Ulrich Stellfeld-Petersen
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Frage von Heike P. •

Frage an Ulrich Stellfeld-Petersen von Heike P. bezüglich Soziale Sicherung

Guten Tag Herr Stellfeld-P.,

Kristin Alheit hat es abgelehnt der Landarztquote für das Medizinstudium zuzustimmen. Mit der Quote könnten 10% der Studienplätze an Medizinstudenten vergeben werden, die sich verpflichten 10 Jahre lang in Gebieten mit Ärztemangel zu arbeiten.
Frau Alheit setzt auf Verbesserung der Arbeitsbedingungen.
Warum in aller Welt sollte deshalb ein Arzt auf dem Land tätig werden???
Er wird nach wie vor in die größeren Städte gehen und dort verbesserte Arbeitsbedingungen nutzen.
Ich muss in Nord-Nordfriesland 6 Monate! auf einen Facharzttermin im Umkreis von 50 km warten!
Wie stehen Sie dazu?
Vielen Dank für eine Antwort,

H. P..

Antwort von
SSW

Keine Frage: Die von Ihnen angeführte Wartezeit ist völlig indiskutabel und gleichzeitig leider viel zu oft Normalität. Für den SSW ist klar, dass sich wieder deutlich mehr Studierende für den Hausarztberuf entscheiden müssen, damit die Lücken in der allgemeinmedizinischen Versorgung geschlossen werden können. Doch wir leben bekanntlich in einem Flächenland, das vergleichsweise dünn besiedelt ist. Unser wichtigstes Ziel ist daher, die Gesundheitsversorgung in der Fläche überhaupt aufrecht zu erhalten. Denn trotz der naturgemäß geringen Fallzahlen müssen auch im ländlichen Raum alle notwendigen medizinischen Leistungen im Rahmen der Daseinsvorsorge erbracht werden. Leider sind damit weitere Versorgungswege unvermeidbar.

Die Lösung für das Problem der fehlenden AllgemeinmedizinerInnen und HausärztInnen ist aus unserer Sicht vielschichtig. Grundsätzlich lässt es sich kaum im Alleingang lösen, da es eine bundesweite Herausforderung ist. Letztlich brauchen wir daher ein ganzes Bündel an Maßnahmen von Bund und Ländern, um die Ärzteversorgung auf dem Land zu sichern. Dazu gehören nicht zuletzt auch gezielte finanzielle Anreize.

Mit Blick auf unseren unmittelbaren Verantwortungsbereich hier im Land fordern wir vor allem weitere Studienplätze, um die Basis der Mediziner langfristig zu sichern. Daneben müssen wir die Allgemeinmedizin aber auch durch eigene Lehrstühle und wirklich nachhaltige Imagekampagnen aufwerten und den Ausbau der Infrastruktur im ländlichen Raum (z.B. bei der bedarfsgerechten Kinderbetreuung oder bei kulturellen Angeboten) vorantreiben. Hier liefert der aktuelle Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz zum "Masterplan Medizinstudium 2020" zumindest einen wichtigen Beitrag. Wir begrüßen ausdrücklich, dass das Medizinstudium zukünftig patientenorientierter und praxisnäher sein soll. Außerdem teilen wir das Ziel, dass allgemeinmedizinische Inhalte schon ab dem ersten Semester und über das gesamte Studium hinweg vermittelt werden.

Eine Landarztquote, die von Ihnen und auch in diesem Rahmen angeregt wird, sehen wir dagegen kritisch. Jene Studierende bei der Studienplatzvergabe zu bevorzugen, die sich verpflichten, nach ihrer Facharztweiterbildung als Hausarzt auf dem Land zu arbeiten, halten wir für schlicht unrealistisch. AbiturientInnen, die gerade die Schule verlassen haben, sollten nach unserer Auffassung keine so weitreichende Entscheidung treffen müssen. Noch dazu käme diese ja erst 10 Jahre später, nach Studium und mehrjähriger Weiterbildung, zum Tragen - was uns auch einfach an der Handhabung zweifeln lässt.

Im Übrigen ist ein solcher Zwangscharakter aus Sicht des SSW grundfalsch und trägt diesem verantwortungsvollen Beruf in keiner Weise Rechnung. Wir brauchen LandärztInnen, die sich ganz bewusst und motiviert dafür entscheiden und die diesen Weg nicht etwa als "Opfer" für einen Studienplatz in Kauf nehmen. Sogar weite Teile der Ärzteschaft selbst weisen darauf hin, dass sich dieser Ansatz kontraproduktiv auf das Image des ländlichen Raums bei MedizinerInnen auswirken könnte. Hierdurch würden wir das Problem also im Zweifelsfall sogar noch verschärfen. Und das kann wirklich niemand wollen.

Auch wenn der Weg über eine Quote also unmittelbar verlockend wirkt, muss man aus Sicht des SSW weiter beharrlich für verbesserte Anreize für den Landarztberuf kämpfen. Natürlich sind hierfür viele verschiedene, und mitunter auch sehr langwierige, Maßnahmen nötig - aber nur so werden wir hier langfristig Erfolg haben.