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Ulla Brede-Hoffmann
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Frage von Michael B. •

Frage an Ulla Brede-Hoffmann von Michael B. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Guten Tag Frau Brede-Hoffmann,

die Realschule + soll auch die Fachoberschulreife bringen.
Dafür war bisher die berufsbildende Schule zuständig.

Brauchen wir die BBS dafür künftig nichtr mehr?
Und die Lehrer von dort werden an die RS+ versetzt???

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Bubach,

die Schulstrukturreform des Landes Rheinland-Pfalz, die eine Zusammenführung der Schularten Realschule und Hauptschule zur Realschule + als wesentlichen Reformbestandteil enthält, wurde zum einen durch das Schulwahlverhalten der Eltern und ihrer Kinder verursacht -- kaum mehr als 10 % eines Jahrganges wurde noch in der 5. Klasse der Hauptschule angemeldet -- und ist zum anderen die Antwort auf die erwartete demographische Veränderung in unserer Gesellschaft -- die Zahlen der Kinder wird auch in Rheinland-Pfalz dramatisch zurückgehen. Hauptschulen, die zu klein wurden und nicht mehr mit einem differenzierten Angebot qualifiziert auf den künftigen Berufsweg vorbereiten konnten, der Hauptschulabschluss, der von der Wirtschaft nicht mehr ausreichend geachtet wurde und der daher eine Sackgasse für die Jugendlichen darstellte, Eltern, die den Glauben an die Hauptschule verloren hatten -- all diese Faktoren forderten eine Schulreform heraus, auch wenn in den zurückliegenden Jahren ganz besonders die Hauptschulen mit deutlich verbesserten Rahmenbedingungen wie kleinen Klassen, Schulsozialarbeit, vielen Förder- und Differenzierungsstunden, Sprachfördermaßnahmen und vielem mehr Garant für eine qualifizierte Berufsvorbereitung hätte sein können! Die SPD in Rheinland-Pfalz hat reagiert und eine neue Schulform, die Realschule + entwickelt, die eine Weiterentwicklung der bereits seit Jahre bestehenden Regionalen Schule darstellt, allerdings mit einem deutlicheren berufsorientierten Profil und der Wahlchance für Schulen und Schulträger, in der Form einer kooperierten oder einer integrierten Realschule + entwickelt zu werden.
Als Erweiterung der eigentlichen Sekundarstufen I-Schule beschloss die SPD, dieser Schulform die dem Bereich der Berufsbildenden Schulen zugeordnete FOS (Fachoberschule) an zu gliedern, die in 2 Jahren (incl. Berufspraktika-Anteile) zur Fachhochschulreife führt. Damit kann jede und jeder Jugendliche in Rheinland-Pfalz durch den Besuch einer allgemeinbildenden Schule bei entsprechenden Leistungen mindestens bis zur Fachhochschulreife gefördert werden. Die Zahl der FOSen, die an Realschulen + angeboten werden, wird begrenzt sein und in direkter Abhängigkeit stehen zur Zügigkeit der zugehörigen Realschulen + und der Schulentwicklungsplanungsdaten der entsprechenden Schulträger.

Die Angebote der Berufsbildenden Schulen in Rheinland-Pfalz sind in den zurückliegenden fast 20 Jahren seit Regierungsübernahme durch die SPD Rheinland-Pfalz über alle Maße und hochqualifiziert ausgeweitet worden.
Insbesondere vollzeitschulische Bildungsgänge wie Fachschulen und Höhere Berufsfachschulen der unterschiedlichsten Fachrichtungen, BOS I und BOS II (die zur allgemeinen Hochschulreife führen),berufliche Gymnasien (ebenfalls der unterschiedlichsten Fachrichtungen) sind flächendeckend und in großer Zahl an den BBSen in ganz Rheinland-Pfalz entstanden und sind aus dem vielfältigen Bildungsangebot des Landes einfach überhaupt nicht mehr weg zu denken. Insofern stellen die FOSen, die in Zukunft entstehen können, an unseren neuen RS+ einfach einen ZUSÄTZLICHEN Weg zur Höherqualifizierung dar, der einigen Schülerinnen und Schülern direkt nach Erreichen der Sekundarstufe I den Weg zur Fachhochschulreife ermöglichen soll. Allein zahlenmäßig werden wesentlich mehr Schülerinnen und Schüler auch weiterhin ihren Weg in den Beruf oder ins Studium über die unterschiedlichsten Bildungsangebote der Berufsbildenden Schule finden als über die neuentstehenden Klassen der FOSen.
Es muss unsere Pflicht sein, soviele Schülerinnen und Schüler wie irgend möglich so zu fördern, dass sie die Chance wahrnehmen können, eine Fachhochschul- oder Hochschulqualifizierung zu erreichen. Und zur Erfüllung dieser Pflicht ist eben auch die Entwicklung einiger FOS- Klassen auf Realschulen + ein vernünftiger Schritt. Zusätzliche Bildungsangebote mit Aufstiegsorientierung können unmöglich als negativer Wettbewerb verstanden werden, sondern sind ein MEHR an Chancen für junge Menschen und ein MEHR an Chance für unsere Wirtschaft für zukünftige Fachkräfte, die ja dringend gebraucht werden!

Wie aus diesen Darlegungen ersichtlich, kann auf die weitgefächerten Angebote der Berufsbildenden Schule auf gar keinen Fall verzichtet werden. Es werden im Gegenteil soweit wie dies die Schulträger beantragen und es die Daten der örtlichen Schulentwicklung verantwortbar erscheinen lassen, möglicherweise auch noch weitere Bildungsgänge an BBSen zusätzlich entwickelt werden. Da die FOS nach KMK-Richtlinien und dem rheinland-pfälzischen Schulgesetz eine Schulart der Berufsbildenden Schule ist, gehört sie per se zu den Schularten der Sekundarstufe II. In solchen Schulen unterrichten in der Regel Lehrkräfte mit der Lehrbefähigung der Sek.II. Dies können gymnasial ausgebildete Lehrkräfte sein oder Lehrkräfte der berufsbildenden Schulen. In den FOSen werden sowohl Lehrkräfte mit BBS-Befähigung eingesetzt werden -- insbesondere für die berufsorientierenden Fächer -- wie Lehrkräfte mit Gymnasiallehramt. Aber für die Übergangszeit werden auch Lehrkräfte mit Realschullehrbefähigung und einer Zusatzqualifizierung eingesetzt werden, die sich dann berufsbegleitend in eine Aufstiegsausbildung mit abschließender Aufstiegsprüfung zum Sekundarstufen II - Lehrer oder - Lehrerin begeben.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen einige Informationen zu unserer Schulstrukturreform geben, die im Jahr 2013 abgeschlossen sein soll.

Mit freundlichen Grüßen

Ulla Brede-Hoffmann