Frage an Ute Finckh-Krämer von Gunnar L.
Sehr geehrte Frau Dr. Ute Finckh-Krämer,
Sie arbeiten in meinem Wahlkreis und werden wahrscheinlich demnächst über das Fracking abstimmen. Daher möchte ich Sie bitten mir Ihre Meinung über diese Technik mitzuteilen. Ob Sie darin eine Energiequelle sehen, einen wichtigen Forschungsauftrag für unsere technologieorientierte Wirtschaft, eine Möglichkeit sichere Arbeitsplätze zu schaffen oder eine gefährliche, umweltzerstörende Technologie, die das Ende der fossilen Energieträger auf Kosten von bedeutendem Lebensraum nur um wenige Jahre hinausschiebt.
Vielen Dank für eine Antwort!
Sehr geehrter Herr Langner,
herzlichen Dank für Ihre Frage. Ich halte das sogenannte "unkonventionelle Fracking" in Schiefer-, Ton-, Mergelgestein oder Kohleflözen für eine gefährliche Technologie, die nach Möglichkeit verboten werden sollte. Mit dem geplanten grundsätzlichen Frackingverbot für die Tiefen, in denen in Deutschland entsprechende Lagerstätten nachgewiesen sind (bis zu 3.000 m), wäre das m.E. zu erreichen. Über den Passus im Gesetzentwurf, der wissenschaftliche Erprobungsmaßnahmen im Ausnahmefall ermöglicht, bin ich nicht glücklich, aber es ist offensichtlich schwer, die grundgesetzlich garantierte Freiheit der Wissenschaft mit umweltpolitischen Argumenten völlig auszuhebeln.
Das Schlupfloch "Expertenkommission" für spätere Ausnahmegenehmigungen hatte der Wirtschaftsflügel der Union in den Gesetzentwurf hineinverhandelt. Paradoxer Weise läuft jetzt ein anderer politischer Flügel der Union dagegen Sturm. Damit besteht berechtigte Hoffnung, dass dieses Schlupfloch im parlamentarischen Verfahren geschlossen wird, worüber ich sehr froh wäre.
Beim sogenannten konventionellen Fracking, das in Deutschland seit Jahrzehnten angewandt wird, werden die wasser- und bergrechtlichen Regeln deutlich verschärft. Das finde ich sehr begrüßenswert.
Sicherheitshalber möchte ich noch darauf verweisen, dass nach allen derzeitigen Schätzungen für die Entwicklung der Gaspreise eine Förderung der bekannten unkonventionellen Erdgasreserven in Deutschland mit Hilfe von Fracking auf Jahre, wenn nicht auf Jahrzehnte hinaus nicht wirtschaftlich wäre. Da der deutsche Untergrund geologisch ziemlich gut erforscht ist, ist auch nicht zu erwarten, dass sich dort noch unerkannte vergleichsweise leicht erschließbare Vorkommen von Schiefergas wie in den USA verbergen. Der Schiefergasboom in den USA wird auch in konservativen Wirtschaftszeitungen teilweise als "Blase" bezeichnet - es kann also gut sein, dass unkonventionelles Fracking in einigen Jahren schon wieder "out" ist.
Mit freundlichen Grüßen
Ute Finckh-Krämer