Frage an Torsten Koch von Jörn R. bezüglich Familie
Die aktuelle Debatte um die Rente mit 69 entbehrt ja nicht einer gewissen Notwendigkeit, auch wenn es ja tatsächlich erst ab ca 2060 problematisch werden würde, so erscheint es doch angezeigt, nicht erst 2059 etwas zu unternehmen, was ist Ihr Standpunkt dazu?
Lieber Jörn Riegel,
mit ihren Berechnungen zur Rente hat die Bundesbank mitten im Wahlkampf sicherlich einige Verunsicherung ausgelöst. Der Bundesbank geht es um die Beibehaltung des Beitragssatzes von derzeit 19,9 %. Was genau hat sie eigentlich geschrieben: „Wenn das Verhältnis von Ruhestands- und Erwerbsphase näherungsweise konstant gehalten werden soll, wäre unter den demographischen Annahmen der AWG bis 2060 eine weitere Anhebung des gesetzlichen Rentenalters auf 69 Jahre notwendig.“ (Monatsbericht der Bundesbank, 2009, S.43).
Diese Wahrnehmung ist sicherlich grundsätzlich nicht falsch. Bedenken muss man meiner Meinung nach aber ebenso, dass derzeit auf dem deutschen Arbeitsmarkt noch immer der Jugendwahn herrscht. Jedes zweite Unternehmen beschäftigt keine Über-50-Jährigen. Berufliche Weiterbildung, altersgerechte Arbeitsplätze und Gesundheitsförderung sind das Gebot der Stunde, werden aber in den wenigsten Unternehmen umgesetzt. Mit anderen Worten, eine längere Lebensarbeitszeit ist nur dann zu vertreten, wenn es für die älteren Menschen auch die Chance gibt, zu arbeiten – wir GRÜNEN werden prüfen, was wir tun können, damit die Rente mit 67 nicht bloß eine Rentensenkung durch die Hintertür ist. Es bestünde natürlich die Möglichkeit einer Rentensenkung oder höherer Rentenbeiträge. Ich denke aber, dass wir flexible Übergangsmöglichkeiten in den Ruhestand benötigen aber. Es macht eben einen Unterschied, ob jemand lange Zeit auf dem Bau oder in einer Bank gearbeitet hat. Wir GRÜNE wollen deshalb die Altersgrenze für eine abschlagsfreie Erwerbsminderungsrente wieder auf 63 Jahre senken. Auch sollte ein Bezug von Teilrente bereits ab dem 60. Lebensjahr möglich sein. Das macht es für ältere Beschäftigte leichter, bis zur Regelaltersgrenze weniger Stunden zu arbeiten und mit der verbleibenden Arbeitszeit weiterhin Rentenanwartschaften aufzubauen.
Wir GRÜNEN wollen in einem ersten Schritt die Garantierente einführen. Langfristig müssen wir aber nach meiner Auffassung die Rentenversicherung zu einer Bürgerversicherung für Alle weiterentwickeln, in die alle Erwachsenen unabhängig vom Erwerbsstatus mit Beiträgen auf alle Einkommen einzahlen. Dadurch wollen wir die Finanzierungsbasis verbreitern, unterbrochene Versicherungsverläufe schließen und das Ziel umsetzen, dass alle Bevölkerungsgruppen eine Alterssicherung nach gleichen Regeln für alle erhalten.
Derzeit prüfen wir Elemente verschiedener Modelle - seien es beitrags- oder steuerfinanzierte - zur bestmöglichen Realisierung. Die anteilige Mitfinanzierung der gesetzlichen Altersvorsorge durch die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber soll beibehalten werden.
Mit besten Grüßen
Torsten Koch