Frage an Ursula Sabathil von Roswitha W. bezüglich Jugend
Liebe Frau Sabathil,
gerne wüsste ich, wie Sie aktuell die Qualität in den Kitas erhalten wollen bei dem so akuten Mangel an qualifizierten Erziehern auf der einen Seite und dem großen Bedarf an Erziehern nach dem Rechtsanspruch auf einen Kita Platz.
Beste Grüsse,
Roswitha Wenzl
Liebe Frau Wenzl,
vielen Dank für Ihre Frage, die nicht in einem Satz zu beantworten ist.
1) Das Recht auf einen KiTa-Platz gesetzlich festzuschreiben, war gut gemeint, weil dadurch der Druck erhöht werden sollte, KiTa-Plätze zu schaffen; das ist bei dem großen Bedarf ein nachvollziehbarer Gedanke. Dieses Gesetz hat aber eine Erwartungshaltung geschaffen, die in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit nicht zu bedienen war. Das haben alle, aber auch wirklich alle, die damit befaßt waren gewußt und das Gesetz trotzdem passieren lassen. So etwas nennt man gut gemeint, aber schlecht gemacht.
2) Für uns in München gilt: wir haben nun in Windeseile genügend Räumlichkeiten geschaffen - was eine Herkulesaufgabe war, aber -surprise!!! - die Erzieherinnen fehlen.
3) Erzieherinnen fehlen aus mehreren Gründen:
- a) die nach wie vor schlechte Bezahlung bei
- b) einer überlangen Ausbildungszeit und
- c) sehr hohen, wenn nicht sogar völlig überhöhten Erwartungen an die Erzieherinnen.
Zu allererst muß die Bezahlung verbessert werden, weil der Beruf sonst für geeignete und qualifizierte Leute nicht attraktiv ist; darum fehlen ja in privaten Kindergärten auch viel weniger Erzieherinnen als in kommunalen, da viele Eltern, die sich das leisten können, einfach höhere Gebühren zahlen; das ist aber keine Lösung für Eltern mit weniger Geld.
Darüber hinaus frage ich mich schon, warum Erzieherinnen eine z.T. 5-jährige Ausbildung brauchen, die sie in vielen Fällen auch noch selbst bezahlen müssen. Das entspricht der Zeit eines ordentlich durchgezogenen akademischen Studiums, wobei die Erzieherinnen nach Abschluß ihrer Ausbildung aber nicht als Akademiker gelten.
Ebenso frage ich mich, warum Grundschullehrerinnen mit zwei Staatsexamina und einer gründlichen pädagogischen Ausbildung (2 Jahre Referendarzeit!!!) nochmals bis zu zwei Jahren Fortbildung nachweisen müssen, um in einem Kindergarten arbeiten zu dürfen. Schrauben wir da nicht unsere Erwartungen ein bißchen zu sehr in die Höhe?
Müttern, die ein oder mehrere Kinder großgezogen, somit also Erfahrung mir Kindern haben, und gerne als Erzieherinnen arbeiten würden, wird dies sehr schwer, wenn nicht gar unmöglich gemacht.
Also, kurzes Fazit: Bezahlung verbessern, Theorie zurückschrauben und wieder mehr Wert auf das legen, was für eine Erzieherin an erster Stelle stehen muß: die Liebe zu Kindern und das Verständnis für sie. Damit würden wir mehr Qualität in KiTas bringen als durch jahrelange theoretische Ausbildung.
Als Lehrerin weiß ich, daß die besten Lehrer nicht die sind, die das erste Staatsexamen mit 1 abschließen, sondern die, die die Jugendlichen lieben und sie verstehen.
Jetzt bin ich ein bißchen lang geworden, aber das Thema liegt mir sehr am Herzen und ich mußte mich zurücknehmen, um nicht noch länger zu werden.
Sollten Sie noch weitere Fragen haben - nur zu! Ich freue mich darauf.
Noch ein schönes Wochenende und herzliche Grüße
Ihre
Ursula Sabathil