Frage an Uta Zapf von Detlev B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Zapf,
einige Äußerungen von Herrn Sarrazin (SPD), ehemaliger Berliner Finanzsenator, aktuell im Bundesbank-Vorstand, haben für einigen Wirbel gesorgt. Was halten Sie von seinen Thesen zur Integration bzw. daß Deutsche in Deutschland in naher Zukunft in der Minderheit sein könnten ? Sind sie gerechtfertigt oder sind sie Ihrer Meinung nach völlig haltlos ?
Halten Sie einen Parteiausschluß, wie er zur Zeit in der SPD diskutiert wird, für sinnvoll ?
Wie kommt es, daß die Zustimmung für Herrn Sarrazin aus dem Volk wesentlich größer zu sein scheint als aus der Politik und wäre somit eine Änderung der Innen- und Integrationspolitik nötig ?
Mit freundlichen Grüßen
Detlev Bock
Sehr geehrter Herr Bock,
ich halte die Thesen von Herrn Sarrazin nicht nur für haltlos sondern für brandgefährlich. Der Vermutung, die Deutschen könnten in Deutschland eines Tages in der Minderheit sein, fehlt jegliche wissenschaftliche, empirische Grundlage. Herr Sarrazin spielt rechtsradikalen Gruppen in die Hände. Seine Aussagen sind nationalistisch, weil die Angst vor „Überfremdung“ geschürt und der innere Frieden in Deutschland gefährdet werden.
So krude und hanebüchen, so widersprüchlich und verworren diese Behauptungen sind - sie werden in einer zur Xenophobie neigenden Gesellschaft aufgenommen und zerstören ohnehin nur schwach keimendes Vertrauen zwischen Deutschen und Zuwanderern. Herr Sarrazin verkennt, dass Deutschland Jahrzehnte lang Integration verweigert hat - insbesondere gegenüber Türken - und Arabern und, dass diese Abweisung zu der beklagten Segregation geführt hat.
Eine Änderung der Innen- und Außenpolitik ist nach meiner Einschätzung nur dann sinnvoll, wenn sie der Integration und gegenseitigen Akzeptanz dient. Die Ausgrenzungspolitik früherer Jahre hat sich als folgenschwerer Fehler erwiesen.
Über einen möglichen Parteiausschluss Herrn Sarrazins mögen die zuständigen Gremien entscheiden. Ich halte seine Aussagen für nicht mit sozialdemokratischen Grundüberzeugungen vereinbar.
Mit freundlichen Grüßen
Uta Zapf