Frage an Ulrike Bahr von Thomas M. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Bahr,
in 18 europäischen Ländern gibt es bei der Organspende das Gesetz der Widerspruchslösung : Jeder ist Spender & wer nicht spenden will, kann widersprechen. In Deutschland gilt die Entscheidung & hier sterben bei der momentanen Gesetzeslage jedes Jahr über 1000 Menschen die auf der Warteliste stehen. Man wartetet in Deutschland z.B. auf eine Niere 7- 10 Jahre & in Spanien oder Österreich dagegen nur 1 Jahr, weil es dort die Widerspruchslösung gibt !
Ich fühle mich als Betroffener in Deutschland benachteiligt - gegenüber den Ländern mit Widerspruchslösung !
Was sagen sie zur Widerspruchslösung ?
Sehr geehrter Herr M.,
vielen Dank für Ihre Frage zur Widerspruchslösung bezüglich Organspenden.
Die Zahl der Organspender in Deutschland hat im vergangenen Jahr einen
Tiefpunkt erreicht. Zugleich warten aber mehr als 10.000 Menschen auf eine
lebensnotwendige Organspende. Interessant ist demgegenüber, dass laut der
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 80 Prozent der in Deutschland
lebenden Bevölkerung einer Organspende positiv gegenüber stehen. Die Zahlen
an Menschen, die einen Organspende Ausweis besitzen, spiegeln diese
Bereitschaft aber nicht wider.
Die Widerspruchslösung stellt einen Eingriff des Staates in die Freiheit des
Einzelnen dar. Deswegen ist dies ein Schritt, der nur dann zum Gesetz werden
sollte, wenn es eine breite Zustimmung dazu in der Bevölkerung und in der
Politik gibt. Daher befürworte ich zunächst mal eine breite
gesellschaftliche Diskussion. Dass der Entschluss für die Organspende nicht
primär an der Bereitschaft der Menschen liegt, zeigen die Zahlen. Deswegen
ist es umso wichtiger, dass auf die vielen offenen Fragen der Menschen
Antworten gegeben werden und die Abläufe von Organspenden transparenter
gemacht werden.
Ich persönlich halte, ebenso wie der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD-Fraktion Karl Lauterbach, die Widerspruchslösung - verbunden mit einer intensiven Aufklärung der Bevölkerung - für den richtigen Weg. Ich denke, dass mit der Widerspruchslösung die Zahl der Organspenden erheblich steigen wird und vielen Menschen geholfen werden kann.
Ich hoffe, meine Antwort konnte Ihnen weiterhelfen.
Für Ihre Zukunft wünsche ich Ihnen alles Gute.
Mit freundlichen Grüßen
Ulrike Bahr