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Frage von Johanna E. •

Frage an Uwe Küster von Johanna E. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Dr. Kuester,
mit grosser Sorge nehme ich die gegenwærtigen Bestrebungen nach einer Privatisierung der Deutschen Bahn AG wahr.
Ich verstehe nicht, warum es sinnvoll sein soll, die DB AG zu privatisieren. Wir haben immer mehr Probleme mit dem Klimawandel und knappen Energieressourcen und gefæhrden mit einer Privatisierung einen flæchendeckenden Bahnverkehr.
Die Schiene ist das sicherste und umweltfreundlichste motorisierte Verkehrsmittel. Wir sollten maximalen Verkehr auf die Schiene verlagern und nicht maximale Gewinne aus der Bahn für InvestorInnen abziehen. Am Ende besteht die große Gefahr, dass doch wieder der Staat und damit wir alle die Zeche zahlen. Damit wird auch der Politikverdrossenheit Vorschub geleistet.

Wie stehen Sie persønlich zu der Privatisierung und dem Børsengang der Deutschen Bahn? Welches politische Verhalten finden Sie angesichts der oben aufgefuehrten Argumente verantwortlich und der Situation angemessen? Wie werden Sie persønlich sich politisch zu diesem Thema verhalten?

Vielen Dank fuer Ihre Aufmerksamkeit und im Voraus fuer Ihre Antwort!
Mit freundlichen Gruessen von der Elbe
Johanna Eschenfelder

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Eschenfelder.

Vielen Dank für Ihr Schreiben vom 31.07.2007. Sie verstehen nicht, warum es sinnvoll sein soll, die DB AG zu privatisieren. Ich möchte versuchen Ihnen meine Argumente zu erklären.

1993 als die ersten Stufe der Bahnreform eingeleitet wurde, war die Situation der Reichsbahn sehr schlecht. Die Situation war geprägt durch einen extremen Investitionsrückgang bei gleichzeitig hoher Verschuldung. Es war notwendig, die Reichsbahn der ehemaligen DDR mit ihrer veralteten Technik und die Bundesbahn zusammenzuführen. Nach sorgfältiger Prüfung der Lösungswege entschied man sich eine formelle Privatisierung als neu gegründete Deutsche Bahn AG (DB AG). Nur so konnte die staatliche Verantwortung mit den Vorteilen privatrechtlicher Betriebsorganisation kombiniert werden.

Nach jetzt fast 15 Jahren können wir eine positive Bilanz ziehen. Aus einer unbeweglichen Staatsbahn ist ein modernes Unternehmen geworden. Die Verkehrsleistungen für der Beförderung von Reisenden und auch für die Beförderung von Gütern sind gestiegen. Für die Fahrgäste ist das Reisen komfortabler geworden. Die Fahrzeiten haben sich verkürzt und viele Bahnhöfe wurden modernisiert. Natürlich können wir noch nicht zufrieden sein. Die Pünktlichkeit der Züge muss z.B. noch verbessert werden. Wir möchten auch noch mehr Güter auf dem Schienenweg befördern. Auch die Instandhaltung des Schienennetzes muss schneller erfo lgen. Wir wollen die Bahn für eine Teilprivatisierung öffnen und somit starke private Partner für dieses Projekt gewinnen.

Die Mehrheit der Anteile der Deutschen Bahn AG verbleibt beim Bund. Die Schieneninfrastruktur wird nicht privatisiert. Die Bahn darf das Netz bewirtschaften. Der Bundestag beschließt über die Neu- und Ausbaumaßnahmen des Schienennetzes. Die Durchsetzung der Infrastrukturverantwortung wird vertraglich geregelt. In diesen Leistungs- und Finanzierungsvereinbarungen sind sowohl Qualitätsvorgaben als auch Sanktions- und Kontrollregularien vereinbart. Dort ist aber auch festgehalten, dass der Bund weiterhin 2,5 Mrd. Euro für Ersatzinvestitionen in das Schienennetz zur Verfügung stellt.

Die Ziele der Bahnreform sind unverändert vor allem „mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen“ und „für eine nachhaltige Entlastung des Bundeshaushaltes„ zu sorgen.

Die DB AG wird stärker. Sie erhält zusätzliches Geld und wird schneller „gesund„, kann also Schulden abbauen. Damit werden Mittel frei für neue Züge, Loks, die bessere Wartung des Netzes und natürlich die Erweiterung des Leistungsangebotes auf neuen nationalen und europäischen Strecken – von all dem werden auch die Wettbewerber der DB AG profitieren. Auch wer Güter auf die Schiene bringt, ist Kunde. Die aktuellen Wachstumsraten beim Transport auf der Schiene zeigen, dass immer mehr Unternehmen auf die Bahn als zuverlässiges und preisgünstiges Transportmittel zurückgreifen. Erstmals hat 2006 die Schiene mehr vom Verkehrswachstum profitiert als die Straße. Das ist der richtige Trend.

Daran können wir anknüpfen. Denn Deutschland wird es sich nicht leisten können, dass Verkehrswachstum vor allem auf der Straße stattfindet. Die Globalisierung der Märkte, neue Produktions- und Vertriebsketten erfordern ein Logistikangebot von Platz zu Platz. Im europäischen Wettbewerb kann nur eine starke DB AG bestehen.

Ziel ist eine Bahnreform, die der DB AG Planungssicherheit und eine gute Zukunftsperspektive verschafft, die Arbeitsplätze der Eisenbahnerinnen und Eisenbahner sichert und gleichzeitig die Instrumente des Bundes zur Durchsetzung seiner grundgesetzlichen Infrastrukturverantwortung deutlich verbessert.

Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Dr. Uwe Küster