Frage an Ulrike Scharf von Guido L. bezüglich Innere Sicherheit
Sehr geehrte Frau Ministerin Scharf,
zunächst einmal: Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem neuen Amt als bayrische Umweltministerin!
Nun zu meinen Fragen:
In Ihr Ressort fällt die Atomaufsicht über alle bayr. kerntechnischen Anlagen. Sicherlich ist Ihnen bekannt, dass im (zum Glück) 2011 stillgelegten AKW Isar 1 1734 abgebrannte Brennelemente im Abklingbecken lagern (siehe http://www.sueddeutsche.de/bayern/kernkraftwerk-isar-gefahr-im-abklingbecken-1.1298094 ). Ca. die Hälfte dieser Brennelemente dürften gem. KTA-Regelwerk in CASTOR(c)-Behälter umgelagert werden, so dass die latente potentielle Gefahr, die von den Brennelementen ausgeht (Stichwort: möglicher Flugzeugabsturz auf Isar 1) verringert werden könnte (im Gegensatz zum Reaktorgebäude vom SWR Isar 1 würde ein CASTOR einem Flugzeugeinschlag standhalten). Bekannt ist auch, dass der Hersteller der CASTORen, die Gesellschaft für Nuklearservice mbH (GNS, Essen) mit der Fertigung nicht nachkommt und momentan massive Probleme in der internen Qualitätssicherung hat, was dazu führte, dass die Bundesanstalt für Materialforschung und -Prüfung in Berlin (kurz: BAM) 44 CASTORen gesperrt hat (siehe z.B. http://www.sueddeutsche.de/politik/atommuell-rueckruf-fuer-castoren-1.2116379 ).
Meine Fragen:
- Ist absehbar, wann die grundsätzlich transportfähigen abgebrannten Brennelemente aus dem Abklingbecken von ISAR 1 entfernt werden? (Hinweis: Gem. KTA-Regelwerk dürfen abgebrannte BE frühestens nach 5 Jahren aus dem Abklingbecken in CASTORen umgeladen werden.)
- Wieviele sind das mittlerweile exakt?
- Waren Ihnen die Probleme in der Qualitätssicherung bei der Fa. GNS bisher bekannt?
- Falls nein: Nehmen Sie sowohl mit der BAM als auch mit GNS diesbezüglich bald Kontakt auf?
- Wieviele abgebrannte BE lagern momentan im noch laufenden AKW Isar 2?
Im Voraus für Ihre diesbezüglichen Aktivitäten dankend und hoffend auf Ihre baldige dezidierte Antwort verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen aus Eching (Lkr. Freising)
Guido Langenstück
Sehr geehrter Herr Langenstück,
hier meine Anworten auf Ihre Fragen zum Thema Sicherheit.
Frage 1: Ist absehbar, wann die grundsätzlich transportfähigen abgebrannten Brennelemente aus dem Abklingbecken von ISAR l entfernt werden? (Hinweis: Gem. KTA-Regelwerk dürfen abgebrannte BE frühestens nach 5 Jahren aus dem Abklingbecken in CASTORen umgeladen werden.)
Der für die Räumung des Lagerbeckens erforderliche Brennelementtransportbehälter CASTOR (R) V/52 Rev. 96 hat im September 2014 die verkehrsrechtliche Zulassung durch das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) und die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung erhalten. Eine weitere Voraussetzung für die Auslagerung der Brennelemente ist die Genehmigung der Einlagerung dieses Behältertyps in das Standortzwischenlager Isar durch das BfS. Die Betreiberin des Zwischenlagers (E.ON) hat diese Aufbewahrungsgenehmigung beantragt. Gemäß dem derzeitigen Kenntnisstand der Betreiberin wird diese vom BfS nicht im Jahr 2015 erteilt werden, ein belastbarer Termin für die Auslagerung der Brennelemente ist derzeit noch nicht erkennbar.
Frage 2: Wie viele Brennelemente sind das mittlerweile exakt?
Alle 1734 Brennelemente können in Castorbehälter verpackt werden. Dies wird etwa zwei Jahre in Anspruch nehmen.
Frage 3: Waren Ihnen die Probleme in der Qualitätssicherung bei der Fa. GNS bisher bekannt? Falls nein: Nehmen Sie sowohl mit der BAM als auch mit GNS diesbezüglich bald Kontakt auf?
Die Fachabteilung des StMUV wurde zeitnah über die angesprochenen „Probleme der Qualitätssicherung“ informiert.
Frage 4: Wie viele abgebrannte BE lagern momentan im noch laufenden AKW Isar 2?
Im Brennelementlagerbecken des Kernkraftwerks Isar 2 befinden sich 438 bestrahlte Brennelemente.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit diesen Antworten weiterhelfen und verbleibe,
mit freundlichen Grüßen
Ulrike Scharf