Frage an Uwe Barth von Konrad M. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Barth,
Inwieweit werden finanzielle Mittel für Jugend und Bildung aufgestockt, falls Sie an der Regierung beteiligt sein werden?
Freundliche Grüße
Konrad Müller
Sehr geehrter Herr Müller,
für Ihre Frage zu Ausgaben in der Bildungspolitik danke ich Ihnen.
Jugend und Bildung ist für die FDP eines der wichtigsten Themengebiete überhaupt. Deshalb haben wir uns für die kommende Wahlperiode, wie Sie auch unserem Wahlprogramm entnehmen können, viel vorgenommen.
Angefangen bei der frühkindlichen Bildung über den Ausbau der Ganztagsschulen bis hin zur Verbesserung der Lehrsituation an unseren Hochschulen hat die FDP Konzepte entwickelt.
Bereits mit drei Jahren sind unsere Kinder außerordentlich aufnahme- und lernfähig. Dieses Potenzial wird bisher zum großen Nachteil der Kinder nicht genutzt. Die FDP möchte deshalb die Kindertagesstätten zu Einrichtungen der frühkindlichen Bildung umbauen. Die Kinder sollen darin spielerisch an das Lernen herangeführt werden, ihr Interesse für Neues geweckt und der Spaß am Lernen gefördert werden. Das erste Schuljahr soll hiermit aber ausdrücklich nicht in den Kindergarten vorverlegt werden. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden müssen wir unsere Erzieherinnen qualifizieren und die Einrichtungen entsprechend ausstatten. Für die Erzieherinnen muss hierfür in angemessener Zeit ein Hochschulstudiengang entwickelt werden. Mit frühzeitigen Sprachstandserhebungen muss festgestellt werden, ob das jeweilige Kind später in der Lage ist, dem Schulunterricht zu folgen. Ist dies nicht der Fall, muss das Kind mit entsprechenden Fördermaßnahmen „schulfit“ gemacht werden, damit es in der Schule die gleichen Chancen hat, wie die anderen Kinder.
Überhaupt haben wir bei der Chancengleichheit unserer Kinder großen Nachholbedarf. In keinem anderen vergleichbaren Industrieland hängen die Bildungschancen in so hohem Maße von der sozialen Herkunft ab, wie in Deutschland. Deshalb spielt für liberale Bildungspolitik der Ausbau der Ganztagsschulen eine ganz zentrale Rolle. Wir wollen Chancen- und Leistungsgerechtigkeit und aus diesem Grund, muss auch für eine ausreichende Bildungsinfrastruktur gesorgt werden. Ein weiterer Grundsatz liberaler Politik ist das Motto: „Kurze Wege für kurze Beine“, hier stehen vor allem die jüngeren unserer Gesellschaft im Vordergrund. Die FDP wird sich deshalb für möglichst kurze Schulwege einsetzen.
Ziel liberaler Politik ist es nicht, dass jeder auf Biegen und Brechen Abitur macht und danach studieren geht. Das würde viele überfordern und letztlich das Niveau von Abitur und Hochschulstudien stark absenken. Die FDP will vielmehr jeden individuell nach seinen Interessen und Neigungen fördern. So müssen etwa spezielle Förderangebote jedem Schulabgänger den Übergang in das berufliche Leben ermöglichen.
Insgesamt muss das Personal sowohl in den Kindertagesstätten als auch in den Schulen aufgestockt werden.
Auch die Hochschulen müssen weiterentwickelt werden. Vor dem Hintergrund der Bologna-Hochschulreform und der damit einhergehenden Umstellung auf Bachelor- und Master-Studiengänge müssen die Hochschulen in die Lage versetzt werden, die Studienbedingungen für die Studierenden zu verbessern. Hierzu muss durch die Einstellung zusätzlichen Lehrpersonals das Betreuungsverhältnis zwischen Hochschullehrer und Studierenden deutlich verbessert werden. Aber auch die Lehrmittelsituation muss verbessert werden. Dafür benötigen die Hochschulen mehr Geld aber auch deutlich mehr Autonomie, denn diese wissen am besten, wo Bedarf am größten ist.
All diese Ihnen in Kürze geschilderten Maßnahmen kosten zusätzliches Geld und natürlich auch Zeit, denn wir wollen keine Schnellschüsse, die hinterher zu Lasten der Schüler, Auszubildenden und Studierenden gehen. Um den Bedarf zu ermitteln, bedarf es einer genauen Analyse nach der Wahl und einer vernünftigen Planung.
Für die FDP sind die Menschen das wichtigste Potenzial und die Zukunft unseres Landes. Investitionen in die Köpfe der Menschen und damit in den Wohlstand unseres Landes wie auch jedes Einzelnen sind deshalb die wichtigste Investition, gerade hier darf auf keinen Fall gespart werden.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Uwe Barth, MdB