Frage an Ulrike Höfken-Deipenbrock von Hartmut L. bezüglich Wirtschaft
Warum unterstützen Sie diesen massiven Eingriff in die Natur durch die ganzen Windräder hier bei uns? Es schadet dem Tourismus und ist als Energieerzeuger ( ohne Subventionen ) viel zu teuer. Wie können wir uns das leisten. Die immer anführten Jobs, die geschaffen werden, könnten bei den Subventionen auch anders geschaffen werden.
Wie können Sie sicherstellen, dass die Windräder am Betriebsende wieder kostenneutral abgebaut werden, wenn die Aufstellfirmen pleite sind. Siehe Provento
Gruß
H.Lindemeier
Sehr geehrter Herr Lindemeier,
ich unterstütze die Nutzung der Windkraft mit Augenmaß und geeigneter Standortauswahl– auch in unserer Region – und kann die von Ihnen gegen die Windkraft ins Spiel gebrachten Argumente nicht teilen. Selbstverständlich gibt es in einigen Regionen Deutschlands auch Akzeptanzprobleme mit der Windenergie. Diese machen sich vor allem dort bemerkbar, wo Windkraftanlagen sehr nah an Wohngebieten errichtet werden oder als wesentliche Veränderung des Landschaftsbildes empfunden werden. Sicher wurden in einzelnen Gemeinden in der Vergangenheit auch Fehler bei der Ausweisung von Flächen für WKA begangen (z. B. durch zu geringe Abstände).
Die Windkraft ist für mich ein wichtiges Instrument unter anderen für
die Schaffung einer zukunftsfähigen Energieversorgung weg von Öl, Kohle
und Atom.
Mit der Energiewende haben wir die notwendige Modernisierung der Energiepolitik in Richtung Nachhaltigkeit begonnen. Die Politik der 3 E – Einsparung, Effizienz und Erneuerbare Energien, zielt darauf, den Investitionsstau in der veralteten Versorgungsstruktur aufzulösen und bis zum Jahr 2020 zu einem neuen, umweltfreundlichen und damit zukunftssicheren Energiemix zu kommen: Wir wollen dann mindestens 25 Prozent der Energieversorgung auf Erneuerbare Energien umstellen. Der von Ihnen unterstellte massive Eingriff in die Natur durch die Windkraft findet so nicht statt. Diese Meinung teilen auch die Naturschutzverbände. So sagt Günter Ratzbor vom Deutschen Naturschutzring (DNR): „Wir hatten die Windkraft im Visier und konnten feststellen: Eine gute Standortwahl macht Windkraft umwelt- und naturverträglich! Die tatsächlichen Wirkungen von Windkraftanlagen auf Mensch, Natur und Umwelt haben nur eine Reichweite von wenigen hundert Metern. (…) Der DNR ist sich sicher: Wir brauchen die Windenergie und wir können die Windenergieanlagen so planen, bauen und betreiben, dass schädliche Auswirkungen auf Mensch und Umwelt weitestgehend vermieden werden.“ (www.windkraft.dnr.de/index.php?idc) Nahezu jedes Projekt wird heutzutage durch ornithologische Untersuchungen begleitet. In Natur- und Vogelschutzgebieten werden zudem keine Windenergie-Anlagen aufgestellt.
Ich habe bisher auch noch keine durch Tatsachen belegte Behauptung gehört, dass Windkraftanlagen dem Tourismus schaden würden. Im Gegenteil ergeben sich für viele Gemeinden positive Auswirkungen, da sie einen Imagegewinn erleben. Die meisten Urlauber sind für aktiven Umweltschutz und saubere Energieerzeugung an ihrem Urlaubsort und schätzen Windkraftanlagen als einen Beitrag dazu. Besichtigungstouren zu Windenergieanlagen, aber auch anderen Erneuerbaren Energien bereichern das mancherorts das Tourismusangebot.
Bei der Unterstützung der Windkraft und der anderen Erneuerbaren Energien handelt es sich nicht um eine Subventionierung durch den Staat, sondern eine Umlage der Kosten für die Förderung der Erneuerbaren Energien auf den Strompreis. Pro Privathaushalt bei einem jährlichen Stromverbrauch von 3.500 Kilowattstunden betragen die Mehraufwendungen für Erneuerbare Energien etwas weniger als 1,50 € pro Monat – oder etwa 2% des Endpreises (zum Vergleich: die Kosten des Netzentgeltes am Strompreis sind 10-15 mal höher). Im Gegenzug werden Umweltkosten der Stromerzeugung (Strahlung, Luftverschmutzung, Gesundheitskosten, Umweltzerstörung) nach Berechnungen des Umweltbundesamtes von etwa 5 Euro vermieden, die ansonsten der Steuerzahler tragen müsste.
Zur Frage des Rückbaus von Anlagen: Der Rückbau der Anlagen ist Sache des Betreibers, der früher nach Baugesetzbuch und jetzt nach BImschG verpflichtet ist, die Anlage sachgerecht abzubauen. Hierfür hinterlegt der Betreiber eine entsprechende Rückbaubürgschaft. Damit ist im Gegensatz zu vielen anderen baulichen Anlagen hier gewährleistet, dass es keine Probleme mit dem Rückbau gibt.
Sehr geehrter Herr Lindemeier,
die massiv ansteigenden Ölpreise machen die Notwendigkeit des Ausbaus von Alternativen mehr als deutlich. Hier kann viel erreicht werden: Laut einer aktuellen Studie des IFaS in Birkenfeld kann es kurzfristig gelingen, durch die Förderung der Bioenergien 260 bis 300 Millionen Euro im Wirtschaftskreislauf des Landes Rheinland-Pfalz zu belassen – vorausgesetzt wir nutzen unsere Potentiale im Land und ersetzen die teuren Erdöl- und Erdgasimporte durch Holz aus dem Westerwald, Raps von Hunsrückwiesen oder Bioabfällen vom Bauernhof nebenan. Und damit schaffen und sichern wir auch viele Arbeitsplätze.
Im Bereich der Windkraft sehen wir große Möglichkeiten mit dem sogenannten Re-Powering, das heißt der Ersatz von kleinen Anlagen durch effizientere Anlage, die auch leiser und ruhiger laufen. Ich hoffe, dass wir dafür auch Ihre Unterstützung finden.
Mit freundlichen Grüßen
Ulrike Höfken