Frage an Urban Aykal von Marcus S. bezüglich Verkehr
Guten Morgen,
warum so zaghaft gegenüber der Autoindustrie? Alle Parteien ducken sich weg, das wäre doch die Profilierungschance für die Grünen. Traut sich die Partei, gegen den übermächtigen Wirtschaftsverband mit seinen Millionen Arbeitsplätzen in Stellung zu gehen? Je eher die Konzerne zum Umrüsten gezwungen werden, umso schneller werden sie wettbewerbsfähig gegenüber der weit vorn liegenden Konkurrenz - das wäre arbeits- und zukunftssichernd. Das Taktieren und Abwarten gefährdet die deutsche Automobilindustrie mittelfristig viel mehr als jetzt ein harter Schnitt. Und bitte jetzt keine Subventionen, direkt oder indirekt, die Autobauer brauchen keine Subventionen sondern eine klare Linie - Schluß mit Verbrennungsmotoren ab 2020 in der Neuzulassung. Aufbau einer flächendeckenden Infrastruktur für alternative Antriebe. Aufbau eines Bundes-Forschungsinstitutes für Antriebsarten (Elektro, Wasserstoff usw.), das den Standort Deutschland sichert.
Wie stehen Sie dazu?
Mit freundlichem Gruß
M. S.
Sehr geehrter Herr S.,
vielen Dank für Ihre Frage, die ich wie folgt beantworte: Seit unserer Gründung leisten wir einen unermüdlichen Einsatz für eine umweltgerechte Verkehrspolitik und freuen uns, dass das Thema endlich in der Mitte der Wirtschaft und Gesellschaft angekommen ist. Ich gehe davon aus, dass wir beide uns einig sind, dass durch Verzweiflungsakte wie Software-Updates für Dieselautos keine saubere Mobilität geschaffen werden kann. Im Gegenteil! Derartige Scheinlösungen führen dazu, dass wieder und wieder kostbare Zeit zum Handeln verloren geht und dadurch die Herausforderungen noch größer werden. Ihren Anmerkungen und Fragen entnehme ich, dass wir beide uns auch darin einig sind, dass wir verbindliche Regelungen benötigen. In unserem Bundestagswahlprogramm machen wir deutlich, dass nur durch eine Bundesregierung mit grüner Beteiligung verbindliche Regelungen durchgesetzt und die Weichen für eine nachhaltige und familienfreundliche Mobilität tatsächlich gestellt werden können: „Das bedeutet: saubere Autos und mehr Car- und Bikesharing, ein besseres Zug- und ÖPNV-Angebot für alle in der Stadt und auf dem Land. Unser öffentlicher Personenverkehr muss von allen genutzt werden können – deshalb streiten wir dafür, dass er barrierefrei gestaltet wird. Wir wollen bessere Fußwege und mehr Raum zum Spielen und Flanieren in unseren Städten, bessere Luft zum Atmen. Alle sollen wieder ruhig schlafen können, auch in der Nähe von Flughäfen, Bahnstrecken und viel befahrenen Straßen“ (Seite 57, BTW-Programm).Wir möchten gemeinsam mit unseren Bürger*innen im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes eine echte Verkehrswende einleiten. Saubere Autos sind ein wichtiger Bestandteil dieser Wende. Eine Kernforderung in unserem Zehn-Punkte-Programm ist, dass ab 2030 nur noch abgasfreie Autos neu zugelassen werden sollen. Das ist vielleicht kein idealer, aber durchaus ein realistischer Zeitpunkt und eben dafür sollten wir gemeinsam kämpfen. Lassen Sie uns auch gemeinsam dafür einsetzen, dass mehr in Forschung investiert wird und mit Hilfe der innovativen Forschungsergebnissen die Infrastruktur flächendeckend auf- bzw. ausgebaut werden kann, aus meiner Sicht: ein MUSS!
Ich hoffe, Ihrer Frage hiermit im ausreichenden Maße
beantwortet zu haben und verbleibe mit herzlichen Grüßen,
Urban Aykal