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Uwe Schünemann
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Frage von Thomas U. •

Frage an Uwe Schünemann von Thomas U. bezüglich Innere Sicherheit

Guten Tag Herr Schünemann,

eine gute Freundin von mir ist Polizistin. Sie hat gerade geheiratet. Angeblich soll es ja im öffentlichen Dienst besonders leicht sein, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Davon haben die beiden aber in den letzten Jahren nicht viel mitbekommen. Ständig Einsätze am Wochenende, wenig Freizeit... Was werden Sie tun, um das zu verbessern?

Beste Grüße!

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Sehr geehrter Herr Uhlen,

haben Sie vielen Dank für Ihre Frage! Die Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie für unsere Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten ist mir sehr wichtig. Es handelt sich hierbei nicht nur vor dem Hintergrund des demografischen Wandels um Herausforderung, der erfolgreiche Bewältigung entscheidend ist für die Zukunftsfähigkeit unserer Polizei.

Als ich 2003 Verantwortung für die Polizei Niedersachsen übernehmen durfte, war mir schnell klar, dass es hier noch eine Menge zu tun gibt. Heute, d.h. knapp 10 Jahre später, darf ich sagen, dass Vieles, was in der Vergangenheit zu Verärgerung und Frustration geführt hat, der Vergangenheit angehört. Allerdings gibt es - Sie sprechen zurecht die hohe Einsatzbelastung an den Wochenenden an, die nicht zuletzt aus der unsäglichen seit einiger Zeit im Umfeld von Fußballspielen zu beobachtenden Gewaltspirale resultiert - auch heute noch weiteren Verbesserungsbedarf. Das Thema wird daher auch in Zukunft einen festen Platz auf meiner Agenda einnehmen.

Davon, dass es in der Polizei Niedersachsen seit 2003 einen ernormen Fortschritt bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie gegeben hat, zeugt der Umstand, dass die Polizei Niedersachsen bereits 2008 das Zertifizierungsverfahren der berufundfamilie gGmbH der Hertiestiftung erfolgreich absolviert hat. Dieses Zertifizierungsverfahren (das sog. „audit berufundfamilie“) unterstützt Unternehmen, eine familienbewusste Personalpolitik nachhaltig umzusetzen. 2011 erfolgte die sog. „Re-Auditierung“. In der damals überreichten Urkunde heißt es: „Die berufundfamilie gemeinnützige GmbH bescheinigt hiermit die erneute erfolgreiche Durchführung des audit berufundfamilie. Im Rahmen der Re-Auditierung wurden der Bestand der Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie begutachtet und weiterführende Ziele einer familienbewussten Personalpolitik definiert. Die daraus resultierenden Maßnahmen werden innerhalb der nächsten drei Jahre umgesetzt.“

In dem erneuten Zertifizierungsverfahren ging es um die Überprüfung der Zielerreichung aus 2008 sowie die Definition künftiger Ziele und Maßnahmen für die Polizei Niedersachsen.

Hier nur einige Beispiele, die seit 2008 realisiert werden konnten: Im Herbst 2009 wurde die Großtagespflegestelle „Marienkäferchen“ der Polizeidirektion Lüneburg, in der Kinder unter 3 Jahren betreut werden können, eingeweiht. Im November 2012 folgte die Polizeidirektion Osnabrück diesem guten Beispiel und eröffnete im Gebäude der Polizeidirektion die Großtagespflegestelle „Wallmäuse“. Darüber hinaus bestehen mittlerweile zahlreiche Kooperationen der Polizeidienststellen mit anderen familienfreundlichen Unternehmen im Bereich von Kinder(ferien)betreuung und Notfallmanagement. In einigen Behörden konnten sogar eigens initiierte Ferienbetreuungen durchgeführt werden.

