Inwiefern könnten Sie sich vorstellen das Thema Insektenschutz und Erhalt der Biodiversität in Ihr politisches Handeln einfließen zu lassen?

Sehr geehrter Herr H.,

Sie sprechen ein sehr komplexes Thema an, das weitreichende Folgen für unsere Umwelt und Ökosysteme beinhaltet.

Bereits in der letzten Legislaturperiode hat die damalige Regierung ein umfangreiches Insektenschutzgesetz verabschiedet, das vor allem den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft reduzieren wird. Zum Beispiel wird das umstrittene Mittel Glyphosat bis Ende 2023 verboten. Allerdings konzentriert sich das Insektenschutzgesetz zu einseitig auf die Gefährdung, die durch die Landwirtschaft ausgeht. Andere Aspekte wurde aufgrund ideologischer Gesichtspunkte ausgeklammert.

Auf die Problematik der erneuerbaren Energien wird nicht eingegangen. Laut einer Modellrechnung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) aus dem Jahr 2019 verenden jedes Jahr 1200 Tonnen Insekten allein durch die Rotoren der Windkraftanlagen in Deutschland. Das entspreche fünf bis sechs Milliarden Heuschrecken, Bienen, Wespen, Zikaden und Käfer an jedem Tag in der Insektenflugsaison von April bis Oktober. Ähnlich verhält es sich mit Photovoltaikanlagen, die Insekten eine Wasseroberfläche vortäuscht. Hier entstehen aber Oberflächentemperaturen von 70 Grad und mehr. Insekten können sich Flügel, Beine und Tastorgane verbrennen und verenden elendig. Genaue Zahlen wurden noch nicht erhoben.

Hier gilt es ideologische Scheuklappen abzulegen und ergebnissoffen über den Konflikt von Artenschutz und Biodiversität auf der einen Seite und erneuerbare Energiequellen auf der anderen Seite zu diskutieren. Im Sinne von Umwelt- und Artenschutz muss der massive Vorantrieb von Wind- und Solarparks neu überdacht werden.

Daher sehe ich Insektenschutz und den Erhalt von Biodiversität als einen wichtigen Eckpfeiler der Umweltschutzpolitik der kommenden Jahre.

Freundliche Grüße

Uwe Witt, MdB