Frage an Uwe Beckmeyer von Mats S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Beckmeyer,
im Politikunterricht der 11. Klasse des Ökumenischen Gymnasiums zu Bremen diskutieren wir gerade die verschiedenen Theorien zu dem Verhältinis von Politik und Medien in der Bundesrepublik Deutschland. Dabei sind wir sowohl auf die wachsende Rolle des Boulevardjournalismus, als auch auf die Funktion der Massenmedien in Bezug auf die politische Meinungsbildung der Gesellschaft eingegangen.
Anhand von aktuellen Beispielen haben wir das bestehende Verhältinis analysiert und kritisch betrachtet. Besonders die Causae Wulff und Guttenberg dienten hierbei als Musterbeispiele für die Instrumentalisierung der Medien, aber gleichzeitig ihren Einfluss auf die Politik. Dies vermittelte uns ein eher negativ ausgeprägtes Bild der Massenmedien.
Nun stellt sich die Frage, wie Politiker diese Situation wahrnehmen und beurteilen.
Wir würden uns sehr über eine Stellungsnahme von Ihnen freuen.
Mit freundlichen Grüßen,
Mats Schauerte
Sehr geehrter Herr Schauerte,
vielen Dank für Ihre Mail.
Viel ist nach dem Rückzug von Christian Wulff und Karl-Theodor von und zu Guttenberg darüber diskutiert worden, welchen Anteil die Medien daran hatten. Viele kritisierten insbesondere die Berichterstattung der Bild-Zeitung, die so häufig wie kein anderes Medium insbesondere über den CSU-Politiker zu Guttenberg und seine Familie berichtet hatte, und sicherlich stimmt es, dass sich sein rasanter politischer Aufstieg auch seiner Medienkompetenz verdankte. Dieser medienkritischen Haltung steht die optimistischere Einschätzung gegenüber, dass die Medien erfolgreich dazu beigetragen haben, dass die Plagiatsaffäre ins Rollen kam.
Es ist ureigenste Aufgabe der Medien, zu informieren und aufzuklären - und zwar ohne Ansehen der Person. Dieser Aufgabe sind die allermeisten Medien im Falle zu Guttenberg nachgekommen. Die Bild-Zeitung, die bis zuletzt auf den damaligen Verteidigungsminister setzte, hat sich in diesem Fall sicherlich nicht mit Ruhm bekleckert. Insofern zeigt die „Causa zu Guttenberg“, wie Sie es nennen, auch, welche Folgen es für die eigene Glaubwürdigkeit haben kann, wenn Medien der Versuchung unterliegen, Politik treiben zu wollen.
Der Aufstieg von zu Guttenberg wirft aber aus meiner Sicht viel mehr Fragen nach der moralischen Integrität der handelnden Personen auf. Karl-Theodor zu Guttenberg erklärte bei seinem Rücktritt, dass die Mechanismen im politischen und medialen Geschäft „zerstörerisch“ sein könnten. Dies halte ich schlicht für eine Verkehrung der Realitäten. Denn Herr Guttenberg hat sich mit seinem Verhalten selbst in die Sackgasse manövriert. Wenn zu Guttenberg nun sogar einen Boykott deutscher Medien ankündigt, wie im Januar gegenüber einer Schweizer Zeitung geschehen, zeigt das aus meiner Sicht nur, dass er wenig dazu gelernt hat.
Mit freundlichem Gruß
Uwe Beckmeyer