar oder auch nur im Entferntesten von mir gedanklich angestrebt war. Ich war Schwimmtrainerin, bin weiterhin in Vereinen aktiv. Ich war Schulpatin, habe Ferienspiele organisiert, bin eine Sprecherin des Bündnisses gegen Rechts, bin im Beirat der Theater- und Konzertfreunde. Ich habe mich in der Universität ehrenamtlich engagiert und bei der Gewerkschaft. Auch das ehrenamtliche Engagement bei der SPD habe ich seit langen Jahren betrieben.
Zusammengefasst: Ich habe mich bereits ehrenamtlich für die Menschen in Bielefeld eingesetzt und werde das weiterhin tun, unabhängig von einem Mandat.
Zu Ihrer zweiten Frage: Ich werde mich nicht für die Senkung von Diäten einsetzen. Richtig ist, dass Bundestagsabgeordnete gut verdienen, auch mehr als ich derzeit in meinem Beruf als Wissenschaftlerin an der Universität Bielefeld verdiene. Gleichzeitig gibt es andere Berufe, in denen Menschen mehr verdienen als Abgeordnete.
Ich erachte es für wichtig, dass Bundestagsabgeordnete unabhängig agieren können, dafür reichen die aktuellen Diäten aus. Ich kritisiere darum Großspenden und die Abgeordneten, die sehr viel Geld hinzuverdienen, teilweise auch von Interessenverbänden oder Unternehmen. Wer sein/ihr Mandat bestmöglich ausfüllt, hat einen anspruchsvollen Job zu erfüllen und wird wenig Zeit für Nebentätigkeiten haben. Bei Nebentätigkeiten sollte es aus meiner Sicht deutlichere und transparentere Regeln und mehr Maß bei einzelnen Abgeordneten geben.
Zu Ihrer dritten Frage: Ich halte es für richtig gemeinnützige Zwecke durch Spenden zu unterstützen. Das tue ich schon heute in erheblichem Umfang (vierstellig pro Jahr), seit mehreren Jahren und an verschiedene Organisationen. Dies werde ich als Abgeordnete fortführen und deutlich intensivieren. Ich werde im Sinne einer ‚gläsernen Abgeordneten’ meine finanziellen Aufwendungen und Spenden auf meiner Homepage veröffentlichen. Zusagen über Aufwendungen pro Wählerstimme kann und werde ich vor dem Wahlergebnis nicht geben.
Sehr geehrte Frau S., ich hoffe meine Antwort und die darin enthaltenen Überlegungen sind erhellend und zufriedenstellend.
Freundliche Grüße
Wiebke Esdar