Frage an Ursula Linda Zarniko von Jutta H. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Ich bin > 50 und sehr technikbegeistert. Nach langem, steinigem Weg gegen viele Widerstände und Unverständnis schloss ich meine 2-jährige Umschulung zur Zerspanungsmechanikerin gut ab (90 %). Der Haken: ein Arbeitsplatz danach. Sätze wie "über 50? Was wollen Sie da noch auf dem Arbeitsmarkt?", „In einem solch männerdominierten Umfeld??? – Da haben Sie doch keine Chance!“, "Wir haben gar keine Sozialräume (Toiletten/Duschen) für Frauen!" irritieren.
Angeblich werden doch Fachkräfte gesucht, - geschlechtsneutral? Die Gewerbeaufsicht schreibt für beide Geschlechter getrennte Sanitärräume vor. Wo also keine Frauen-Toiletten/Duschen vorhanden sind, kann/braucht auch keine Frau eingestellt werden. So einfach ist das.
Niemand fühlt sich zuständig: die Betriebe scheuen die Kosten (wozu?, es gibt genug Männer); die Kammern (HwK D.dorf, IHK WptSGRS) kennen das Problem, haben aber damit nichts zu tun; die Agentur für Arbeit (SG) hat keinen Einfluss, hat nur die Funktion einer "Versicherung", wie mir erklärt wurde. Wie kann "Girlsday" (Frauen in Männerberufen) funktionieren, wenn in vielen kleineren Gewerbe-/Handwerksbetrieben (besonders Metallbearbeitung) Frauen mangels Sanitärräumen gar nicht eingestellt werden können?? Ist das nicht Diskriminierung - wegen fehlenden Toiletten/Umkleiden als Bewerberin ausgeschlossen zu werden? Welche Lösungsmöglichkeit würden Sie in der Politik sehen?
Sehr geehrte Frau Hohmann-Leddin,
ganz herzlichen Dank für Ihre Frage auf dem Portal abgeordnetenwatch.
Eine Sache scheinen wir gemeinsam zu haben und das ist die Technikbegeisterung. Mich freut es sehr, dass Sie sich dazu entschieden haben, diese Begeisterung auch beruflich weiterzuverfolgen.
Mir ist bewusst, dass Sexismus und Benachteiligung von Frauen in vielen Fällen immer noch trauriger Alltag ist. Daher halte ich auch die Grünen Forderungen nach einem Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft, einem Entgeltgleichheitsgesetz, einer Quote in Aufsichtsräten und einem Rechtsanspruch auf eine ganztägige Kinderbetreuung richtig und wichtig.
Ich unterstütze die Idee, Mädchen oder Frauen auch von Mädchenberufen zu begeistern sehr. Aber natürlich müssen dann auch in den Betrieben die Möglichkeiten in Form von Infrastruktur gegeben sein.
Als Mitglied des Rates der Stadt Solingen werde ich mich gerne in den nächsten Wochen noch einmal verstärkt über diesen Sachverhalt informieren. Gerne lasse ich Ihnen dann auch eine genauere Antwort zukommen. Hierzu wäre ich Ihnen für eine kurze Kontaktaufnahme unter der Mailadresse u.l.zarniko@gmail.com dankbar.
Herzliche Grüße
Ursula Linda Zarniko