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Udo Bullmann
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Frage von Jörn N. •

Frage an Udo Bullmann von Jörn N. bezüglich Finanzen

Sehr geehrter Herr Bullmann,

ich habe gerade ein Vortrag von Friederike Spiecker über die Ursachen der Eurokrise und Vorschläge für Auswege aus der Krise gesehen. Der Vortrag ist im Internet zu sehen auf http://www.youtube.com/watch?v=62kQ6iKSIIw die Präsentation dazu gibt es auf http://www.ooe-topthema.at/wp-content/uploads/Wie-den-Euro-retten.pdf

Meine Frage ist nun:
Teilen Sie die Ansichten von Frau Spiecker und sehen sie auch eine Anhebung des Lohnniveaus in Deutschland über die nächsten 10 Jahre als einen entscheidenden Teil der Lösung der Eurokrise an?

Mit freundlichen Grüßen
Jörn Naber

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Sehr geehrter Herr Naber,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Bitte sehen Sie mir nach, dass ich nicht auf jeden Aspekt von Frau Spickers fast einstündiger digitaler Präsentation eingehen kann, sondern mich auf die Beantwortung Ihrer konkreten Frage bezüglich des Lohnniveaus in Deutschland beschränke.

Zuallererst muss festgehalten werden, dass die Exporte eines Landes die Importüberschüsse eines anderen Landes sind. Bedeutende Ungleichgewichte in dieser Hinsicht können sich die Länder Europas auf Dauer nicht leisten.

Das Europäische Parlament hat in diesem Sinne bereits am 28. September 2011 eine Gesetzgebung zur wirtschaftspolitischen Steuerung, das sogenannte ´Six-Pack´ verabschiedet. Dabei handelt es sich um sechs neue Rechtsakte, die letzten Dezember in Kraft getreten sind. Obwohl die Sozialdemokraten das Gesamtpaket ablehnten, weil es allzu sehr auf einseitiges Sparen ohne die notwendigen Investitionsanreize setzt, unterstützten wir jedoch die beiden Berichte (Ferreira und Haglund), die die Rahmenbedingungen zur Erkennung und zum Abbau von volkswirtschaftlichen Ungleichgewichten festlegen. (Angenommene Texte finden Sie unter folgendem Link: http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?language=DE&type=TA&reference=20110928&secondRef=TOC ). Auch der Ministerrat - einschließlich der deutschen Bundesregierung - stimmte dem Kompromiss zu: sowohl Defizit- als auch Überschussländer werden demnach überwacht und müssen bei grobem Fehlverhalten Reformen durchführen.

Es ist in der Tat eine problematische wirtschaftliche Entwicklung, wenn in der Bundesrepublik Deutschland hohe Exportüberschüsse mit langjährigen Reallohnverlusten für Beschäftigte und niedrigen Investitionsquoten des Staates einhergehen. Unzureichende Lohnsteigerungen sind in Deutschland mit ein Grund für die Ungleichgewichte, welche eine Ursache der Krise im Euroraum sind. Deutschland muss mehr auf Wettbewerb und Innovation setzen und seine Produktqualität sichern. Nicht durch Senkungen von Löhnen und Lohnnebenkosten. Deutschland muss in einem hinreichenden Maße Lohnniveaus angleichen, einen anständigen Mindestlohn bezahlen und Zukunftsinvestitionen tätigen. Lohndrückerei und zukunftsschädliche Investitionseinschnitte können keinen Bestand im europäischen Wirtschaftsmodell haben. Neben den dringend notwendigen Reformen in den Ländern mit latenten Leistungsbilanzdefiziten darf auch das nicht übersehen werden.

Neben Ungleichgewichten spielen natürlich viele weitere Aspekte eine wichtige Rolle in dieser Krise, so zum Beispiel Spekulationen an den Finanzmärkten. Teil einer Lösung der Eurokrise ist deshalb, neben der langfristigen Anhebung der deutschen Lohnniveaus, auch zum Beispiel die Einführung einer Finanztransaktionssteuer.

Ich hoffe ich konnte Ihnen mit diesen Informationen weiterhelfen.

Mit freundlichen Grüßen,

Udo Bullmann

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