Frage an Ulrich Becker von Jasmin K. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Becker,
was tun Sie und Ihre Partei konkret, um dem Speziesismus in unserer Gesellschaft zu begegnen?
Vielen Dank & freundliche Grüße
Jasmin Kircher
Liebe Frau Kircher,
da musste ich jetzt erstmal nachschauen, was das überhaupt ist :)
Mir ist sehr wohl bewusst, was für tief fühlende und denkende Wesen uns
in der Natur umgeben. Sehr beeindruckend fand ich das Buch "Intelligenz
der Tiere" von Carl Safina. Insbesondere das Kapitel zu den
verschiedenen Orca-Arten hat mich umgehauen. Tiere kommunizieren auf
eine Art und Weise, die wir Menschen noch nicht begriffen (oder
verlernt?) haben. Die Grenzen dessen, was wir als "Mensch" und was wir
als "Tier" verstehen, verschwimmen bei der Lektüre des Buches. Insofern
können sie versichert sein, dass mir der achtsame Umgang mit unseren
Mitwesen ein hohes Anliegen ist. Achtsamkeit ist eine unserer Säulen.
Wobei das im Alltag zwischen Menschen nicht immer ganz so einfach
ist...mit Tieren schon eher :)
Im Alltag habe ich aber wenig mit Tierbegriffen zu tun, daher erkenne
ich auch wenig Speziesismus bei mir im Alltag (wenn ich das richtig
verstanden habe.) Vielleicht unterschätze ich das auch? Klären Sie mich
auf: ulrich.becker@diebasis-bw.de
Das mit den -ismen ist natürlich so eine Sache... Beispiel: Ich bin für
eine Rassismus-freie Gesellschaft und lebe selbst bestmöglich danach,
bin viel in der Welt herumgereist und wir hatten viele Gäste aus aller
Welt, habe Freunde, Kollegen und Bekannte, deren Hautfarbe oder Herkunft
ist mir schon immer egal gewesen. Ich habe Rassismus erlebt und lehne
das grundsätzlich ab. Andererseits habe ich auch schon
Anti-Rassismus-Debatten erlebt, die dem in Aggressivität und Ausgrenzung
von Andersdenkenden in nichts nachstanden. Das Problem ist immer der
Mensch: Er generiert ein "Wir" und "die Anderen" und dann werden Grenzen
gezogen, oft sogar im Namen des "Guten" und "moralisch besseren". Jede
Art von Ausgrenzung und zugehöriger Angst-Propaganda kann zu
zivilisatorischen Katastrophen führen, wie wir auch in der deutschen
Geschichte schon mehrfach erlebt haben (und es leider für die Zukunft
auch nicht ausschließen können). In allen Fällen lehne ich Ausgrenzung
und die darauf begründete Aggressivität ab. Aber andererseits ständig zu
betonen, dass es keine Unterschiede geben darf, betont selbst ja die
Unterschiede. Mir ist das zu ideologisch. Ich mache einfach keine
Unterschiede. Fertig.
Noch ein gängiges Beispiel, Feminismus: Vermutlich stehen unsere
Mitglieder dem sog. "Gender-Mainstreaming" auch eher skeptisch
gegenüber. Nicht, weil sie eine patriarchale Gesellschaft wünschen,
sondern weil sie im Alltag einfach Gleichberechtigung leben statt sich
an der Debatte aufzuhalten. Wir haben z.B. ohne jede Quotenregelung oder
sonstigen -ismus den höchsten Frauenanteil aller Parteien in Deutschland
nämlich ca. 50%. Dann erübringen sich die -ismen von alleine und die
ideologischen Bevormundungen.
Aktuell ist es der "Coronaismus", der Menschen ausgrenzt, entwertet, in
Schmuddel-Ecken schiebt im Namen der guten Sache und Solidarität... Wer
profitiert? Meine Vermutung ist, dass wir uns als Gesellschaft auch für
diesen -ismus eines Tages wieder für Jahrzehnte schämen werden.
Fröhliche Grüße
Ulrich Becker