Portrait von Ulrike Höfken-Deipenbrock
Ulrike Höfken-Deipenbrock
Bündnis 90/Die Grünen
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Ulrike Höfken-Deipenbrock zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Dipl.-Phys. Helmut G. •

Frage an Ulrike Höfken-Deipenbrock von Dipl.-Phys. Helmut G. bezüglich Verbraucherschutz

Sehr geehrte Frau Höfken-Deipenbrock,

Sie haben sicher gestern den schöckierenden Film bei ARTE:
"Monsanto mit Gift und Genen" gesehen.

"Der Dokumentarfilm erkundet das Reich des US-amerikanischen Konzerns "Monsanto Chemical Works", dem weltweiten Marktführer für Biotechnologie. Dem Engagement auf diesem Gebiet verdankt "Monsanto" auch, dass es zum umstrittensten Unternehmen des modernen Industriezeitalters wurde, stellte es doch das im Vietnamkrieg zu trauriger Berühmtheit gelangte Herbizid "Agent Orange" her. Heute sind 90 Prozent der angebauten gentechnisch veränderten Organismen "Monsanto"-Patente. Diesen Umstand halten viele für bedenklich.

Heute ist "Monsanto" weltweiter Marktführer auf dem Gebiet der Biotechnologie. 90 Prozent der heute derzeit angebauten gentechnisch veränderten Organismen, unter anderem Soja, Raps, Mais und Baumwolle, sind "Monsanto"-Patente. Und über kurz oder lang scheint das Unternehmen die gesamte Nahrungsmittelkette zu kontrollieren. Überall auf der Welt gibt es mittlerweile transgene Organismen von "Monsanto". Aber noch nie hat ein agro-industrielles Patent so sehr die Gemüter erhitzt. Der Dokumentarfilm fragt nach den Gründen für die Aufregung und erklärt, worum es bei gentechnisch veränderten Organismen überhaupt geht. Am Ende steht die Frage, ob "Monsanto"-Produkte Fluch oder Segen für die Menschheit sind."

Wenn nicht, können Sie sich den Film noch einmal unter:

http://www.arte.tv/de/wissen-entdeckung/Monsanto-mit-Gift-und-Genen/1912794.html

ansehen.

Als Vorsitzende des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz frage ich Sie, sollte aufgrund dieser Erkenntnisse aus diesem Film MONSANTO DEUTSCHLAND nicht sofort die Betriebserlaubnis in Deutschland entzogen werden ?

Wenn nein, warum nicht ?

Helmut Gobsch
Ein sehr besorgter Bürger aus Halle(Saale)

Portrait von Ulrike Höfken-Deipenbrock
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Gobsch,

vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Anfrage über das Biotech- Unternehmen Monsanto. Ihre Besorgnis in diesem Zusammenhang ist sehr berechtigt. Auch Bündnis90/Die Grünen setzen sich seit Jahren für einen Anbaustopp von Gentech-Pflanzen ein. Aktuell fordern wir von der Bundesregierung und Agrarminister Seehofer, dass der Anbau von MON810-Mais in Deutschland gestoppt werden muss.

Weder Landwirtschaftsminister Horst Seehofer noch die Regierungskoalition zeigen sich derzeit bereit, den Anbau des Monsanto-Maises MON810 ernsthaft zu unterbinden. Selbst wenn sich einige Mitglieder der SPD in der Öffentlichkeit oder auch Landwirtschaftsminister Seehofer kritisch zum Anbau von MON810 äußern – weder Union noch SPD haben bisher etwas unternommen, um auf Bundesebene den Anbau von MON810 zu unterbinden. Erst kürzlich lehnte die Regierungskoalition einen Antrag von Bündnis90/Die Grünen ab, in dem wir den sofortigen Stopp des Saatgutverkaufs von MON810 fordern (Bundestags-Drucksache 16/7835).

Seitdem Landwirtschaftsminister Horst Seehofer im Dezember 2005 erstmalig den Saatgutverkauf von MON810-Mais in Deutschland zuließ, wird dieser umstrittene Mais bereits im dritten Jahr in Deutschland kommerziell angebaut. Um die Öffentlichkeit zu verwirren und sich zumindest zeitweise als Freund der gentechnik-freien Landwirtschaft darzustellen, ließ Seehofer zwar den Verkauf von MON810-Saatgut kurzzeitig im Frühjahr 2007 (nachdem das Saatgut bereits verkauft und ausgebracht war) verbieten – um ihn dann im Winter 2007 passend zu Beginn des Verkaufs von Mais-Saatgut wieder zuzulassen.

Dabei ist der Anbau von MON810 inzwischen in einigen EU-Ländern wie Frankreich, Griechenland, Österreich, Polen und Ungarn aus guten Gründen verboten worden.

Bündnis 90/Die Grünen setzen sich schon seit vielen Jahren kritisch im Bereich der Agro-Gentechnik ein. Wir freuen uns dabei auch über die breite Unterstützung von weiten Teilen der Bevölkerung und darüber, dass immer mehr Menschen in Deutschland gentechnikfreie Regionen gründen und sich für den Erhalt der gentechnikfreien Produktion einsetzen. Wenn sich viele engagieren, können wir den nötigen Druck erreichen, einen Durchmarsch der Agro-Gentechnik Lobby zu verhindern.

Mit freundlichen Grüßen

i. A. Dagmar Kersten
Büro Ulrike Höfken MdB