Frage an Uwe Beckmeyer von Reinhard T. bezüglich Umwelt
tach auch Herr Beckmeyer, ich möchte die Vertiefung der Unterweser ansprechen. Als Wassersportler bin ich auf der Weser zu Hause und habe mit den Jahren viele Weservertiefung mitbekommen. Nach meiner Meinung ist die Weser am Ende der noch machbaren Vertiefung angelangt.Mit den Grünen wird in den kommenden Koalitionsverhandlung über eine mögliche Unterweservertiefung verhandelt. Wann ist nach ihrer Meinung Schluss mit den Vertiefungen. Der Tiefwasserhafen in Wilhelmshafen mit einer natürliche Tiefe ist im Bau,sodass es nahe liegt aufzuhören mit der Baggerei
Sehr geehrter Herr Tümmel,
haben Sie vielen Dank für Ihr Schreiben.
Sie werden sicher verstehen, dass ich den Koalitionsverhandlungen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen im Land Bremen nicht vorgreifen kann. Daher möchte ich in meiner Funktion als verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag gerne einige grundsätzliche Anmerkungen zu Ihrer Frage machen.
Union und SPD haben sich in ihrem Koalitionsvertrag vom November 2005 zum Ziel gesetzt, die notwendigen seewärtigen und landseitigen Anbindungen der deutschen Seehäfen gezielt und koordiniert auszubauen. Dazu wird der Bund seine Strategie für die see- und landseitige Anbindung der Häfen fortentwickeln und auf der Grundlage der „Gemeinsamen Plattform des Bundes und der Küstenländer zur deutschen Seehafenpolitik“ mit den Ländern abstimmen.
Die Vertiefung der Unterweser zwischen Bremerhaven und Bremen ist für die bremischen Häfen, aber auch für die niedersächsischen Häfen Brake und Nordenham von großer Bedeutung.
13,1 Millionen Tonnen, d.h. 24,2 Prozent des Gesamtumschlags der bremischen Häfen, wurden 2005 über die Unterweserhäfen in Bremen-Stadt abgewickelt. Im Marktsegment des konventionellen Stückguts sind die bremischen Häfen der umschlagsstärkste deutsche Nordseehafen. Neben hochwertigen Stückgütern werden in Bremen auch Massengüter, z.B. Erze und Kohle für die Stahlwerke Bremen, umgeschlagen.
Ähnliche Erfolge konnten in 2005 die Häfen Nordenham und Brake verzeichnen. 3,8 Millionen Tonnen wurden über den Hafen Nordenham verladen, besonders hervorzuheben ist dabei der Import von Kohle und der Export von Erdöl- und Mineralölerzeugnissen. Mit einem Umschlag von 5,3 Millionen Tonnen in 2005 konnte Brake als fünftgrößter deutscher Nordseehafen seine Stellung behaupten. Neben dem Holzexport ist hier insbesondere der Futtermittelimport zu nennen. Rund 80 Prozent der deutschen Futtermittelimporte werden über Brake umgeschlagen.
Für diese Produkte aus Übersee werden zunehmend Schiffe der so genannten PanMax-Klasse eingesetzt. Diese Schiffe haben eine Abladetiefe von bis zu 12,80 Metern und können die Weserhäfen nicht mehr voll beladen anlaufen; vor dem Entladen im Hafen Brake muss daher zunächst ein anderer Hafen angelaufen werden. Dort wird eine Teilmenge entladen, um so den Schiffstiefgang zu verringern. Die Transportkosten erhöhen sich durch diesen „Umweg“ jedoch in erheblichem Umfang; auf mittelfristige Sicht besteht zudem die Gefahr, dass die Unterweserhäfen überhaupt nicht mehr angelaufen werden.
Für die Situation der Häfen in Bremen-Stadt ergibt sich eine vergleichbare Situation. Ein Beispiel: Bei jeder Schiffsankunft bei den Stahlwerken Bremen muss auf rund 4.000 Tonnen Erz verzichtet werden. Die Fehlfrachten durch die nicht voll beladenen Schiffe erhöhen die Produktionskosten, und sie schwächen letztlich die Konkurrenzfähigkeit im internationalen Wettbewerb. Existenzielle Bedeutung hat der Zugang zum seeschifftiefen Wasser auch für die hafenorientierten Produktionsunternehmen in Bremen.
Um das bestehende Transportaufkommen und das prognostizierte Verkehrswachstum auch in Zukunft bewältigen zu können, ist eine Vertiefung der Fahrrinne für den tideabhängigen Schiffsverkehr von bis zu 12,8 Meter Tiefgang in Brake und 11,1 Meter bis nach Bremen erforderlich. Derzeit beträgt die Fahrwassertiefe an der Unterweser bis Nordenham 11,0 Meter, an der Unterweser von Nordenham bis Brake nur 9,1 Meter und an der Unterweser von Brake bis Bremen 9,6 Meter.
Die Auswirkungen der geplanten Baumaßnahmen auf Wasserstände und Hochwasserschutz, Ökologie sowie Landwirtschaft, Tourismus und Fischerei werden nach dem Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz intensiv untersucht.
Die bisher vorliegenden Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigen, dass die Tidewasserstände sich durch den Ausbau nur im unteren einstelligen Zentimeterbereich verändern. Auch die Deichsicherheit wird durch das Bauvorhaben nicht beeinträchtigt. Die Umweltrisikoeinschätzung weist eine mittlere Größenordnung auf. Die Auswirkungen lassen sich durch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen kompensieren.
Mit besten Grüßen
Uwe Beckmeyer