Frage an Tobias Hans von Alexander K. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Tobias Hans,
Die Impfkampagne macht große Fortschritte und auch Impfstoffe für Kinder sind unterwegs, so dass sich bald jeder Impfwillige auch impfen lassen kann. Für Lockerungen für geimpfte, bei beispielsweise Ausgangssperren und privaten Kontakten wird auch schon fleißig diskutiert, allerdings ohne Blick auf die Nicht-Geimpften.
Natürlich wird bald jeder sein Impfangebot bekommen, aber was ist mit denjenigen, die sich nicht impfen lassen wollen? Jens Spahn hat immer wieder betont, dass es in dieser Pandemie keine Impfpflicht geben wird. Aber da stellt sich mir doch die Frage:
Werden Personen, die sich nicht impfen lassen wollen, jemals wieder normal leben dürfen, oder müssen sie sich täglich testen lassen für ihre Grundrechte?
Jetzt ist klar, dass noch viele ungeschützt sind und wir in der dritten Welle sind, aber die Frage bezieht sich natürlich auf die Zeit im Sommer, wo jeder erwachsene Deutsche ein Impfangebot erhalten hat. Wenn sich jeder selbst schützen kann, gibt es doch keinen Grund irgendwen einzuschränken - weder geimpfte, noch nicht-geimpfte.
Sehr geehrter Herr Kiesel,
In der jetzigem Phase der Pandemie, in der die maßgeblichen Indikatoren zur Infektionslage weiterhin besorgniserregend, die Kapazitäten unseres Gesundheitssystems zugleich begrenzt und die Gefahren weiterer diffuser Infektionsherde und Mutationen weiterhin präsent sind, ist es schlichtweg noch nicht möglich, konkrete Aussagen zur Beantwortung Ihrer Frage zu tätigen. Zunächst einmal gilt es aber festzustellen, dass es in Deutschland keine Impflicht gibt.
Allerdings werden in der Tat bereits heute sehr konkrete Überlegungen angestellt, wie bei rückläufigem Infektionsgeschehen und einem weiteren Fortschreiten der Impfkampagne die bisher geltenden Maßnahmen schrittweise gelockert und dann auch gänzlich aufgehoben werden können. Das Ziel ist es jedenfalls, die Maßnahmen nicht länger aufrecht zu erhalten, als dies unbedingt erforderlich ist. Deshalb bin ich neben dem geplanten Schritt der Bundesregierung, einige Einschränkungen für vollständig geimpfte Bürgerinnen und Bürger zeitnah anzupassen, auch dafür, dass Menschen ohne Impfung, aber mit aktuell negativem Corona-Test bei Lockerungen die gleichen Rechte wie vollständig Geimpften zuteil werden können. Im Kern handelt es sich dabei um genau das, was wir mit unserem Saarland-Modell bereits praktizieren: Für Menschen, von denen nachweislich kein hohes Ansteckungsrisiko ausgeht, sind mehr Freiheiten möglich.
Letztlich kann die Herdenimmunität einer Gesellschaft, die ein erneutes Aufflammen der Corona-Pandemie verhindern kann und damit zu einer weitgehenden Aufhebung der Einschränkungen für alle Personengruppen führen wird, aber erst erreicht werden, wenn sich genügend Menschen impfen lassen. Denn wenn eine Person sich impfen lässt, schützt das nicht nur diese Person selbst, sondern die erworbene Immunität ist auch für den Rest der Gesellschaft. Mit einer Impfung schützt man also auch andere Personen, die sich noch nicht oder gar nicht impfen lassen können. Erst wenn genügend Menschen geimpft sind, führt der Gemeinschaftsschutz dazu, dass eine Krankheit ausgerottet wird. Deswegen werben ich und die saarländische Landesregierung auch dafür, sich nach Möglichkeit impfen zu lassen.
Herzliche Grüße und bleiben Sie gesund
Ihr Tobias Hans