Frage an Uwe Barth von Leif Q. bezüglich Kultur
Sehr geehrter Herr Barth!
Die politische Arbeit, die Sie und Ihre Kollegen in den anderen Parteien leisten, besteht zu einem grossen Teil aus Reden und Sprechen.(Warum gibt es dafür zwei Worte?)
Gibt es in Ihrer Partei Ambitionen eine Gesprächskultur zu schaffen, in der vermieden wird:
-zu beschuldigen?
-zu verurteilen?
-negativ über Personen zu sprechen?
,eine Gesprächskultur, die dem entspricht, was Psychologen Eheleuten empfehlen, um die Kommunikation und das Verständigen zu verbessern -eine gewaltfreie Kommunikation?
(Silvia Richter-Kaup: Das auf einer Win-Win-Haltung beruhende Modell der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) nach Marshall Rosenberg ermutigt und befähigt uns, unsere innere Haltung und unseren Sprachgebrauch so zu verändern, dass wir eine größere Chance haben, von anderen Menschen das zu bekommen, was wir brauchen – ohne sie vor den Kopf zu stoßen. Wir fragen nicht mehr „Wer ist schuld und wer hat recht?“ sondern „Wie geht es mir? Was hätte ich jetzt gerne? Was braucht der andere wohl gerade?“ Damit können wir die meist nicht sehr erfolgreiche Negativ-Spirale von Schuldzuweisungen und Rechtfertigungen hinter uns lassen. Stattdessen lernen wir, uns unserer eigenen Gefühle und Bedürfnisse bewusst zu werden und diese sowohl klar und deutlich als auch respektvoll anzusprechen – so dass der andere uns versteht, sich aber nicht angegriffen oder unter Druck gesetzt fühlt. Dies versetzt uns in die Lage, uns für unsere Anliegen einzusetzen und gleichzeitig wertschätzend mit unserem Gesprächspartner in Kontakt zu bleiben und dadurch Win-Win-Situationen zu schaffen.)
Vielen Dank für Ihre politische Arbeit und Ihre Aufmerksamkeit!
Leif Quellenberg
Sehr geehrter Herr Quellenberg,
vielen Dank für Ihre mich persönlich sehr ermunternde Frage. Ermunternd deshalb, weil ich schon dachte, ich sei der Einzige, den die Diskussionskultur, die man in verschiedenen TV-Shows, aber gerade in Wahlkampfzeiten auch bis in den Deutschen Bundestag hinein beobachten muss. Eine (Un-)Kultur, bei der man sich eben nicht nur gegenseitig Fehler vorwirft und aufrechnet (das ist ja legitim und notwendig), sondern sich dabei auch noch ausdrücklich schlechte Absicht unterstellt. Tenor: "Was Sie machen ist falsch und sie wissen das auch und machen es trotzdem oder gerade deshalb."
Aktuelles Beispiel:
SPD-Parteitag, Kanzler Schröder (sinngemäß): "Eine schwarz-gelbe Regierung wird die soziale Gerechtigkeit und den sozialen Frieden in Deutschland abschaffen." Ich will hierauf nicht weiter inhaltlich eingehen und es bei dem Hinweis belassen, dass beides durch fünf Millionen Arbeitslose gefährdet ist, ich rot-grün aber niemals unterstelle würde, dies beabsichtigt zu haben.
Äußerungen dieser Art sind aber gefährlich, weil sie die Glaubwürdigkeit der Politik insgesamt beschädigen und dies in niemandes Absicht liegen kann. Darunter zu leiden haben nämlich auch alle.
Gerade weil dies so ist, möchte ich gerne versuchen, zumindest meine Gesprächsführung anders zu gestalten und bei anderen Politikern dafür zu werben. Meinungswettstreit muss sein, aber eben fair.
Besten dank für Ihr Interesse,
mit freundlichen Grüßen
Uwe Barth
P.S. Sie werden sicherlich in allen anderen Parteien vergleichbare Äußerungen über den politischen Mitbewerber (schon das Wort "Gegner" erinnnert mich zu sehr an Kampf, als dass ich es in diesem Zusammenhang gebrauchen möchte) finden, auch in meiner. Ich heiße auch das nicht gut!