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Frage von Georg S. •

Frage an Ulrich Goll von Georg S. bezüglich Recht

Sehr geehrter Herr Minister Goll,

viele Menschen im Land sind unentschlossen, wen sie bei der Landtagswahl wählen sollen, so auch ich. Daher eine Frage, welche für mich relevant ist aber auch für andere:

Durch die letzte Examensprüfung Jura fielen wieder über 30% der Teilnehmer durch, das ist vielfach mehr als z.B. bei den Medizinern. Das geht schon seit vielen Jahren so. Sie erhalten einen Brief, in dem steht, sie haben „endgültig nicht-bestanden“, ohne Aufzeigen einer Perspektive oder wenigstens „guter Wünsche“ und "viel Glück", wahrscheinlich weil die Behördenleute annehmen, dass man das im Berufsleben wohl eh nicht mehr haben wird(!). Die Arbeitsagentur hat übrigens nur vorgefertigte Antworten darauf (Bachelor an der Fernuni Hagen oder Fachhochschule… oder gleich Leih- und Zeitarbeit!).

Ich frage Sie daher, was Sie bzw. Ihre Partei da zukünftig zu tun gedenken bzw. warum Sie nicht schon längst was geändert haben: Halten Sie es für hinnehmbar, dass in diesem Studiengang so viele erst in der letzten Prüfung nicht bestehen? Werden Sie weiterhin zulassen, dass der Staat so verantwortungslos handelt und die Leute nach langem Studium einfach so "rausschmeißt", ohne wenigstens auf die Universitätsprüfung einen Bachelor zu verleihen? Eine Partei, die sagt, das lassen wir so, da ist "jeder seines Glückes Schmied" kann ich jedenfalls nicht wählen, deshalb möchte ich das gerne von Ihnen als dem Spitzenkandidaten der FDP und aktuell zuständigen Landesminister der Justiz wissen.

Bereits im Voraus besten Dank für Ihre Antwort!

Mit freundlichen Grüßen

Georg Stobbart

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Stobbart,

vielen Dank für Ihre Anfrage auf abgeordnetenwatch. In der Tat liegt der Anteil der Studentinnen und Studenten, die die erste juristische Staatsprüfung an baden-württembergischen Universitäten im ersten Anlauf nicht bestehen, seit Jahren zwischen 20 und 30 Prozent. Erfreulicherweise lag die Quote derer, die auch im zweiten Anlauf das Examen endgültig nicht bestanden haben, in den letzten Kampagnen nur noch bei 4 bis 7 Prozent.

Dennoch stimme ich Ihnen voll und ganz zu, dass man mit der Durchfallquote im ersten Anlauf nicht zufrieden sein kann. Dieser aus meiner Sicht fahrlässige Umgang mit der Lebenszeit junger Menschen hat mich bereits im Jahr 2007 dazu veranlasst, mit dem sog. "Stuttgarter Modell" einen Vorschlag zur Umgestaltung der juristischen Ausbildung in Deutschland zur Diskussion zu stellen. Durch die nach dem "Stuttgarter Modell" vorgesehene Einführung der Bachelor/Master-Struktur auch in die Juristenausbildung würden mehrere Schwachstellen der jetzigen Ausbildung beseitigt, die Sie in Ihrer Anfrage zu Recht anführen:
- Durch die fortlaufenden Prüfungen zum Abschluss eines jeden Moduls würde zum einen die Hochschule in die Lage versetzt, die fehlende Eignung von Studentinnen und Studenten frühzeitig festzustellen,
- Zum anderen wären die Studentinnen und Studenten gezwungen, ihre Fähigkeiten beizeiten auf den Prüfstand zu stellen und nach Alternativen zu suchen, die ihren Talenten und Neigungen eher entsprechen.
- Die Studentinnen und Studenten hätten bereits nach einem dreijährigen Studium mit dem Bachelor einen Abschluss in der Hand, der sie für eine Berufstätigkeit qualifiziert.
- Diejenigen, die das Bachelor-Studium erfolgreich absolviert haben und weiter studieren, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit auch den Master-Abschluss schaffen; die Durchfallquote wird daher deutlich geringer sein.

Obwohl die Vorteile dieses Reformmodells aus meiner Sicht auf der Hand liegen, war es bislang jedoch leider nicht möglich, bei den übrigen Ländern im Bundesrat eine Mehrheit für dieses Vorhaben zusammenzubekommen. Ich werde mich aber auch in Zukunft für diese Reform zur Verbesserung der Juristenausbildung einsetzen und weiterhin unter den Justizministern der Bundesländer für dieses Anliegen werben.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Prof. Dr. Ulrich Goll MdL