Portrait von Viola von Cramon-Taubadel
Viola von Cramon-Taubadel
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Viola von Cramon-Taubadel zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Sylke J. •

Frau von Cramon- Taubadel Kriege sind die größten Klimakiller, weshalb unterstützen sie die Fortführung des Ukraine Krieg? Ist da diplomatisches Verhandeln nicht deutlich besser für unser Umwelt?

Portrait von Viola von Cramon-Taubadel
Antwort von
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Liebe Frau J.,

Das beste, was dem Klima hätte passieren können, wenn Russland die Ukraine 2014 nicht angegriffen hätte, das Land 2022 nicht mit einem brutalen Vernichtungskrieg überzogen hätte, das besetzte Gebiet in der Ukraine nicht Kilometer für Kilometer vermint hätte, die in den Häusern schlafenden Menschen nicht jede Nacht mit einem Bombenhagel überzogen hätte, keine längst verbotenen Clusterbomben gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt hätte, nicht Helfer:innen und Zivilist:innen mit Drohnen vernichtet hätte, nicht einen Grossteil der Energieinfrastruktur vernichtet hätte, nicht die Frauen vergewaltigt und die Kinder verschleppt hätte und mit der Sprengung der Kachowka-Staudamms keinen Ökozid ausgelöst hätte. 

https://www.bpb.de/themen/europa/ukraine-analysen/nr-288/541011/analyse-oekozid-die-katastrophalen-folgen-der-zerstoerung-des-kachowka-staudamms/

Ja, dieser Krieg ist außerordentlich brutal für alle Lebewesen, für Natur und Ökologie gleichermaßen in der Ukraine. Die Menschen leiden. Nach 3 Jahren Invasion auf dem gesamten Staatsgebiet jeden Tag mehr. Russlands Zynismus ist schier grenzenlos. Wir wissen sogar von Folterungen der im besetzten Atomkraftwerk in Zaporishshja gefangen gehaltenen zivilen Techniker:innen, von wiederholten Angriffen und Bombardements auf AKWs und auf die vorgeschalteten Transformatoren, um sogar bis zum Äußersten zu gehen und einen Atomunfall auf dem Gebiet der Ukraine in Kauf zu nehmen. 

D.h nichts wäre hilfreicher, für die Menschen, für die Ökologie und fürs Klima, wenn Putin diesen Krieg beenden würde und seine Truppen endlich aus der Ukraine zurückziehen würde. Aber seine Kriegsziele sind bedauerlicherweise andere und er hält an eben jenen seit Februar 2022 fest. Er spricht der Ukraine ihre Existenz, ihre sprachliche und kulturelle Identität ab, er leugnet, dass die Ukraine eine Berechtigung auf einen unabhängigen Staat hat. Er spricht von einem faschistischen Präsidenten, obwohl dieser Jude ist und demokratisch gewählt ist.

Alle internationalen Versuche, Putin von seinen Kriegszielen (die Vernichtung der Ukraine und die Unterwerfung der ukrainischen Bürger:innen unter ein russisches Regime) abzubringen und den Krieg diplomatisch zu beenden, sind bislang gescheitert. Ob es der brasilianische Präsident Lula, eine Delegation der Afrikanischen Union unter Leitung des südafrikanischen Präsidenten https://www.nzz.ch/international/ukraine-krieg-afrikanische-friedensmission-in-kiew-und-moskau-ld.1742712 oder auch der Papst https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2024-12/papst-franziskus-ruft-zu-frieden-und-diplomatie-im-ukraine-krieg.html selbst waren, alle wurden von Putin wieder unverrichteter Dinge nach Hause geschickt. 

Dieses ist meines Erachtens einzig und allein der Tatsache geschuldet, dass Putin (auch wenn die Verluste für seine Soldaten und sein Land extrem hoch sind) immer noch der Ansicht ist, er könne diesen Krieg militärisch gewinnen. 
 

Meine Vermutung ist, dass ein unter dem Öl- und Gasverkäufer Trump möglicherweise über die Köpfe der Europäer:innen und Ukrainer:innen erzwungene Deal mit dem Kriegsverbrecher Putin keinen dauerhaften Frieden nach Europa bringen wird, schon gar nicht haben die beiden ein Interesse daran, Russland, die Ukraine oder Europa auf den 1,5 Grad-Pfad zurück zu bringen. 

Im Gegenteil. Mit beiden zögen Willkürherrschaft, Rechtlosigkeit und Unfreiheit auf diesen Kontinent ein. Den Umstieg von Erneuerbare Energien, den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen oder eine Transformation in eine CO2-Wirtschaft könnten wir auf Jahrzehnte vergessen.

PS: Die mitgeschickten Aufnahmen entstammen einem Besuch des zerstörten Damms vom Wasserkraftwerk in Zaporishshja nach der Bombardierung im Frühjahr 2024. Es ist nur eine von sehr, sehr vielen Elementen dieses brutalen Vernichtungskriegs, der den Ukrainer:innen ihre Lebensgrundlagen entziehen soll.