Frage an Volker Ratzmann von Antje W. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Ich habe eine konkrete Frage zur Bildungspolitik. Meine Tochter besucht die 3. Klasse an der Grdsch. an der Marie, die sich seit Jahren durch ihr sonderpädagog.Profil auszeichnet. Durch einen Förderausschuss wurde bei meiner Tochter sonderpädag. Förderbedarf festgestellt. Daher erfolgte die Einschulung in eine Integrationsklasse. In den letzten beiden Schuljahren begleitete eine Sonderpädagogin meine Tochter. Aufgrund der Vorgaben des Bez.amtes Pankow konnten so 4 Std. wöchentl. meiner förderungsbedürftigen Tochter zugute kommen.
Im Juni musste ich erfahren, dass die Sonderpädagog.Std. im Bez. Pankow für das Schuljahr 06/07 auf 3 Std. pro Kind gekürzt werden. Diese Kürzung der Std für Sonderpädag.hatte jedoch für die Grdsch. an der Marie, in der viele "I-Klassen" unterrichtet werden, zur Folge, dass die Lehrerausstattung zu hoch ist und Lehrer die Schule verlassen müssen. Zu diesen Lehrern gehört auch die Sonderpädagogin meiner Tochter, die nun kuzfristig an einer anderen Schule im Prenzlauer Berg eine erste Klasse als Lehrerin übernehmen muss. Aufgrund fehlender Vertretungsreserven wird es vorerst keine sonderpädagog. Förderung für meine Tochter geben. Ob sie in dieser Schulform ohne die ihr zustehende Förderung die Leistungsanforderungen erfüllen kann, ist mehr als ungewiss. Und: Die Schulklasse meiner Tochter ist leider auch nicht die einzige Klasse an unserer Schule, welche aufgrund des akuten Lehrermangels "I-Kindern" nicht mehr gerecht werden kann. Ganz abgesehen vom Teilungsunterricht, der dieser Situation schon längst zum Opfer fiel. Die Statistiken zur Lehrer-Austattung entsprechen nicht der Realität (z.B. durch Langzeitkranke, Erziehungsurl. etc., die trotz Abwesenheit mit ihren Stunden angerechnet werden). Meine Fragen: Was kann Ihre Partei und was können Sie persönlich unternehmen, um dem Anspruch der Kinder mit Förderbedarf zu erfüllen? Wann wird der Anspruch meines Kindes auf Förderung wieder erfüllt?
Ich bedanke mich für Ihre Antwort.
A. Wagner
Sehr geehrte Frau Wagner,
ich bedaure sehr, dass Ihre Tochter und andere Kinder durch die Verringerung der zusätzlichen Lehrerstunden für die sonderpädagogische Förderung nicht mehr die notwendige Förderung erhalten. Die gemeinsame Erziehung der Kinder mit und ohne Behinderungen ist mir und der Partei Bündnis 90/Die Grünen seit vielen Jahren ein wichtiges Anliegen. Unsere Fraktion hat sich in der Vergangenheit wiederholt gegen Kürzungen bei der sonderpädagogischen Förderung gewandt, z.B. gegen die Kürzung der Zusatzstunden für die unterrichtsergänzende Förderung und Betreuung im Rahmen der Offenen Ganztagsgrundschule bei der Hortverlagerung. Leider ohne Erfolg.
Wir haben auch nach Bekanntwerden der Kürzung der Zusatzstunden in den Organisationsrichtlinien der Senatsschulverwaltung für das neue Schuljahr im Parlament den Antrag gestellt, die Verringerung zurückzunehmen und den für die sonderpädagogische Förderung zur Verfügung stehenden Lehrerstellenpool der steigenden Kinderzahl in der Integration anzupassen.
Unseren Antrag finden Sie hier
http://www.parlament-berlin.de:8080/starweb/adis/citat/VT/15/DruckSachen/d15-5313.pdf. Er wurde leider im Schulausschuss nicht behandelt, woraus zu schließen ist, dass die Koalitionsfraktionen SPD und Linkspartei.PDS diese Kürzungen akzeptieren und nicht rückgängig machen wollen.
Was die Problematik des Unterrichtsausfalls angeht, wollen wir eine bessere personelle Ausstattung und Personalbedarfsplanung durchsetzen. Insbesondere sollen aus der Vertretungsreserve die sog. dauerkranken Lehrkräfte endlich herausgenommen werden, da sie für den Unterricht nicht zur Verfügung stehen. Neben einer besseren Grundausstattung, insbesondere in der flexiblen Schulanfangsphase, wollen wir die Schulen in die Lage versetzen , Unterrichtsausfall selbständig zu reduzieren. Dazu brauchen sie ein eigenes Personalbudget, um kurzfristig Lehrpersonal einstellen zu können. Zusätzlich sollen Schulen über ein Vertretungspool schnell, unbürokratisch und schulartenübergreifend auf Lehrkräfte zugreifen können. Dafür werde ich mich in der nächsten Legislaturperiode auch persönlich weiterhin einsetzen.
Die notwendigen Bildungsreformen wie der Ausbau der Ganztagsschule, die bessere individuelle Förderung und die Bekämpfung des Unterrichtsausfalls ohne Geld nur leere Worte. Im Unterschied zu allen anderen Parteien haben Bündnis 90/Die Grünen sich festgelegt: Wir wollen jeden fünften Euro aus den erwarteten Mehreinnahmen des Landes Berlin für eine bessere Bildung und Ausbildung der jungen Generation einsetzen.
Mit freundlichen Grüßen
Volker Ratzmann