Frage an Ursula Heinen-Esser von Tilman K. bezüglich Familie
Hinsichtlich diverser Fragen (und Antworten) zur Stammzellenproblematik frage ich Sie, ob Sie nicht - ohne daß ich einem imperativen Mandat das Wort reden wollte - Parteitagsbeschlüsse etwas ernster nehmen solten.
Anlass für die Frage ist für mich auch (aber nicht nur) der
Bundestagsantrag von 52 MdB zum umfasssenden Restriktion der - embryonalen - Stammzellenforschung - Bt.-Drs. 16/7985 ( http://www.tilmankluge.de/STZ/1607985.pdf ) , wobei jene, die das "C" im Parteinamen tragen, in Sachen Glaubwürdigkeit überzeugend einen maßgebenden Repräsentanten der EKD überholen. Vgl. hierzu die von Bischof Huber betriebene stammzellenbezogene Verfügbarkeitsdiskussion.
Zudem nehmen sie aber, was in der Öffentlichkeit ja oft grundsätzlich bezweifelt wird, Parteitagsvoten ernst, indem sie sich konsequent (!) an das halten, was wörtlich wie folgt auf dem CDU-Parteitag in Hannover beschlossen wurde: "(...) Wir werden uns weiterhin für einen konsequenten Embryonenschutz einsetzen. (...) Die CDU Deutschlands bekräftigt, dass die Tötung menschlicher Embryonen zur Gewinnung menschlicher Stammzellen mit dem christlichen Menschenbild und den Vorgaben des Grundgesetzes unvereinbar ist. (...)".
Da gibt es keine zu Lasten des Embryonenschutzes (sei es innerhalb oder außerhalb Deutschlands) nutzbare Freiräume.
Sehr geehrter Herr Kluge,
vielen Dank für Ihre Email vom 13. Februar 2008.
Als Abgeordnete des Deutschen Bundestages bin ich allein meinem Gewissen verpflichtet. Es ist meine Aufgabe, meine Entscheidungen meinen Wählern transparent zu machen -- dies mache ich nicht zuletzt auf den Seiten von Abgeordnetenwatch.
Sie schreiben, dass es zu Lasten des Embryonenschutzes keine nutzbaren Freiräume gibt, diese Stellungnahme wirft bei mir folgende Fragen auf:
Zunächst einmal die Frage, ob eine befruchtete Eizelle, die bei der künstlichen Befruchtung im Reagenzglas entstanden ist und außerhalb des Mutterleibes keine Chance hat, sich weiterzuentwickeln, schützenswerter ist als ein Mensch der an MS, Parkinson oder Alzheimer leidet. Denn ein Nein zur Stammzellforschung ist auch ein Nein zum Leben dieser Menschen. Ein Nein, das ein Ja für eine Ansammlung von Zellen ist, die keine Chance auf eine weitere Entwicklung haben, halte ich für schwer hinnehmbar.
Außerdem müssen wir uns fragen, ob es eine stringente Entscheidung ist, in Deutschland Stammzellforschung zu verhindern oder mindestens zu erschweren, während an anderen Orten weiter geforscht wird. Was ist mit den Ergebnissen dieser Forschung? Ist es ethisch vertretbar neuartige Therapieformen, die auf der Basis von embryonaler Stammzellforschung entwickelt wurden, in Anspruch zu nehmen? Wer sich gegen den Weg ausspricht, der kann in meinen Augen auch nicht am Erfolg des Zieles teilhaben.
Mit freundlichen Grüßen
Ursula Heinen