Frage an Verena Osgyan von Malte D. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Osgyan,
ich habe ein paar hochschulpolitische Fragen:
1. Viele konsekutive Masterprogramme sind mit obligatorischen Mindestnoten versehen, wodurch Bachelor-AbsolventInnen, die diese nicht erreicht haben, von diesen Programmen praktisch lebenslang ausgeschlossen sind. Was halten Sie davon?
2. Welchem Zweck dienen die Mindestnoten Ihrer Meinung nach? Wie stehen Sie zu der Aussage, dass solche Mindestnoten dazu dienen, vermeintlich ungeeignete BewerberInnen vom Studium fernzuhalten? Inwieweit eignen sich Noten überhaupt als Selektionsmittel?
3. Wäre es aus Ihrer Sicht sinnvoll, statt der Mindestnoten Wartezeit für konsekutive Masterstudiengänge, wie bereits bei Bachelorstudiengängen, als Vergabekriterium für Studienplätze einzuführen?
Mit freundlichen Grüßen
Sehr geehrter Herr Dierwald,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich die drei Fragen gemeinsam beantworte.
Ganz grundsätzlich sehe ich die vielen – zum Teil unnötigen – Hürden zwischen Bachelor- und Masterangeboten sehr kritisch. Gemeinsam mit meiner Fraktion habe ich mich deshalb im Bayerischen Landtag wiederholt dafür eingesetzt, die Zahl der Masterplätze bedarfsgerecht auszubauen und unnötige Hürden zwischen Bachelor und Master abzubauen. Ich darf in diesem Zusammenhang beispielhaft auf folgende beiden Initiativen verweisen:
- https://www.bayern.landtag.de/www/ElanTextAblage_WP17/Drucksachen/Basisdrucksachen/0000001500/0000001770.pdf
- https://www.bayern.landtag.de/www/ElanTextAblage_WP17/Drucksachen/Basisdrucksachen/0000002500/0000002541.pdf
Ziel der Bologna-Reform war es, die Mobilität der Studierenden zu erhöhen. Dass nun gerade die Hürden zwischen Bachelor und Master diese Mobilität einschränken, können wir nicht akzeptieren.
Auch dürfen Noten beim Übergang zwischen Bachelor und Master nicht die alleinige Rolle spielen. Neben den fehlenden Master-Plätzen sehe ich insbesondere die Unübersichtlichkeit der Zugangsvoraussetzungen für Masterprogramme als großes Problem an. Das Bayerische Staatsinstitut für Hochschulforschung und Hochschulplanung hat in seiner Studie „Struktur und Ausgestaltung von Masterstudiengängen in Bayern“ von 2013 im Hinblick auf die Eignungsfeststellungverfahren für Master-Studiengänge kritisch darauf hingewiesen, dass „die Begrifflichkeiten sowie die Ausgestaltungen diser Verfahren gelegentlich unklar bleiben“, dass die Regelungen von Masterstudiengängen in vielen Fällen „inhaltlich unpräzise oder unvollständig“ seien und dass die Transparenz vieler untersuchter Studiengänge „verbesserungsfähig“ wirke – „vor allem im Hinblick auf die Zugangsvoraussetzungen“ (S. 2 bis 5). Ich habe mich deshalb dafür eingesetzt, dass diese unnötigen Hürden beseitigt und die entsprechenden Verfahren transparenter, nachvollziehbarer, einheitlicher und damit mobilitätsfördernder geregelt werden. Nur so kann aus meiner Sicht das Bologna-Ziel der Mobilität der Studierenden erreicht werden.
Leider haben die bestehenden Mehrheitsverhältnisse im Bayerischen Landtag verhindert, dass die beschriebenen GRÜNEN Vorschläge umgesetzt werden. Wir werden jedoch auch weiterhin für bestmögliche Studienbedingungen – insbesondere auch im Master-Bereich – eintreten.
Verena Osgyan, MdL