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Uwe Schünemann
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Frage von Dennis D. •

Frage an Uwe Schünemann von Dennis D. bezüglich Recht

Hallo Herr Schünemann,

sie betonen ja gerne, wie gut Sie die Polizei verstehen und geben den großen Kümmerer. Aber wissen Sie eigentlich, wie es den PolizeibeamtInnen in Niedersachsen wirklich geht? Was tun Sie, um marode Gebäude, veraltete Ausstattung und das Betriebsklima zu verbessern? Und wenn Sie schon die ganze Zeit von Gewalt gegen die Polizei reden: Wie sieht es denn mit dem Gesundheitsmanagement aus, wenn es mal wieder eins auf die Nase oder die Seele gegeben hat?

Beste Grüße
Dennis Diekmann

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Diekmann,

vielen Dank für Ihre interessante Frage! Die zahlreichen Maßnahmen, die seit 2003 angestoßen und umgesetzt wurden, um die Situation der Polizei Niedersachsen zu verbessern, habe ich bereits in meiner Antwort auf die Frage von Dirk Sch. dargestellt. Insofern erlaube ich mir, um Wiederholungen zu vermeiden, den höflichen Hinweis auf meine dortigen Ausführungen.

In der Tat ist das Phänomen der steigenden Gewalt gegen unsere Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten, das seit einigen Jahren zu beobachten ist, ein großes Problem - nicht nur für unsere Polizei, sondern für die gesamte Gesellschaft. Gerade deshalb kommt dem Gesundheitsmanagement in der Polizei eine besondere Bedeutung zu. Voraussetzung für eine leistungsfähige Landesverwaltung sind gesunde Beschäftigte. Die komplexen und dynamischen Veränderungsprozesse stellen hohe Anforderungen an alle Beschäftigten. Diese Herausforderungen können nur durch ein strategisches Gesundheitsmanagement und unter Beteiligung der Beschäftigten bewältigt werden. Der Fokus darf dabei nicht einseitig auf die krankheitsbedingten Fehlzeiten und Frühberentungen, sondern vielmehr auf die gesamte Erwerbsbiographie der Landesbeschäftigten gelegt werden. Dabei ist es wichtig, alle Generationen gleichermaßen im Blick zu haben, deren Stärken zu identifizieren und zu nutzen, damit eine optimale Zusammenarbeit gelingt. Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass sich mit einem steigenden Altersdurchschnitt auch die Wahrscheinlichkeit von vermehrten Langzeiterkrankungen erhöht und ältere Beschäftigte bei gleicher Leistungsfähigkeit längere Regenerationszeiten benötigen. Zudem ist eine deutliche Zunahme psychiatrischer Krankheitsbilder zu verzeichnen. Führungskräfte und Beschäftigte müssen dabei unterstützt werden, frühzeitig Gefährdungen durch psychisch belastende Arbeitsbedingungen zu erfassen, entsprechend vorzubeugen und zu reagieren.

Die Grundlage für ein Gesundheitsmanagement in der niedersächsischen Landesverwaltung wurde im November 2002 mit dem Beschluss der Landesregierung und der Vereinbarung mit den Spitzenorganisationen der Gewerkschaften (§ 81 NPersVG) geschaffen. Seither koordiniert und begleitet das Niedersächsische Ministerium für Inneres und Sport aktiv den Prozess und wird hierbei durch die landesweite Steuerungsgruppe unterstützt. Darüber hinaus steht den Dienststellen ein fachlich kompetenter und neutraler Beratungsservice von Mitarbeiterinnen der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.V. zur Seite. Mit dem Ansatz eines umfassenden und systematischen Ausbaus des Gesundheitsmanagements wurden bisher landesweit Projekte zum Gesundheitsmanagement mit Fördermitteln unterstützt. Das Deutsche Netzwerk für Betriebliche Gesundheitsförderung (DNBGF) hat das niedersächsische Gesundheitsmanagement in seine Liste der sechzehn bundesweit beispielhaften „Leuchtturmprojekte“ betrieblicher Gesundheitsförderung aufgenommen. In dieser Vorreiterrolle trägt das Gesundheitsmanagement wesentlich zur Steigerung der Attraktivität des Arbeitgebers Land Niedersachsen bei.

Was ganz konkret das Gesundheitsmanagement bei der Polizei angeht, so konnte der landesweite Einsatz des Gesundheitsmanagements bei der Polizei im Juli 2012 gestartet werden, nachdem die Pilotphase erfolgreich verlaufen ist (im Rahmen des Pilotprojekts sind 62 Prozessbegleiterinnen Prozessbegleiter ausgebildet worden, die in 106 Diagnoseworkshops und 58 Gesundheitszirkeln eingesetzt waren, von denen mehr als 2.000 Polizistinnen und Polizisten direkt profitieren konnten). Die besonderen psychischen und physischen Belastungssituationen, in denen die Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten ihren Dienst verrichten, haben es notwendig gemacht, gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen für die Polizisten zu schaffen. Die Polizistinnen und Polizisten müssen rund um die Uhr im Schichtdienst ansprechbar sein, sie sind Waffenträger, nehmen Sonderrechte im Straßenverkehr in Anspruch, werden häufiger als andere Berufsgruppen mit menschlichen Ausnahmesituationen konfrontiert und nicht zuletzt sie sind in zunehmenden Maße Ziel von Aggression und Gewalt. Alle diese Faktoren können zu Fehlzeiten, vorzeitigem Ausscheiden aus dem Dienst und mangelnder Arbeitszufriedenheit und Motivation führen. Das in einer Arbeitsgruppe entwickelte Gesundheitsmanagement für die Polizei Niedersachsen ist kein „Wellness-Programm“, in dem es nur um gesunde Ernährung und Rückenschulkurse geht. Ziel ist es, die gesundheitsbelastenden Faktoren zu identifizieren und abzubauen. Es geht also darum, die Frage zu beantworten, wo und warum die Arbeit krank macht. Auf der Basis der entwickelten Standards werde das Gesundheitsmanagement seit Juli 2012 sukzessive in allen Dienststellen der niedersächsischen Polizei eingeführt. Bereits Anfang Juni 2012 sind dafür 23 Koordinatorinnen und Koordinatoren auf Behörden- und Dienststellenebene durch das Institut für interdisziplinäre Arbeitswissenschaften der Leibniz Universität Hannover qualifiziert worden. Sie begleiten die Einführung des Gesundheitsmanagements vor Ort fachlich.

Die Einführung des landesweiten Gesundheitsmanagements ist nicht nur bei den Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten, sondern auch bei allen Polizeigewerkschaften auf große Zustimmung ist gestoßen. So hat beispielsweise der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Dietmar Schilff, erklärt, dass es sich um ein notwendiges und sinnvolles Projekt handele.

Insgesamt sind wir damit in Niedersachsen auf einem guten Weg.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr
Uwe Schünemann

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