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Frage von Margret Roser, Greenpeace-Gruppe J. •

Frage an Uwe Barth von Margret Roser, Greenpeace-Gruppe J. bezüglich Energie

Sehr geehrter Herr Barth,

die CDU will die Restlaufzeiten von Atomkraftwerken verlängern, entgegen dem vertraglich vereinbarten Ausstiegskonsens. Die FDP als möglicher Koalitionspartner der CDU äußert sich nicht eindeutig. Herr Westerwelle: „Über die Laufzeiten bestehender Kernkraftwerke ist allein nach den Erfordernissen der Sicherheit, des Klimaschutzes und der Wirtschaftlichkeit zu entscheiden.“

Heißt das, auch die FDP will das Atomgesetz ändern, obwohl laut Emnid-Umfrage vom Juli 2005 eine breite Mehrheit der Deutschen, nämlich 60 Prozent, den Ausstieg aus der Atomkraft will?

Mit freundlichen Grüßen,
Margret Roser, Greenpeace-Gruppe Jena

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Antwort von
FDP

Sehr geehrte Frau Roser,

vielen Dank für Ihre Frage. Ich antworte Ihnen ausführlich:

1. Derzeit beabsichtigt niemand, in Deutschland ein neues Kernkraftwerk (KKW) zu bauen. Was wir wollen, ist die Laufzeit der bestehenden KKW auf den Zeitraum zu verlängern, in dem sie anerkanntermaßen sicher arbeiten können. Die derzeitige Ausstiegsfrist ist rein ideologisch bestimmt. 100% Sicherheit gibt es nirgends.

2. Die deutschen KKW sind die sichersten der Welt, die Entwicklung der Technik hat in Deutschland viele tausend Arbeitsplätze gesichert, die nun weg brechen. Klar, würden Sie von jemandem ein technisches Gerät kaufen, der offen zugibt, er selbst würde es aus Sicherheitsbedenken nicht verwenden?

3. Für die Deckung unseres Energiebedarfes ist die Kernkraft derzeit (und auf absehbare Zeit) unverzichtbar.

4. Wenn wir im Inland zunehmend weniger Kernenergie produzieren, kaufen wir sie aus KKW in Frankreich und Polen. Diese sind nicht so sicher wie deutsche KKW!

5. Weltweit werden KKW gebaut. Auch wenn sich Jürgen Trittin auf dem Platz des Himmlischen Friedens anketten würde, China wird deshalb auf nicht ein einziges KKW verzichten oder 5 Mrd. Windräder bauen. Unser Interesse auch im Sinne der globalen Ökologie sollte sein, das diese KKW möglichst sicher sind. Nochmals: Unsere sind die sichersten weltweit.

6. Das Ziel, den CO2-Ausstoß zu senken, läuft dem Ausstieg glatt zuwider. Mit regenerativen Energien (Wasser, Wind, Sonne) lässt sich auf absehbare Zeit auch nicht annähernd eine vergleichbare Energiemenge gewinnen. Von neuen Problemen ganz zu schweigen (Flächenversiegelung - da sind die Grünen auch dagegen; nötiger Talsperrenbau - da sind die Grünen auch dagegen; Windräder - da sind die Grünen vor Ort auch immer dagegen). Also ist der einzige Ausweg Kohle und die setzt bei der Verbrennung CO2 frei.

7. Noch mehr? Bitte: Die Endlagerfrage wird seit der Machtübernahme von Rot-Grün gezielt kontrovers zwischen Bundesumwelt, -wirtschafts- und -forschungsministerium mit Gutachten behandelt. Kosten bisher: Einige Millionen €.. Der Castor ist, wenn er durchs Land fährt, gefährlich - sagt Trittin - und lässt ihn deshalb bewachen. Kosten: Einige Millionen €. Die Brennstäbe sind gefährlich. Sie sollen deshalb in einen Salzschacht bei Gorleben. Die bisher sicherste Variante. Aber weil Trittin das nicht machen kann (da hat er nämlich selber heftig mit dagegen demonstriert [vielleicht auch mehr], gibt es die genannten Gutachten, Gegengutachten und Gegen-Gegengutachten und so lange lagern die abgebrannten Stäbe vor Ort auf dem Gelände der KKW. Weil sie da nicht so gefährlich sind?

Zu guter Letzt: Die Kohlekraftwerke haben an ihrem optimalen Wirkungsgrad den geringsten relativen CO2-Ausstoß (relativ zur gewonnenen Energiemenge). Da der Wind in unseren Breiten ein recht unzuverlässiger Geselle ist, muss für den aus den Windmühlen gewonnenen Energieanteil eine Reserve vorgehalten werden. Es gibt ja keinen Zusammenhang zwischen Wind und Energieverbrauch, nur einen zwischen Wind und (möglicher) Energiegewinnung. Diese Reserve wird dadurch realisiert, dass die Kohlekraftwerke etwas unterhalb ihres optimalen Wirkungsgrades betrieben werden. Ergebnis: Ein spürbar erhöhter relativer CO2-Ausstoß (s.o.). Wie geht das mit dem Klimaschutz einher?

Deshalb sagen wir:

1. Verlängerung der Laufzeiten auf der Basis einer Einschätzung des sicheren Betriebes.

2. Verstärkte Forschung an wirklich leistungsstarken zukunftsfähigen Energien, langfristig Kernfusion.

3. Verstärkte Forschung an Möglichkeiten der Energiespeicherung (eines der wesentlichen Probleme, s. Windenergie), Stichwort Brennstoffzelle.

Beste Grüße

Uwe Barth