Frage an Ursula Sabathil von Manuel B. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Sabathil,
ich bin Student an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und befinde mich derzeit im 4. Semester eines Bachelor Studiengangs an der Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften.
Der größte Vorteil dieser Reform besteht wohl darin, einen international anerkannten Abschluss zu erlangen, um sich kostspielige Verwaltungsvorgänge im europäischen und internationalen Hochschulaustausch zu ersparen. Dieser Aspekt der Reform erscheint mir durchaus als sinnvoll, da er vor allem für uns Studierende Bewerbung an ausländischen Universitäten um ein vielfaches vereinfacht.
Neben dem Ziel eines einheitlichen Abschlusses an europäischen Hochschulen gibt die Europäische Union drei Hauptziele an: Mobilität, internationale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigungsfähigkeit.
Wie auch bei der G8 Reform in Bayern geht es bei dieser Reform wohl nur darum, möglichst schnell und nicht möglichst gute Absolventen für den Freistaat und Europa zu gewinnen. Wirtschaftlicher Nutzen steht hier also vor wirtschaftlicher und vor allem sozialer Qualität (Persönlichkeitsbildung ist auch entscheidend für Erfolg im Beruf!).
Beide Reformen haben den Prüfungsdruck auf Schüler und Studierende nachweislich erhöht und tragen teilweise sogar zur (psychischen) Überbelastung von Studierenden bei, die dem schulischen und universitären Druck nicht gewachsen sind. Hinzu kommt, dass weit mehr als die Hälfte aller Studierenden in Bayern (und Deutschland) neben ihrem Studium einer Beschäftigung nachgehen, um die hohen Lebenshaltungskosten zu stemmen, wie es zum Beispiel in der Landeshauptstadt München der Fall ist.
Meine Frage an Sie: welche Schritte möchten Sie als Abgeordnete im Bayerischen Landtag unternehmen, um die Qualität der verschiedenen Schul- und Universitätsbschlüsse nachhaltig zu verbessern?
Sehr geehrter Herr Beck,
vielen Dank für Ihre Frage!
Mit Ihrer Frage sprechen Sie mir direkt aus dem Herzen und laufen Gefahr, daß ich nun mehrere Seiten dazu schreibe.
Aber ich will mich zusammennehmen:
1) G8: Das war eine der dümmsten und übereiltesten Entscheidungen, die eine Regierung treffen konnte; sie kam wohl unter dem Druck der Wirtschaft
zustande; heute beklagt sich die Wirtschaft darüber, daß die Leute "zu jung" seien, um mit ihnen etwas anfangen zu können!!!! Daß sie nicht qualifiziert genug seien und daß sie nicht mehr fehlerfrei deutsch schreiben können. Wow! Tolle Erkenntnisse, die kein Mensch hatte voraussehen können!
Die Freien Wähler führen zur Zeit eine Unterschriftensammlung für ein Volksbegehren durch, in dem sie die Wahlfreiheit für Schüler und Eltern zwischen G8 und G9 anstreben; ich persönlich bin für das G9, ohne wenn und aber; wenn ich im Landtag sitze, werde ich als erste Amtshandlung das derzeitige G8 abschaffen.
2) Bachelor und Master
Ein gutes Beispiel für gut gemeint und schlecht gemacht. Obwohl man von Professoren eigentlich schon erwarten dürfte, daß sie Konsequenzen abzusehen im Stande sind.
Man wollte tatsächlich erreichen, daß Studenten in kürzerer Zeit einen präsentablen Abschluß haben. Der Effekt ist, daß die Studenten jetzt durch´s Studium gehetzt werden, ohne, daß sie nach links und rechts schauen dürfen, was nun gerade nicht der Sinn und Zweck eines Studiums sein sollte, denn ein Studium sollte ermöglichen, daß jemand über den Tellerrand hinauszuschauen lernt. Über das ad absurdum geführte "Studium", - früher gab es noch ein "studium generale", wo man ´mal in alle möglichen Fachgebiete hineingeschaut hat - gibt es jetzt den Effekt, daß der Bachelor nicht mehr recht viel wert ist: "den hat ja jeder...!", sondern, daß man ohne Master eingentlich nichts Anspruchsvolles anfangen kann und keinen guten Job kriegt.
Und dafür hat man Staatsexamina und den guten, angesehen Dipl.Ing aufgegeben; eine Schande!!!
Was ich als Landtagsabgeordnete tun kann, ist, bei den Universitäten darauf hinwirken, daß sie den Studenten mehr Zeit lassen; das ist nämlich durchaus möglich, wird aber, aus welchen Gründen auch immer, nicht gemacht.
Ich möchte mich hier beschränken, um nicht zu lang zu werden.
Sollten Sie noch weitere Fragen an mich haben .... nur zu! Ich freue mich!
Mit freundlichen Grüßen
Ursula Sabathil