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Vanessa Gronemann
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Frage von Nadine K. •

Sehr geehrte Frau Gronemann, wie ist Ihre persönliche Meinung bezüglich gendergerechter Sprache?

Sehr geehrte Frau Gronemann,

meine Frage an Sie bezieht sich auf ein äußerst aktuelles und kontrovers diskutiertes Thema, nämlich die gendergerechte Sprache.

Wie ist Ihre persönliche Meinung (unabhängig von Ihrer Partei) hinsichtlich dieser Angelegenheit? Befürworter argumentieren, dass es ein wichtiger Schritt für die Gleichberechtigung der Geschlechter sei, vor allem aber auch für diejenigen, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen zuordnen können oder wollen. Teilen Sie auch diese Meinung oder halten Sie die gendergerechte Sprache für ein weniger relevantes Thema oder sogar für einen irrtümlicher Versuch der Geschlechtergleichheit?

Über eine schnelle und ausführliche Antwort würde ich mich sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen

Nadine K.

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau K.,

vielen Dank für Ihre Frage.

Geschlechtergerechte Sprache ist ein wichtiges Thema, für dessen Umsetzung ich mich stets ausspreche und einsetze. Unser Zusammenleben wird durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst, unsere Sprache ist eine davon. Sprache schafft Realität, sie konstruiert gesellschaftliche Wirklichkeit. Es ist grundlegend, dass unsere Sprache also auch die Gesellschaft abbildet und damit alle Menschen sprachlich inkludiert.

Unsere Sprachgewohnheiten stehen in Wechselwirkung mit unseren Denkweisen und unserem Handeln. Sie beeinflussen damit die Machtverteilung wesentlich. Eine Gesellschaft, die Diskriminierung beenden möchte, muss ihre angewohnte Sprache deshalb grundlegend überprüfen und gezielt durch eine diskriminierungsfreie Sprache ersetzen.

Das generische Maskulinum entstammt historischen Verhältnissen und ist nicht etwa „natürlich“. Das öffentliche Leben der letzten Jahrhunderte war auf Cis-Männer ausgerichtet. Frauen, intergeschlechtliche und trans* Personen in Machtpositionen waren stets eine laute Ausnahme, ansonsten wurde ihnen der Zugang zu Macht systematisch vorenthalten. In den öffentlichen Debatten redeten Männer mit Männern. Dementsprechend waren Frauen, intergeschlechtliche und trans* Personen in der Sprache ausdrücklich nicht mitgemeint. Dies hat sich nie sichtbar geändert. Heute zu behaupten, dass die deutsche Grammatik alle anderen Geschlechter durch das generische Maskulinum „mitmeine“, ist deshalb nicht nur eine sprachwissenschaftliche Ungenauigkeit. Es ist schlichtweg eine Falschbehauptung, welche die Entstehung unserer Sprache verkennt und der Forderung nach gleichberechtigten Geschlechtern diametral entgegensteht. Erst eine geschlechtergerechte Sprache, kann die Realität aller Geschlechter tatsächlich abbilden.

Mit freundlichen Grüßen

Vanessa Gronemann

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