Frage an Verena Schäffer von Sonja K. bezüglich Frauen
Sehr geehrte Frau Schäffer,
wie ich Sie bislang erlebt habe, sind Sie mit Vehemenz und Nachdruck für die Rechte der Frauen eingetreten. Das unterstütze ich aus tiefstem Herzen.
Was gedenken Sie im Landtag in puncto Frauenpolitik umzusetzen, zu ändern oder zu bewirken?
Mit den besten Grüßen,
Sonja Krell
Liebe Frau Krell,
vielen Dank für Ihre Frage. Es tut mir leid, dass sie so lange auf eine Antwort warten mussten.
Mein Ziel ist es, dass alle Frauen egal welchen Alters und welcher Herkunft selbstbestimmt leben können. Zur Unabhängigkeit trägt nach wie vor die eigenständige Existenzsicherung bei. Deshalb brauchen wir gleiche Bildungschancen für alle, eine qualifizierende Berufsausbildung und gute Jobs.
Trotz guter Schulabschlüsse landen viele junge Frauen später in Berufen, die nicht existenzsichernd sind und/oder wo es keine Aufstiegsmöglichkeiten gibt. 80 Prozent der Mädchen entscheiden sich für nur 25 Ausbildungsberufe. Bei den Mädchen mit Migrationshintergrund ist die Berufswahl noch eingeschränkter: 50 Prozent wählt zwischen vier Berufen. Deshalb wird, sollte ich in den Landtag gewählt werden, einer meiner Schwerpunkt sein, das Berufswahlverhalten von jungen Frauen aufzubrechen. Wir brauchen endlich eine Gesamtstrategie, die ich gemeinsam mit den verschiedenen Ebenen - Jugendhilfe, Eltern, Schule, Beratungsstellen - erarbeiten möchte.
Für mehr Lohngerechtigkeit - Frauen verdienen in Deutschland 23 Prozent weniger als Männer - setzen sich die Grünen auf Bundesbene für einen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn ein. Hier auf Landesebene wollen wir die Regionalstellen Frau und Beruf wieder einrichten, die ja 2006 von der schwarz-gelben Landesregierung geschlossen wurden. Bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen müssen Unternehmen, die Gleichstellung ernstnehmen, bevorzugt werden.
Außerdem will ich das Landesgleichstellungsgesetz überarbeiten. Als es 1999 unter Rot-Grün beschlossen wurde, war es sehr fortschrittlich. Heute gibt es einigen Reformbedarf: Die Vorgaben muss verbindlich werden, bei Verstößen brauchen wir die Möglichkeit für Sanktionen.
Ein weiteres Thema, das mir sehr wichtig ist, ist das Thema Schutz vor Gewalt. Durchschnittlich jede vierte Frau wird in ihrem Leben Opfer von häuslicher Gewalt. In NRW flüchten jedes Jahr etwa 5.000 Frauen und Kinder in ein Frauenhaus. Ich kann nur immer wieder sagen: Der Staat ist in der Pflicht seine Bürgerinnen vor Gewalt zu schützen. Derzeit wird das in NRW nur unzureichend getan: Den 5.000 aufgenommen Frauen stehen jedes Jahr etwa 7.000 Frauen, die keinen Frauenhausplatz finden, gegenüber. Und CDU und FDP haben auch hier gekürzt, so dass in den letzten Jahren sogar noch Frauenhausplätze abgebaut wurden, obwohl die Zahl der schutzsuchenden Frauen steigt. Ich werde es mir zur Aufgabe machen, für eine bedarfsdeckende Finanzierung der Frauenhäuser zu sorgen. Wenn dies auf Bundesebene nicht möglich ist, dann müssen wir eine entsprechende Regelung auf Landesebene finden.
Das sind einige Punkte, für die ich mich im Landtag stark machen möchte. Frauenpolitik ist und bleibt ein Querschnittsthema und muss in allen Bereichen mitgedacht werden, so z.B. auch in der Integrations- oder Gesundheitspolitik.
Wenn Sie noch weitere Fragen haben, beantworte ich diese gerne.
Viele Grüße
Verena Schäffer