Frage an Ute Finckh-Krämer von Matthias K. bezüglich Verkehr
Sehr geehrte Frau MdB Finckh-Krämer,
Der Deutsche Ärztetag forderte im Juni 2012 einen umfassenden Schutz der Bevölkerung vor Fluglärm. Die Ärzte betonen, dass durch Fluglärm vermeidbare Gesundheitsstörungen u. Krankheiten ausgelöst werden.
Die Hessen-SPD fordert Beschränkungen für den Flughafen Frankfurt.
Der Brandenburger Landtag hat im Februar 2013 mit den Stimmen der SPD für ein erweitertes Nachtflugverbot gestimmt
Und Berlin? Wie sehr einige Berliner SPD-MdBs die Argumente der Luftverkehrslobby übernommen haben, zeigt die Antwort von SPD MdB R. (am 17.01.2013 auf abgeordnetenwatch.de): „Für Airlines ist ein Flugziel dann attraktiv, wenn sie ihre Maschinen auslasten können, denn nur so können auch sie wirtschaftlich agieren. Lufthansa und Air Berlin betreiben derzeitig am Flughafen Tegel ein Drehkreuz, da sie nur dadurch die Wirtschaftlichkeit herstellen können.“.
Fr. R. macht sich keine Gedanken über die Menschen, die jetzt in Tegel (in Zukunft im Süden Berlins) bis nachts unter Fluglärm leiden müssen, nein, der Profit der Airlines steht ganz oben! SPD Grundsatzprogramm, S. 17: „Wir … widersprechen der Unterwerfung des Politischen unter das Ökonomische.“
Insbesondere RB W. verhindert ein erweitertes Nachtflugverbot und tritt weiterhin für Flugzeiten von 05.00 morgens bis 24.00 nachts ein, ohne die angeblich die Wirtschaftlichkeit der Fluggesellschaften und des BER nicht gesichert werden kann.
SPD Grundsatzprogramm, S. 58: „Wir streben gesunde Lebensverhältnisse für alle Menschen an und fördern gesundheitsbewusstes Verhalten.“
Wollen die Hessen u. die Brandenburger SPD ihre Flughäfen ruinieren? Oder glauben sie nur nicht mehr den Märchen der Luftverkehrslobby?
Was ist in der Berliner SPD los, dass so der Luftverkehrslobby gefolgt wird und die Menschen im Stich gelassen werden? Warum bietet keiner W. Paroli? Vielleicht verliert die SPD die Wahlen, weil mehr und mehr Bürger sehen, dass die SPD anders handelt als sie redet?
Viele Grüße,
Sehr geehrter Herr Kießling,
in manchen Fragen vertrete ich innerhalb der SPD eine Minderheitenmeinung. So auch in der Frage des Fluglärms. Da Berlin derzeit ein hoch attraktives Reiseziel ist, ist meine persönliche Vermutung, dass Flüge nach und von Berlin auch dann wirtschaftlich angeboten werden könnten, wenn ein Nachtflugverbot für Tegel und Schönefeld zwischen 22 und 6 Uhr beschlossen würde. Dann würden die Flüge vermutlich ein paar Euro teurer, weil es weniger Flüge gäbe, und die Kosten für den Flughafenbetrieb praktisch gleich blieben, aber ich glaube kaum, dass das die Zahl der Touristen, die nach und von Berlin fliegen wollen, wesentlich beeinflussen würde. Denn die Attraktivität von Berlin als Reiseziel hängt nicht in erster Linie an einigen Euro mehr oder weniger für den Flug. Das kulturelle Angebot, die im Vergleich zu anderen Metropolen günstigen Preise für Unterkunft, Essen, öffentliche Verkehrsmittel etc. sind mindestens so wichtig. Für Geschäftsreisende spielt die Anbindung der Flughäfen eh eine größere Rolle als der Ticketpreis.
Ich möchte mich trotzdem nicht gegen meine Bundestagskollegin oder den Regierenden Bürgermeister ausspielen lassen. Es ist normal, dass innerhalb einer Partei Dinge verschieden eingeschätzt und bewertet werden. Ich fürchte, dass eine ganze Menge Berliner, die nicht vom Fluglärm durch die beiden Flughäfen betroffen sind, ziemlich aufgebracht wären, wenn sie wegen eines Nachtflugverbots für ihre Urlaubsflüge mehr bezahlen müssten. Auch diese menschen sind Wählerinnen und Wähler...
Mit freundlichen Grüßen
Ute Finckh-Krämer