Diese sowie weitere Möglichkeiten, wie z.B. die Einrichtung von Eltern-Kind-Zimmern und mobilen „Spielekisten“, wurden in einem gemeinsam entwickelten Praxisleitfaden zum Handlungsfeld „Service für Familien“ zusammengetragen. Dieser soll Anregungen geben, wie bei Betreuungsengpässen flexibel reagiert werden kann. Flexibilität ist in diesem Zusammenhang auch hinsichtlich der Arbeitszeit und des Arbeitsorts geboten. Hierbei gilt es die Gestaltungspotenziale von Teilzeit sowohl im Tages- als auch im Schichtdienst so zu nutzen, dass die dienstlichen Erfordernissen mit den familiären Bedürfnissen individuell in Einklang gebracht werden können. Um dies zu unterstützen, wurden eine Broschüre und ein Leitfaden zur Beratung und Planung des Arbeitens in Teilzeit entwickelt.

Welche Möglichkeiten es gibt, dienstliche Aufgaben auch außerhalb seines originären Büros zu erledigen, zeigt der Praxisleitfaden zum „Arbeiten an flexiblen Arbeitsorten“ auf. Verschiedene Formen von Telearbeit, aber auch auf den Einzelfall abgestimmte Lösungen, wie z.B. die Nutzung von dienstlichen Laptops, sind dort beschrieben und werden bereits praktiziert. Mit großem Nutzen für die Praxis hat sich auch der erstellte „Leitfaden zur Planung und Beratung familienbedingter Ausfallzeiten“ bewährt, der aufgrund von strukturierten Gesprächen nicht nur den Kontakt zur Dienststelle sicherstellt, sondern auch die Gestaltung der Wiedereinstiegs regelt. Wie Führungskräfte zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie stärker eingebunden und sensibilisiert werden können, ist ebenfalls in einem Konzept der verankert worden. Die Polizeiakademie hat die Thematik im Rahmen der Aus- und Fortbildung integriert, indem insbesondere Aspekte der familienfreundlichen Aus- und Fortbildung, wie „Studieren mit Kind“ oder Kostenübernahme bei Betreuungsmehraufwand eine Rolle berücksichtigt worden sind.

Vor dem Hintergrund, dass mit dem Anteil der Frauen im Polizeivollzugsdienst auch der Teilzeitanteil stetig ansteigt und aktuell knapp 52% aller weiblichen Vollzeitbeschäftigten im Polizeivollzug zwischen 20 und 29 Jahren alt sind, wird künftig der Umgang mit der Thematik „Teilzeit“ einer immer größere Rolle spielen. Hierbei spielt auch die Förderung der Akzeptanz von Teilzeitbeschäftigung eine große Rolle. Ebenso wie die Gestaltung der organisatorischen Rahmenbedingungen hinsichtlich des Arbeitens in Teilzeit. Die Organisation des Dienstbetriebes wird durch den zu erwartenden steigenden Anteil von Teilzeitbeschäftigten die Polizei in den nächsten Jahren vor größer werdende Herausforderungen stellen. Hierfür Lösungen zu finden ist eine der Aufgaben für die nächsten Jahre.

Die im Rahmen der Re-Auditierung erarbeiteten Ziele und Maßnahmen sind im März 2011 in eine neue Zielvereinbarung eingeflossen. Neben der Fortführung der bisherigen Maßnahmen bilden bis 2014 u.a. folgende Ziele die Grundlage bei den Bemühungen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei der Polizei Niedersachsen weiter zu verbessern: Freie Wochenenden sind auch im Schichtdienst weitestgehend verlässlich sein; die Organisationseinheiten sind handlungsfähig im Umgang mit den künftigen Herausforderungen eines steigenden Anteils von Teilzeitbeschäftigten sein, die Rahmenbedingungen für Führen in Teilzeit sowie die herausgehobene Sachbearbeitung in Teilzeit werden flexibler gestaltet, das Thema „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ wird noch besser kommuniziert und Teilzeit wird als gleichwertige Arbeitsform anerkannt (hierzu gehört übrigens auch, dass die Wahrnehmung von Führungsfunktionen in Teilzeit organisatorisch unterstützt wird).

Sie sehen also, dass bereits eine ganze Menge getan wurde bzw. wird. Wahrscheinlich war es eine gute Idee, die verbesserten Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Mit freundlichen Grüßen

Ihr
Uwe Schünemann

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