Frage an Ursula Linda Zarniko von Martin B. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen
Sehr geehrte Frau Zarniko,
da wir bereits viele Jahre im Ausland leben, aber immer noch in Solingen Familie regelmaessig besuchen, faellt mir die mangelnde Stadtentwicklung vielleicht besonders auf. Manche Teile der Solinger Innenstadt sind wie verlassen (Stichwort: Fussgaengerzone mit vielen Leerständen) In anderen Innenstadtbereichen, wie der Konrad-Adenauer Strasse habe ich den Eindruck durch einen Migrantenstadtteil zu spazieren. Meine Familie wohnt seit 120 Jahren auf der Cronenbergerstrasse, die einst eine respektable Gegend war, nun aber kein attraktives Wohngebiet mehr ist, da die Gegend von vielen sehr einkommensschwachen Menschen bewohnt wird. Mir faellt dies besonders auf, da wir dort Wohneigentum vermieten und sich nur schwer Nachmieter fuer diese Gegend finden lassen. Solingen investiert in die Innenstadt, doch die Mehrheit der Bewohner verlangt scheinbar nach 1-Euro-Geschaeften. Das neue Grossprojekt am Graf-Wilhelm Platz wird ebenfalls lediglich eine Verlagerung von einigen Geschaeftsraeumen bedeuten, aber keine wesentliche Aenderung der Solinger Struktur herbeiführen. Andere Staedte in NRW haben sich eindeutig besser entwickelt als Solingen. An die in der Presse veroeffentlichten Staedterankings unterschiedlichster Art will ich erst gar nicht erinnern. - Die Grossstadt Solingen ist nie dabei! - Unsere Nachbarn in Langenfeld sind schuldenfrei waehrend Solingen in den Schulden versinkt. Was tun SIE, um unsere Stadt voranzubringen oder raten Sie mir eher den Besitz zu verkaufen, weil es weiter abwärts gehen wird. Die letzten 40 Jahre Stadtentwicklung sind kein Beispiel, von dem wir lernen koennen.
Mit freundlichen Gruessen,
Martin Buchmueller
Sehr geehrter Herr Buchmüller,
danke für Ihre Frage vom 15.08. auf abgeordnetenwatch.
Ja, Sie haben Recht, Solingen hat viel Leerstand, es gibt die Billigläden, und ganz sicher bietet die Innenstadt für jemanden, der lange weg war, ein völlig anderes Bild als früher. Die gute Nachricht ist jedoch, dass sich sehr viel tut. Und zwar nicht von oben herab, sondern gemeinsam mit den Menschen, die hier vor Ort leben und aktiv sind.
Über das Förderprogramm City 2013 etwa werden wir die Untere Hauptstraße attraktivieren, die dortigen EinzelhändlerInnen sind ebenso aktiv wie die Anwohnerschaft. Insofern hoffen wir, dass wir schon bald einen besseren Branchenmix in den Ladenlokalen und damit eine Belebung der Unteren Hauptstraße haben werden.
Ähnliches gestaltet sich in der Nordstadt. Hier haben wir in verschiedenen Bürgerbeteiligungen konkrete Planungen für Einzelbereiche der Nordstadt erstellen können, die - gerade z.B. mit der Eröffnung der neu gestalteten Vorspeler Anlagen - eine Attraktivierung der Aufenthaltsqualität in diesem so quirligen Stadtteil mit sich bringen werden. Auch mit dem Mehrgenerationenhaus, dem SALZ und anderen Einrichtungen im Stadtteil ist uns eine Aufwertung gelungen. Natürlich ist es schwierig, die Konrad-Adenauer-Straße, die als am meisten befahrene Straße der Stadt den Bezirk durchschneidet, aufzuwerten, aber auch daran arbeiten wir.
Die Entwicklung der Cronenberger Straße zu einer wichtigen Verkehrsader der Stadt bringt es natürlich mit sich, dass sie als Wohnstandort möglicherweise nicht so attraktiv ist, wie ein Gebäude im Grünen. Aber so lange es uns nicht gelingt, Angebot und Nachfrageverhalten in Bezug auf die Mobilität der Menschen vom Individualverkehr auf den ÖPNV und andere, klimafreundlichere Verkehrsträger umzulenken, so lange werden diese Verkehrsadern existieren. Da ist dann eben auch jeder einzelne von uns gefragt.
Sehr geehrter Herr Buchmüller,
Solingen ist eine lebendige Stadt, mit sehr vielen sehr engagierten Menschen, die sich auf unterschiedliche Weise in das Gemeinwesen einbringen. Es hakt natürlich noch an der einen oder anderen Stelle, aber ich glaube, wir sind uns alle einig darin, dass wir gemeinsam an der Zukunft dieser Stadt arbeiten wollen. Das ist ein langer, und manchmal auch beschwerlicher Weg, aber es gibt immer wieder Erlebnisse und Erfolge, die mich positiv stimmen. Eines davon ist sicherlich das Nordstadtfest, das jährlich vor den Sommerferien stattfindet, ein anderes das Stadtfest „Leben braucht Vielfalt“, wo sich die unterschiedlichen Initiativen und Vereine jährlich im September in Rahmen eines bunten Festes vorstellen. Ich würde Sie gerne herzlich einladen, ihre „Heimatbesuche“ vielleicht einmal mit dem Besuch eines solchen Festes zu verbinden, möglicherweise wird ihr Blick auf Solingen dann geweitet.
Herzliche Grüße
Ursula Linda Zarniko