Frage an Torsten Koch von Barbara H. bezüglich Familie
Die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf forciert die CDU mit dem Landesprogramm "Familien mit Zukunft" , indem u.a. der Bereich "Kindertagespflege" finanziell, qualitativ und strukturell ausgebaut wurde und für die Zukunft weiterentwickelt werden soll. Trotz eines Finanzierungsschubes auch für den weiteren Ausbau von Krippenplätzen ist z.Zt. davon auszugehen, dass nicht jeder Bedarf an Betreuung gedeckt werden kann. In der Praxis der Vermittlungen ist festzustellen, dass Eltern im Schichtdienst oder mit anderen unregelmäßigen Arbeitszeiten vermehrt auf flexible Zeitangebote von Betreuungen für ihre Kinder angewiesen sind. Um weitere geeignete und qualifizierte Tagespflegepersonen zu akquirieren, bedarf es vermehrter finanzieller Zuwendungen.
Kinder sind unsere Zukunft, oder?
Welche Position vertreten die Grünen hinsichtlich des Ausbaus der Betreuungen von Kindern in "Tagespflege"?
Liebe Frau Hansmann,
viele Menschen – und insbesondere Frauen - erleben unsere heutige Gesellschaft als blockiert. Eine Blockade, die bereits bei unseren Kindern anfängt, denen als den Schwächsten unserer Gesellschaft oftmals Steine in den Weg gelegt werden. Sie erhalten in den ersten, entscheidenden Jahren nicht die Aufmerksamkeit durch Förderung, Bildung und Erziehung, die ihnen nach unserer Auffassung zusteht. Deshalb streiten wir GRÜNEN für öffentliche Institutionen, die diese Teilhabe ermöglichen – für bessere Kindertagesstätten.
Unser Ziel ist eine gerechtere Gesellschaft, in der Kinderarmut keinen Platz hat. Alle Kinder sollen die gleiche Chance erhalten, ihr Leben selbst zu gestalten, unabhängig von Herkunft und Geldbeutel der Eltern. Der Zugang zur Bildung - vom Kindergarten bis zur Universität - ist dafür eine wichtige Voraussetzung. Denn die Köpfe unserer Kinder sind unsere wichtigste Ressource. Für ein verbindliches und qualitätsvolles Angebot an frühkindlicher Betreuung an alle Eltern braucht es neue ErzieherInnen, die wir in den nächsten vier Jahren einstellen wollen. Teilweise können diese Stellen über den von uns vorgeschlagenen Bildungssoli finanziert werden
Aber auch der Bereich der Kindertagespflege darf nach meiner Meinung nicht zu kurz kommen. Frauen haben vielfach die besseren Bildungsabschlüsse als Männer und bekommen doch die schlechteren Jobs. Sie fragen sich zu Recht, wieso ihr Kollege mit derselben Qualifikation mehr Geld verdient. Es ist nicht hinzunehmen, dass der Staat den Frauen zwar eine gute Ausbildung ermöglicht hat, sie aber letztlich mangels Betreuungsmöglichkeiten mit ihren Kindern zu Hause bleiben müssen. Dieses Gleichstellungsdefizit ist ungerecht und schadet auch der Wirtschaft. Die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am Erwerbsleben ist eine wichtige Voraussetzung für mehr Dynamik am Arbeitsmarkt, Beschäftigung und Innovation. Nicht zuletzt aus diesem Grund wollen wir GRÜNEN auch die Qualifizierung und Weiterbildung von Tagesmüttern bundeseinheitlich sichern. Insofern sind der Aufbau von mehr Kindertagesstätten und die Qualifizierung von Tagesmüttern ein sich-sinnvoll-ergänzendes Programm, das wir stützen und ausbauen müssen. Gerade im ländlichen Raum gibt es nach wie vor Landstriche, die in äußerst prekärer Weise unterversorgt sind. Z. B. ist in der Samtgemeinde Grasleben – in der ich lebe – zwar in absehbarer Zeit eine Kinderkrippe geplant, aber vor Jahresende ist an eine Realisierung nicht zu denken. Ferner gibt es meines Wissens in der ganzen Samtgemeinde Grasleben derzeit nicht eine einzige Tagesmutter. Wer hier alleinerziehend ist und nicht auf die Großeltern zurückgreifen kann, der ist von der Teilhabe am Erwerbsleben ausgegrenzt. Das ist für ein Industriedorf wie Grasleben ein inakzeptabler Zustand.
Mit besten Grüßen
Torsten Koch