Frage an Vanessa Gronemann von Margot A. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrte Frau Gronemann,
Kennen Sie den offenen Brief/die Initiative für ein neues Wirtschaftswunder? https://neues-wirtschaftswunder.de/about/q-a
Wie positionieren Sie sich dazu? Setzen Sie sich dafür ein, daß die Forderungen aus dieser Initiative bekannt werden und in Verhandlungen über Wirtschaftshilfen in der Coronavirus-Krise im Bundestag einfließen?
Mit freundlichen Grüßen.
M. A. (für die Gemeinwohlökonomie-Regionalgruppe Kassel)
Sehr geehrte Margot A., sehr geehrte Gemeinwohlökonomie-Regionalgruppe Kassel,
der offene Brief der Initiative für ein neues Wirtschaftswunder ist mir bekannt. Im Rahmen meiner Möglichkeiten als Grüne Landtagsabgeordnete und besonders als Sprecherin für Naturschutz und Verbraucher*innenschutz setze ich mich selbstverständlich für eine zukunftsfähige, ökologische Transformation des Wirtschaftssystems ein.
Die sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft ist die existentielle Aufgabe unserer Zeit. Wir Grüne treten seit unserer Gründung für eine andere Wirtschaftsweise ein. Eine Wirtschaft, die ökologisch, sozial, innovativ, fair und krisenfest ist. Besonders um globalen Krisen wie der Klimakrise und der Covid-19 Pandemie zu begegnen braucht es nationale, europäische und globale Kraftanstrengungen: Wir brauchen Kooperation statt Konkurrenz, Gemeinsinn statt Egoismus, Solidarität anstatt nationalen Denkens.
Ein wirtschaftlicher Wiederaufbau muss - dem Prinzip Sicherheitsvorsorge folgend - zweierlei leisten: die Wirtschaft wieder auf die Beine bringen - vor allem im Sinne der sozialen Gerechtigkeit - und Europa nachhaltig klimaneutral ausrichten. Wenn wir die Wirtschaft und unseren Treibhausgasausstoß nicht radikal umbauen, steuern wir durch die Folgen der Klimakrise auf gigantische soziale und wirtschaftliche Schäden zu. Wassermangel, überhitzte Städte, Waldbrände, Unwetter: Studien zeigen schon jetzt einen Anstieg der Todesfälle durch sehr heiße Tage. Die Klimakrise ist mittel- und langfristig für Europa eines der größten Risiken - gegen sie wird es nie einen Impfstoff geben.
Entsprechend ist auch ein deutsches Konjunktur-Sofortprogramm sozial und ökologisch auszurichten. Bereits in unserem Koalitionsvertrag haben wir festgehalten, unsere Wirtschaftspolitik weiter auf reale Bedürfnisse der Menschen auszurichten und mit dem Umweltschutz in Einklang zu bringen. Mit guter und kluger Standortpolitik wird es uns auch weiterhin gelingen, die ökologischen, ökonomischen und sozialen Herausforderungen, vor denen unser Land steht, auf Grundlage einer funktionierenden und innovativen Wirtschaft zu bewältigen und zukunftsfähige Arbeitsplätze zu schaffen. Grüne Wirtschaftspolitik arbeitet mit ehrgeizigen Grenzwerten, CO2-Reduktionszielen und Produktstandards, die in realistischen Zeiträumen erreicht werden können.
Zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik muss den Unternehmen neue Standards setzen und schafft dafür im Gegenzug Planungssicherheit und gibt Anreize zu nachhaltigen Investitionen. Das fördert neues Wissen und neue Technologien. Konkret müssen wir weg von den fossilen, nicht-nachwachsenden Ressourcen: Weg vom Öl und hin zu nachwachsenden Rohstoffen in der Chemieindustrie. Die Bauwirtschaft kann mit Holzbau, ökologischen Dämmstoffen, Textil- oder Recyclingbeton Ressourcen und Emissionen einsparen. Neue Fertigungsmethoden oder modulares und serielles Bauen können Planungs- und Bauprozesse beschleunigen und Ressourcen schonen.
Solche Innovationen beschreiben einen möglichen Pfad der ökologischen Modernisierung und sichern langfristig den Industriestandort Deutschland. Deshalb setzen wir schon längst den Rahmen im Dialog mit Bürger*innen, Gewerkschaften, Unternehmen und Wissenschaft und - wo notwendig - auch im Konflikt mit den Lobbyisten der alten Industrien. Ein sozial-ökologische Wandel lässt sich nur gemeinsam gestalten.
Für weitere Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Vanessa Gronemann