Frage an Ulrich Scholtz von Florian S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Scholtz,
die 400€ Jobs haben sich in vielen Bereichen durchgesetzt. Viele Vollzeitstellen sind in Bäckereien oder Supermärkten durch 400€ Jobs ersetzt worden. Es sind oft Partner von Besserverdienern, die diese Tätigkeiten ausüben. Leben kann man von 400€ ja leider nicht!
Da diese Einnahmen extrem gering besteuert werden, wird diese Beschäftigungsart stark subventioniert.
Ist das so noch haltbar? Also ich finde, man sollte hier einfach die Vergünstigungen streichen! Ca. 2 Mio Stellen sozusagen im besten Fall in in circa 500000 richtige Jobs umwandeln. Dies würde den Arbeitsmarkt bei den arbeitslosen "Hauptverdienern" deutlich entlasten und eine Menge Steuern bringen!
Mich würde auch Ihre Stellungnahme zu dieser Frage interessieren. So kann ich einstufen, wie sich die FDP hier positioniert.
Viele Grüße,
Florian Schmidt
Hallo Herr Schmidt,
Danke für Ihre Frage. Die FDP fordert unbürokratische 630-Euro-Jobs. Das heißt, Sie will die Grenze bis zu der solche Jobs möglich sind, erhöhen. Ich kann da übrigens nicht erkennen, wo Sie da eine "Vergünstigung" sehen, denn sowohl ein Einkommen von 400 x 12 = 4.800 Euro als auch eines von 600 x 12 = 7.200 Euro wäre nach den heutigen Tarifen eigentlich steuerfrei, wenn diese Jobform gestrichen würde. Außerdem haben Sie, als Sie von "Partnern von Besserverdienenden" geschrieben haben, sicher übersehen, dass solche Jobs sehr häufig von Frauen ausgeübt werden, die zeitlich bedingt, eine andere Form der Beschäftigung nicht wahrnehmen könnten. Beziehungsweise, denen wir das Recht, am Berufsleben teil zu nehmen, nicht streitig machen sollten. Die Rechnung zwei Millionen durch vier ist im Übrigen eine nicht totzukriegende Milchmädchenrechnung, die Sie an Ihrem eigenen Beispiel nachvollziehen können: Vier 400-Euro-Kräfte in der Bäckerei sind vier Leute um sieben Uhr und eine um halb zwei, wenn nicht mehr so viel los ist. Ergebnis: Sie haben morgens Ihre Brötchen schneller. Eine Vollzeitkraft heißt, Sie warten morgens länger. Den Dreisatz vier Bäckereiverkäuferinnen bedienen 20 Kunden in 40 Minuten, wieviel Minuten braucht eine Bäckereiverkäuferin kennen Sie ja sicher noch aus der Schule. Und wenn Sie Pech haben, gibt´s keine Wecken, weil die Vollzeitkraft mal krank ist (oder ihr Kind). Kurz und gut: Die Mini-Jobs sind im Prinzip nicht zu verteufeln, aber sie könnten unbürokratische gehandhabt werden.
Mit freundlich Grüße
Ulrich Scholtz