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Frage von Sebastian B. •

Frage an Uwe Beckmeyer von Sebastian B. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Beckmeyer,

eine Frage, die ich allen Kandidaten meines Wahlkreises gern stellen möchte:
Welche Form eines modernen Schulsystems halten Sie für die Beste? Sind Sie ein Anhänger der Einheitschule, fordern Sie eine grundlegende Reform des mehrgliedrigen Schulsystems und halten Sie das derzeitige System prinzipiell für funktional?

Gibt es sonst bildungspolitische Positionen, die Sie für wichtig erachten?

Danke im Voraus, Sebastian Boecker

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Boecker,

vielen Dank für Ihr Schreiben. Auch mir liegt unser Bildungs- und Schulsystem besonders am Herzen. Frühes Lernen ist aus meiner Sicht der Schlüssel zu späterem Bildungserfolg. Daher ist es mir wichtig, dass wir durch intensive Förderung Lernentwicklungen unterstützen. Dazu gehören für mich unter anderem frühe Sprachstandtests, Vorkurse und die enge Zusammenarbeit von Grundschulen mit Kindertagesstätten.

Bildung beginnt mit der frühkindlichen Bildung und setzt sich in der Primarstufe fort; deshalb kommt dieser Schulstufe auch eine besondere Bedeutung zu. In Bremen und Bremerhaven setzen wir daher künftig auf eine gemeinsame Schule bis zur 10. Klasse für alle Kinder des Stadtteils. Die integrative Gesamtschule bedeutet das genaue Gegenteil von Einheitsschule: nämlich eine Schule, in der jedes Kind individuell gefördert wird. Das wollen wir mit längerem gemeinsamem Lernen verbinden. Wir wollen verhindern, dass Kinder schon mit 10 Jahren auf unterschiedliche Schultypen mit verschiedenen Lebenschancen verteilt werden. Das ist aus meiner Sicht die beste Form von Schule und Unterricht.

Denn: Gemeinsames Lernen fördert alle Schülerinnen und Schüler in gleichem oder höherem Maße als getrennter Unterricht. Das gilt auch dann, wenn Kinder und Jugendliche mit besonderen Begabungen Unterstützung brauchen. Uns ist es wichtig, dass kein Kind zurückgelassen wird, dass alle Jugendlichen gut auf einen Übergang in Ausbildung und den Beruf vorbereitet werden und deutlich mehr höherwertige Abschlüsse machen. Insbesondere wollen wir dazu beitragen, dass künftig deutlich weniger Schülerinnen und Schüler die Schule ohne Abschluss verlassen.

Wir setzen dabei auf zwei gleichwertige Säulen im bremischen Bildungssystem: Schülerinnen und Schüler können künftig im Land Bremen ab der fünften Klasse die Oberschule oder ein durchgängiges Gymnasium besuchen. Schülerinnen und Schüler lernen gemeinsam bis zur zehnten Klasse. Sie arbeiten auf unterschiedlichen Anforderungsniveaus und erwerben den für sie individuell höchstmöglichen Abschluss. Die Oberschule ermöglicht das Abitur nach 13 Jahren, das Gymnasium bereits nach 12 Jahren. Auf diese Weise überwinden wir schrittweise die Trennung des gegliederten Schulsystems.

Entscheidend ist für mich: Alle Schulen sind für ihre Schülerinnen und Schüler bis zu einem ersten Schulabschluss verantwortlich; künftig darf keine Schülerin und kein Schüler mehr abgeschult werden. Bereits mit diesem Schuljahr machen sich neun Schulen im Stadtgebiet Bremen auf den Weg und wandeln sich jahrgangsweise in Oberschulen um. In allen anderen Schulen erfolgt die Umstellung ab 2011/2012. Diese Reform, die wir im Land Bremen angestoßen haben, verdient aus meiner Sicht durchaus die Bezeichnung grundlegend.

Die neuen Aufgaben – bessere individuelle Förderung, mehr Ermutigung zum Lernen und die Einbeziehung der Eltern in die pädagogische Arbeit – können die Schulen nur Hand in Hand mit anderen Akteuren leisten. Daher ist für mich besonders wichtig, dass die Schulen in ausgewählten Quartieren mit denjenigen Institutionen, die für Bildung, Betreuung, Erziehung und die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen verantwortlich sind, eng zusammenarbeiten.

Mit freundlichen Grüßen

Uwe Beckmeyer