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Frage von Andreas R. •

Frage an Uwe Küster von Andreas R. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter HErr Dr. Küster,

vielleicht verfolgen auch Sie wie ich, mit zunehmenden Sorgen, dieser Tage die Finanzkrise/Bankenkrise.
Insbesondere jedoch die Rettungspläne unsere Regierung bezüglich der Münchener HRE stößt jedoch bei mir persönliche Ablehnung. Was mich jedoch interressieren würde, was gedenkt die Regierung, insbesondere vor dem Hintergrund der seit 1998 steuerlich durch Abschreibungsmöglichkeiten ( bei der Entflechtung der " Deutschland AG" und der 30% Abschreibungen der letzten Jahre) bevorteilten Finanz und Wirtschaftswelt, in Zukunft zu verändern um den Steuerzahler nicht nochmehr zu belasten.
Was mich grundsätzlich zu der Frage führt warum wurden die Menschen in unserem Staat an dem wirtschaftlichen Aufschwung der letzten Jahre nicht angemessen beteiligt müssen aber jetzt die Zeche zahlen. Denn vergessen Sie nicht in Deutschland wird der Faktor Arbeit mit bis zu 60% über Steuern und Abgaben belastet ,aber der Faktor Kapital (der jetzt in der Krise steht) durch Steuerschlupflöcher und Pauschalsteuern (siehe Abgeltungssteuer) maximal bis 25%. Was wollen Sie und Ihre Parteikollegen unternehmen um das zu ändern.

Mit freundlichen Grüßen
ein Wähler

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Rieger,

derzeit erreicht mich eine Vielzahl an Schreiben zur Finanzmarktkrise bzw. den von der Bundesregierung und vom Bundestag geplanten Maßnahmen.

Wer sich sachlich mit den geplanten Maßnahmen auseinandersetzt, wird folgendes feststellen:

1. In zahlreichen Berichten wird der Eindruck erweckt, die Bundesregierung stelle den Banken 500 Mrd. Euro "frei Haus" zur Verfügung. Das ist nicht richtig! Richtig ist vielmehr, dass Bundestag und Bundesregierung mit dem Finanzmarktstabilisierungsgesetz einen Fonds gegründet haben. Dadurch wird die Möglichkeit geschaffen, den Banken im Notfall "unter die Arme" greifen zu können, um das Bankensystem vor dem Zusammenbruch bewahren zu können.

Um es erst gar nicht soweit kommen zu lassen, wird dieser Fonds Garantien für Kredite abgeben, die sich die Banken gegenseitig zur Verfügung stellen. Das Volumen dieser Garantien -- für deren Inanspruchnahme die Banken übrigens eine Gebühr entrichten müssen -- beläuft sich auf maximal 400 Mrd. Euro.

Mit weiteren maximal 70 Mrd. Euro kann der Fonds bei Bedarf notleidenden Banken direkt helfen. Damit kann er insbesondere frisches Eigenkapital zur Verfügung stellen. Im Gegenzug dazu erhält er Anteile, die er langfristig wieder veräußern kann.

Die Summe für die Garantien und die direkten Hilfen sind so gewählt, dass sie unter heutigen Annahmen ausreichend sein sollten, um die gewünschte Stabilisierung zu gewährleisten. Aber natürlich kann niemand sicher wissen, wie sich die Krise weiter entwickelt. Genau davon hängt aber ab, wie viel diese Rettungsaktion die öffentlichen Hände am Ende tatsächlich kosten könnte. Es ist sogar denkbar, dass im Laufe der Zeit die Einnahmen des Fonds (aus den Gebühren für die Garantien sowie den Erlösen für die zuvor erworbenen Beteiligungen) die Ausgaben ausgleichen und somit gar kein Defizit entsteht. Genau das war bei einer vergleichbar angelegten Bankenkrise in Schweden vor einigen Jahren der Fall.

2. Oftmals wird so getan, als ginge es hier einzig und allein um die Rettung von Banken. Das ist falsch! Es geht nicht darum, einzelne Banken zu retten, sondern einen kompletten Zusammenbruch des gesamten Bankensektors zu verhindern. Ein solcher Zusammenbruch würde nämlich auch die Realwirtschaft mit in den Abgrund reissen! Die Folgen wären für jeden einzelnen Bürger dramatisch gewesen: Abbau von Arbeitsplätzen, Verlust von Ausbildungsplätzen, Verlust von Sparguthaben und privater Altersvorsorge, wirtschaftlicher Stillstand bzw. Rezession. Auch die Auswirkungen auf die Stabilität und Werthaltigkeit unserer Währung wären unkalkulierbar gewesen. Wer die Stützung des Bankensektors aus Prinzip ablehnt, sollte sich darüber Gedanken machen, warum sich alle im Bundestag vertretenen Parteien -- inklusive der Oppositionsparteien von den Grünen bis zur Linkspartei -- prinzipiell für ein Eingreifen des Staates aussprechen.

3. Teilweise wird der Eindruck erweckt, die zur Verfügung gestellten Garantien würden den Banken und den in den Banken Verantwortlichen ein schlichtes "weiter so" ermöglichen! Richtig dagegen ist, dass Banken, die um staatliche Garantien bzw. Unterstützung nachsuchen, sich mit erheblichen Auflagen bzw. Vorbedingungen konfrontiert sehen werden. Dazu zählen u. a.: Einschnitte bzw. Restriktionen bei den Managervergütungen, Überprüfung der geschäftspolitischen Ausrichtung etc.

Fazit: Das Maßnahmenpaket hat eine Zielrichtung, die eigentlich niemand guten Gewissens ablehnen kann: Es soll verhindert werden, dass die Finanzmarktkrise zu einem Zusammenbruch des gesamten Bankensystems führt.

Denn ein solcher Zusammenbruch würde letztendlich mit seinen Auswirkungen auf die Realwirtschaft alle Bürgerinnen und Bürger hart treffen.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Uwe Küster, MdB